Stammt die Moral von Gott?

Pluto
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#1 Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von Pluto » Di 7. Feb 2017, 08:38

Woher kommen unsere moralischen Gesetze?
Gibt es eine objektive Moral?
Könnte sich Moral nicht in der Evolution als bindende Kraft gebildet haben, um soziale Strukturen zu erhalten?

Wen die Moral von Gott kommt, muss sie zwangsläufig subjektiv sein, denn wenn Gott die Moral auf etwas zurückführt, dann ist dieses "Etwas" nicht Gott.

Schließlich noch die Frage: Wie schuf Gott z.B. das Gesetz, dass Vergewaltigung schlecht ist?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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lovetrail
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#2 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von lovetrail » Di 7. Feb 2017, 08:57

Pluto hat geschrieben: Könnte sich Moral nicht in der Evolution als bindende Kraft gebildet haben, um soziale Strukturen zu erhalten?
Naja, aber wir haben doch gesehen, was passiert, wenn jemand die Evolution sozial anwendet. Da gilt dann das Recht der stärkeren (angepassteren) Gruppe. Die erhaltende Kraft wäre dann nur innerhalb dieser Gruppe gegeben.

LG
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Pluto
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#3 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von Pluto » Di 7. Feb 2017, 09:12

lovetrail hat geschrieben:Naja, aber wir haben doch gesehen, was passiert, wenn jemand die Evolution sozial anwendet. Da gilt dann das Recht der stärkeren (angepassteren) Gruppe. Die erhaltende Kraft wäre dann nur innerhalb dieser Gruppe gegeben.
Du meinst das Dritte Reich und der Sozialdarwinismus?
Das war keine Anwendung, sondern Missbrauch.

Wie kommt es dann dazu, dass man moralisches Verhalten, wie z.B. Nächstenliebe, bei Tieren beobachten kann?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Janina
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#4 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von Janina » Di 7. Feb 2017, 09:17

Pluto hat geschrieben:Woher kommen unsere moralischen Gesetze?
Davon, dass wir soziale Wesen sind.

Pluto hat geschrieben:Gibt es eine objektive Moral?
Ja: Rekursiver Hedonismus.
Das heißt: Schritt 1) Tu dir was gutes, Schritt 2) versetze dich in dein Gegenüber hinein, und dann denk nochmal darüber nach.
Jede menschliche Kultur hat diese Moral. Sie hat unterschiedliche Namen: Christliche Nächstenliebe (Liebe deinen Nächsten (Schritt 2) wie dich selbst (Schritt 1)), Kants Kategorischer Imperativ (Handle so, dass du wollen kannst (Schritt 1), dass die Maxime deiner Handlung allgemeines (Schritt 2) Gesetz werde), Buddhistische Wiedergeburtslehre (Hier wird Schritt 2 durch die Vorstellung der realen Wiedergeburt auf die Spitze getrieben) oder allgemein die "goldene Regel" - Was du nicht willst was man dir tu, das füg auch keinem Andern zu.

Pluto hat geschrieben:Könnte sich Moral nicht in der Evolution als bindende Kraft gebildet haben, um soziale Strukturen zu erhalten?
Exakt so. Soziale Strukturen sind stärker als Einzelkämpfer. Sonst gäbe es sie ja nicht.

Pluto hat geschrieben:Schließlich noch die Frage: Wie schuf Gott z.B. das Gesetz, dass Vergewaltigung schlecht ist?
Tat er das denn?

Pluto hat geschrieben:Du meinst das Dritte Reich?
Das war keine Anwendung, sondern Missbrauch.
Noch nichtmal das. Bereits das Wort "Sozialdarwinismus" ist ein völliges Unverständnis von Evolution.

Pluto hat geschrieben:Wie kommt es dann dazu, dass man moralisches Verhalten, wie z.B. Nächstenliebe, bei Tieren beobachten kann?
Weil alle Tiere der Evolution unterliegen.
Zuletzt geändert von Janina am Di 7. Feb 2017, 09:19, insgesamt 1-mal geändert.

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lovetrail
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#5 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von lovetrail » Di 7. Feb 2017, 09:19

Pluto hat geschrieben: Du meinst das Dritte Reich?
Das war keine Anwendung, sondern Missbrauch.
Wieso Mißbrauch? Die Evolution wurde ja (zumindest damals) nicht als demokratisch-humanitäres Zusammenrücken der Völker verstanden.

Wie kommt es dann dazu, dass man moralisches Verhalten, wie z.B. Nächstenliebe, bei Tieren beobachten kann?
Man kann eben so einiges bei Tieren beobachten. Entscheidend ist wohl was dominiert. Arterhaltung, Kampf um Futterplätze und Lebensräume, Fressen und Gefressen-Werden.

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Janina
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#6 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von Janina » Di 7. Feb 2017, 09:20

lovetrail hat geschrieben:Die Evolution wurde ja (zumindest damals) nicht ... verstanden.
Das mag wohl so sein. 8-)

Pluto
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#7 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von Pluto » Di 7. Feb 2017, 09:25

Janina hat geschrieben:Rekursiver Hedonismus.
Das heißt: Schritt 1) Tu dir was gutes, Schritt 2) versetze dich in dein Gegenüber hinein, und dann denk nochmal darüber nach.
Jede menschliche Kultur hat diese Moral. Sie hat unterschiedliche Namen: Christliche Nächstenliebe (Liebe deinen Nächsten (Schritt 2) wie dich selbst (Schritt 1)), Kants Kategorischer Imperativ (Handle so, dass du wollen kannst (Schritt 1), dass die Maxime deiner Handlung allgemeines (Schritt 2) Gesetz werde), Buddhistische Wiedergeburtslehre (Hier wird Schritt 2 durch die Vorstellung der realen Wiedergeburt auf die Spitze getrieben) oder allgemein die "goldene Regel" - Was du nicht willst was man dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Klingt für mich wie Garfields, "Wenn jeder an sich selber denkt, ist an alle gedacht."

Janina hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Schließlich noch die Frage: Wie schuf Gott z.B. das Gesetz, dass Vergewaltigung schlecht ist?
Tat er das denn?
Das 8. Gebot. "Du sollst nicht ehebrechen".

Janina hat geschrieben:Bereits das Wort "Sozialdarwinismus" ist ein völliges Unverständnis von Evolution.
Stimmt!
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#8 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von Janina » Di 7. Feb 2017, 09:40

Pluto hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Rekursiver Hedonismus.
"goldene Regel"
Klingt für mich wie Garfields, "Wenn jeder an sich selber denkt, ist an alle gedacht."
Nur wenn du Schritt 2 vergisst.

Pluto hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Schließlich noch die Frage: Wie schuf Gott z.B. das Gesetz, dass Vergewaltigung schlecht ist?
Tat er das denn?
Das 8. Gebot. "Du sollst nicht ehebrechen".
Hat nichts damit zu tun. 1. ist Vergewaltigung biblisch erlaubt, wenn der Täter das Opfer heiratet, und 2. wird unter Ehebruch eine Scheidung verstanden, oder eine Handlung die zur Scheidung führt. Das nichteinvernehmliche Begatten von Sklavinnen/Dienerinnen gehört z.B. nie dazu.

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#9 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von Pluto » Di 7. Feb 2017, 09:53

Janina hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Tat er das denn?
Das 8. Gebot. "Du sollst nicht ehebrechen".
Hat nichts damit zu tun. 1. ist Vergewaltigung biblisch erlaubt, wenn der Täter das Opfer heiratet, und 2. wird unter Ehebruch eine Scheidung verstanden, oder eine Handlung die zur Scheidung führt. Das nichteinvernehmliche Begatten von Sklavinnen/Dienerinnen gehört z.B. nie dazu.
War ein schlechtes Beispiel.
Dann nimm die Homosexualität.
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#10 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von Christian41285 » Di 7. Feb 2017, 09:55

Pluto hat geschrieben:Woher kommen unsere moralischen Gesetze?
Gibt es eine objektive Moral?
Könnte sich Moral nicht in der Evolution als bindende Kraft gebildet haben, um soziale Strukturen zu erhalten?

Wen die Moral von Gott kommt, muss sie zwangsläufig subjektiv sein, denn wenn Gott die Moral auf etwas zurückführt, dann ist dieses "Etwas" nicht Gott.

Schließlich noch die Frage: Wie schuf Gott z.B. das Gesetz, dass Vergewaltigung schlecht ist?


Als objektive Moral könnte man doch bis zu einem gewissen Grad unsere Gesetze sehen!

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