Alles Teufelszeug? VI

Pluto
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#1611 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Mo 21. Aug 2017, 23:20

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das müsste er erst nachweisen.
1) Ersetze "Glaubensentscheid" durch "Methodik".
2) Prüfe, was mit dieser Methodik ermittelbar und was nicht.
Das wäre intellektuell unredlich.
Eine Methodik ist etwas was man befolgt. Einen Glaubensentscheid trifft man.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wer spricht davon, außer du?
Theißen - was ich ihm hoch anrechne.
Dann bitte ich um das entsprechende Zitat *(mit Quellenangabe).

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Hatten wir schon...
Hatten wir NICHT - meine Aussage ist, dass es PRINZIPIELL in obigen Fällen nicht möglich ist.
Wie begründest du diese Aussage?

closs hat geschrieben:Die Trennung von "Naturwissenschaft" und "Theologie/Philosophie" hat doch nichts mit der Existenzfrage der Teleologie zu tun.
Doch. Es ist die gleiche Frage. Zwei Antworten auf eine Frage.
Die Kirche glaubte aus teleologischen Gründen an die Geozentrik. Galileo zeigte, dass das nicht stimmte. Also war der teleologische Glaube der Kirche widerlegt. Seither ging es immer weiter bergab mit der kirchlichen Teleologie.

Galileo war übrigens ein zutiefst gläubiger Mensch, der seine Aussage später zurück zog, als man ihn unter Druck setzte. Ein zu tiefst tragischer Fall, für den die Kirche bis weit ins 20 Jahrhundert die Schuld trug.
Er wurde erst 1992 von Papst JP II rehabilitiert: http://www.focus.de/wissen/mensch/natur ... 50242.html
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#1612 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Mo 21. Aug 2017, 23:37

Pluto hat geschrieben:Eine Methodik ist etwas was man befolgt. Einen Glaubensentscheid trifft man.
Das stimmt nicht:
1) Man entscheidet sich für eine Methodik (und deren Grundlagen) oder einem "Glaubensentscheid".
2) Man befolgt dem, was daraus folgt - das gilt für beide.

Pluto hat geschrieben:Dann bitte ich um das entsprechende Zitat *(mit Quellenangabe).
Vorwort seines Standardwerks Seite 5.

Pluto hat geschrieben:Wie begründest du diese Aussage?
Weil ein Phänomen, das per Grundlage einer Methodik (hier: die Geschichte als naturalistischer Wirkungszusammenhang) nur naturalistisch beobachten, beschreiben und interpretieren kann, nicht als "göttlich" oder als als Naturgesetze brechendes Wunder interpretieren kann.

Pluto hat geschrieben:Die Kirche glaubte aus teleologischen Gründen an die Geozentrik. Galileo zeigte, dass das nicht stimmte.
Das war im Nachhinein gut für die Kirche, weil sie damit Gott nicht über die Natur "beweisen" musste - damals hat man aber so gedacht. - Insofern hatte Galileo nicht nur recht, sonder hat der Kiche sogar einen Gefallen getan.

Pluto hat geschrieben:Also war der teleologische Glaube der Kirche widerlegt.
Nein - die Verknüpfung der Teleologie mit der naturalistischen Welt war als falsch entlarvt worden. - Das ist eine ganz andere Aussage.

Pluto hat geschrieben:Seither ging es immer weiter bergab mit der kirchlichen Teleologie.
Wie kommst Du darauf? - Der göttliche Fügungs-Gedanke ist heute genauso unangefochten wie vor 2000 Jahren.

Pluto
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#1613 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Di 22. Aug 2017, 00:06

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Eine Methodik ist etwas was man befolgt. Einen Glaubensentscheid trifft man.
Das stimmt nicht:
1) Man entscheidet sich für eine Methodik (und deren Grundlagen) oder einem "Glaubensentscheid".
2) Man befolgt dem, was daraus folgt - das gilt für beide.
Wie so oft, überbewertest du die Methodik, die letzen Endes nichts weiter ist als ein Werkzeug.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dann bitte ich um das entsprechende Zitat *(mit Quellenangabe).
Vorwort seines Standardwerks Seite 5.
Wenn ich nicht irre, hatten wir das schon. Theißen schreibt, "der Weg ist so wichtig wie das Ergebnis".

Pluto hat geschrieben:Wie begründest du diese Aussage?
Weil ein Phänomen, das per Grundlage einer Methodik (hier: die Geschichte als naturalistischer Wirkungszusammenhang) nur naturalistisch beobachten, beschreiben und interpretieren kann, nicht als "göttlich" oder als als Naturgesetze brechendes Wunder interpretieren kann.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Also war der teleologische Glaube der Kirche widerlegt.
Nein - die Verknüpfung der Teleologie mit der naturalistischen Welt war als falsch entlarvt worden. - Das ist eine ganz andere Aussage.
Das war ja damals das Problem. Alles wurde von der Kirche mit göttlicher Steuerung versehen worden. Galileo zeigte, dass dies nicht stimmte.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Seither ging es immer weiter bergab mit der kirchlichen Teleologie.
Wie kommst Du darauf? - Der göttliche Fügungs-Gedanke ist heute genauso unangefochten wie vor 2000 Jahren.
Nein. Denn auf Galileo folgten Generationen von gläubigen Menschen, die die Aussagekraft der Teleolgie empirisch und rational untergruben.
Bis schließlich Darwin der Teleologie den "Todesstoß" versetzte, in dem er Alternativen zur biblischen Schöpfung aufzeigte, die wesentlich plausibler waren.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#1614 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Di 22. Aug 2017, 00:19

Pluto hat geschrieben:Wenn ich nicht irre, hatten wir das schon. Theißen schreibt, "der Weg ist so wichtig wie das Ergebnis".
Da - das hatten wir schon - er schreibt sogar, dass der Weg wichtigER sein kann. - Und dann erinnert er daran, dass er als Wissenschaftler (nur) "methodische Ergebnisse" erbringen kann.

Pluto hat geschrieben:Das war ja damals das Problem. Alles wurde von der Kirche mit göttlicher Steuerung versehen worden. Galileo zeigte, dass dies nicht stimmte.
Richtig - und da hatte er Recht und der Theologie langfristig einen Gefallen getan.

Pluto hat geschrieben:Bis schließlich Darwin der Teleologie den "Todesstoß" versetzte, in dem er Alternativen zur biblischen Schöpfung aufzeigte, die wesentlich plausibler waren.
NEIN. - Darwin ist weder weniger noch mehr plausibel als das theologische Erklärmuster - es ist einfach etwas anderes. - Beide Muster interferieren nicht.

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#1615 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Di 22. Aug 2017, 01:02

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Bis schließlich Darwin der Teleologie den "Todesstoß" versetzte, in dem er Alternativen zur biblischen Schöpfung aufzeigte, die wesentlich plausibler waren.
NEIN. - Darwin ist weder weniger noch mehr plausibel als das theologische Erklärmuster - es ist einfach etwas anderes. - Beide Muster interferieren nicht.
Klar interferieren sie.
Es handelt sich um zwei grundverschiedene Antworten auf ein und dieselbe Frage (woher kommen wir). Nur bei der Bibel hapert es mit den Zusammenhängen. Bei Darwin nicht. Das ist kein Vorwurf an die Bibel, sondern ist einfach so, weil die Bibel viel älter ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#1616 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Di 22. Aug 2017, 08:24

Pluto hat geschrieben:Klar interferieren sie. Es handelt sich um zwei grundverschiedene Antworten auf ein und dieselbe Frage
Das bedingt doch nicht, dass sie interferieren. - Die Antworten werden auf zwei grundverschiedenen Ebene gegeben - einmal die materielle, das andere mal die geistige.

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#1617 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Di 22. Aug 2017, 09:34

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Klar interferieren sie. Es handelt sich um zwei grundverschiedene Antworten auf ein und dieselbe Frage
Das bedingt doch nicht, dass sie interferieren. Die Antworten werden auf zwei grundverschiedenen Ebene gegeben - einmal die materielle, das andere mal die geistige.
Ja. Aber nur eine Antwort ist richtig, denn es gibt nur eine Welt.

PS: Wann zeigst du mir mal die "geistige Ebene"?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#1618 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Di 22. Aug 2017, 12:31

Pluto hat geschrieben:Aber nur eine Antwort ist richtig, denn es gibt nur eine Welt.
Dein "denn" ist eine Setzung. - Legt man Deine Setzung zugrunde ("nur naturwissenschaftlich erklärbare Welt"), ist Deine Schlussfolgerung richtig - dann gibt es keine Teleologie. - Dann gibt es nur eine richtige Antwort, nämlich Deine.

Die Theologie setzt anders: Es gibt eine geistige Welt, aus der die naturalistische Welt ist. - Dann lautet die EINE richtige Antwort letztlich: "Es gibt eine Teleologie". - Nicht letztlich, da abgeleitet-naturalistisch gilt dann allerdings ebenfalls Deine Antwort als wahr "Es gibt keine Teleologie", weil dies die Antwort auf naturalistischer Ebene richtig ist - beide Ebenen interferieren NICHT.

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#1619 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Hemul » Di 22. Aug 2017, 12:38

Vermute-ihr werdet eure Setzungen noch bis zum St Nimmerleinstag ohne Übereinkunft setzen. :lol:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#1620 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Roland » Di 22. Aug 2017, 16:19

fin hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Widenmeyer: "Die hochgradige Ordnung der Welt ist eine Variante der Unordnung. Sie ist letztlich eine radikal unerklärbare Tatsache."
Die Aussage steht im Widerspruch zur Ordnung der Sprache. Unordnung ist Ordnung (per se) untergeordnet.
Im naturalistischen Denken nicht. Nach diesem Denken hat sich alles von einfacheren, un-geordneteren Zuständen - hin zu mehr Ordnung entwickelt. Vom Wasserstoffatom bis zum Bewusstsein-tragenden Menschen und zwar in einem ziellosen Prozess OHNE das Zutun einer lenkenden, ordnenden Intelligenz.
Die extreme Unwahrscheinlichkeit dieses Denkens versuchen manche Naturalisten zu umgehen, indem sie Billionen von Billionen weitere Universen postulieren, in denen diese Ordnung nicht existiert. Dann ist die hochgradige Ordnung unserer Welt eben nur noch eine Variante der Unordnung und gar nicht mehr so unwahrscheinlich.

Aber Billionen von Billionen weitere, prinzipiell unbeobachtbare Universen zu postulieren, anstelle von einem Gott, scheint mir der Gipfel der Irrationalität zu sein.

Pluto hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Widenmeyer: "Die Welt und all ihre Ausstattungsmerkmale entwickelten sich auf Grundlage blinder
Naturvorgänge mit einem praktisch unbegrenzten schöpferischen Potential."
-Nach Pluto dumm und falsch.
Merkst du den Sarkasmus bei Widenmeyer denn nicht?
Die Aussage ist richtig! Er will die Tatsachen der Welt nicht anerkennen.
Die bloße Beschreibung des Naturalismus nennst du erst "dumm und falsch", danach "sarkastisch" um dann zu sagen "die Aussage ist richtig" und zum Schluss kommt das Glaubensbekenntnis: das sind die Tatsachen der Welt! Und unten drunter prangt dann wieder die Signatur, die sagt, dass der Naturalismus gar nichts Abschließendes aussagt über das, was in der Welt ist und was nicht ist.
Alles sehr widersprüchlich.

Nein –Widenmeyers Beschreibung des Naturalismus ist nicht falsch sondern richtig und sie ist nicht sarkastisch sondern stocknüchtern und sie beschreibt nicht die "Tatsachen der Welt" sondern eine unbeweisbare Weltanschauung, also einen Glauben.

Und den darfst du gern haben. Aber wenn du sagst, das seien Tatsachen, dann ist das in Wirklichkeit einen Glaubenssatz.
Diese Glaubensentscheidung kann man nun versuchen wissenschaftlich zu begründen und zu untermauern. Oder im Sinne dessen was closs sagt: Wissenschaft setzt als Methodik den Naturalismus. Und bei empirischen Aufgabenstellungen ist das auch unabdingbar. Wenn ich z.B. wissen will, wie eine lebende Zelle funktioniert, wäre es verrückt bei Verständnisproblemen gleich göttliches Handeln zu vermuten. Methodischer Naturalismus ist ein notwendiges Werkzeug der Wissenschaft. Und DIESER methodische Naturalismus ist es, der dann letztlich nichts Abschließendes darüber aussagt, was denn nun alles in der Welt existiert und was nicht. Er ist nur eine Methode.

Du dagegen sagst (anders als das, was deine Signatur aussagt) etwas Abschließendes darüber, nämlich es sei "Tatsache", dass die Welt und all ihre Ausstattungsmerkmale sich auf Grundlage blinder Naturvorgänge mit einem praktisch unbegrenzten schöpferischen Potential entwickelt haben.

Ich halte dagegen mit meiner Signatur: Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt - und der Glaube an die Wissenschaft ist die herrschenden Religion unserer Zeit.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

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