Alles Teufelszeug? V

closs
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#1511 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von closs » So 16. Apr 2017, 19:39

sven23 hat geschrieben:Ratzinger sprach von den Evangelien, nicht von der Genesis.
OK - halten wir fest: Laut Ratzinger ist nicht jedes Wort der Bibel historisch zu verstehen, sondern nur das NT - so richtig? - Das entspricht nicht dem, was ich aus der RKK höre: Dort besteht man auf die Historizität von wichtigen Grundsteinen des NT (Auferstehung, etc), aber nicht von Einzelszenen - auch hier: Lies noch mal, was Rem geschrieben hat.

sven23 hat geschrieben:"Die Erbsünde war auch für die Reformatoren eine „so tiefe Verderbung menschlicher Natur, dass
nichts Gesundes oder Unverderbtes an Leib und Seele des
Menschen, seinen innerlichen und äußerlichen Kräften geblieben“ ist. Der Heidelberger
Katechismus sieht den Menschen als „von Natur geneigt, Gott und (s)einen Nächsten zu hassen“
, die verderbte Natur komme „aus dem Fall und Ungehorsam unserer ersten Eltern“."
Kubitza, Der Dogmenwahn
Jetzt müsste man nur noch verstehen, was damit gemeint ist. - Ein kleiner Anfang: Biblisches "Hassen" ist etwas anderes als in unserem heutigen Sprachgebrauch.

sven23 hat geschrieben:Tiere wollen und können nichts erkennen.
Geistig nicht - korrekt.

sven23 hat geschrieben:Warum also müssen sie in deinem Modell leiden?
Weil die Natur von der Dialektik aus "gut" und "böse" erfasst ist. - Geh weg vom meritokratischen "Nur der leidet, der Schuld hat".

sven23 hat geschrieben:Die Auferstehung ist damit sicher nicht gemeint.
Befrage die Theologie.

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sven23
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#1512 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von sven23 » So 16. Apr 2017, 20:05

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ratzinger sprach von den Evangelien, nicht von der Genesis.
OK - halten wir fest: Laut Ratzinger ist nicht jedes Wort der Bibel historisch zu verstehen, sondern nur das NT - so richtig? - Das entspricht nicht dem, was ich aus der RKK höre: Dort besteht man auf die Historizität von wichtigen Grundsteinen des NT (Auferstehung, etc), aber nicht von Einzelszenen - auch hier: Lies noch mal, was Rem geschrieben hat.
Sind die Geburtslegenden ein wichtiger Grundstein? Eigentlich schon, weil man damit Jesus in alten AT Prophezeiungen gewaltsam verankern wollte.
Ist die Bergpredigt ein wichtiger Grundstein des Christentums? Ich denke schon. Ist das Johannesevangelium ein wichtiger Grundstein? Und so weiter und so weiter.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:"Die Erbsünde war auch für die Reformatoren eine „so tiefe Verderbung menschlicher Natur, dass
nichts Gesundes oder Unverderbtes an Leib und Seele des
Menschen, seinen innerlichen und äußerlichen Kräften geblieben“ ist. Der Heidelberger
Katechismus sieht den Menschen als „von Natur geneigt, Gott und (s)einen Nächsten zu hassen“
, die verderbte Natur komme „aus dem Fall und Ungehorsam unserer ersten Eltern“."
Kubitza, Der Dogmenwahn
Jetzt müsste man nur noch verstehen, was damit gemeint ist. - Ein kleiner Anfang: Biblisches "Hassen" ist etwas anderes als in unserem heutigen Sprachgebrauch.
Was spielt das für eine Rolle? Es war sicher kein positiv besetzter Begriff. Es geht darum, dass deine Chiffren noch nicht überall Einzug gehalten haben und historisch gesehen schon gar nicht.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Tiere wollen und können nichts erkennen.
Geistig nicht - korrekt.
Also gibt es für sie im dialektischen Sinn auch keine Erkenntnis von gut und böse.
q.e.d.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Warum also müssen sie in deinem Modell leiden?
Weil die Natur von der Dialektik aus "gut" und "böse" erfasst ist. - Geh weg vom meritokratischen "Nur der leidet, der Schuld hat".
Darum gehts nicht. siehe oben.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1513 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von closs » So 16. Apr 2017, 20:11

sven23 hat geschrieben:Sind die Geburtslegenden ein wichtiger Grundstein?
Aus meiner Sicht nicht. - Sie sind dann wichtig, wenn man Jesus in weltlicher Nachfolge von David verstehen will - das lehne ich ab.

sven23 hat geschrieben:Ist die Bergpredigt ein wichtiger Grundstein des Christentums?
Geistig ja - egal von wem sie stammt. - Denn "historisch" ist sie allein schon deshalb, dass sie geschrieben wurde. - Sie MUSS nicht persönlich von Jesus formuliert sein - wichtig ist, dass sie im Geist Jesu formuliert ist.

sven23 hat geschrieben:Ist das Johannesevangelium ein wichtiger Grundstein?
Geistig ja - egal, ob es vom Jünger Johannes oder von einem "Bruder im Geist" geschrieben wurde.

sven23 hat geschrieben:Es geht darum, dass deine Chiffren noch nicht überall Einzug gehalten haben und historisch gesehen schon gar nicht.
Das ist eine Sache der Hermeneutik - immer weiter im Verständnis kommen/immer näher ran kommen.

sven23 hat geschrieben:Also gibt es für sie im dialektischen Sinn auch keine Erkenntnis von gut und böse.
Für Tiere nicht - richtig. - Das ist doch gerade der Unterschied zwischen Mensch und Tier nach biblischem Verständnis.

sven23 hat geschrieben:q.e.d.
:?: :?: :?:

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#1514 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von sven23 » So 16. Apr 2017, 20:34

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Sind die Geburtslegenden ein wichtiger Grundstein?
Aus meiner Sicht nicht. - Sie sind dann wichtig, wenn man Jesus in weltlicher Nachfolge von David verstehen will - das lehne ich ab.
Das wiederum will Ratzinger historisch verstanden wissen, obwohl es durch die Forschung längst widerlegt ist.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ist die Bergpredigt ein wichtiger Grundstein des Christentums?
Geistig ja - egal von wem sie stammt. - Denn "historisch" ist sie allein schon deshalb, dass sie geschrieben wurde. - Sie MUSS nicht persönlich von Jesus formuliert sein - wichtig ist, dass sie im Geist Jesu formuliert ist.
Das ist Ratzinger zu wenig. Er hält alle Jesusworte der Evangelien für authentisch. Er fordert geradazu auf, die Evangelien in ihrer Gesamtheit als historisch zu betrachten, was sogar ein Zenger kritisierte.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ist das Johannesevangelium ein wichtiger Grundstein?
Geistig ja - egal, ob es vom Jünger Johannes oder von einem "Bruder im Geist" geschrieben wurde.
Der Antijudaist, dem die Kirche später den Namen Johannes gab, war sicher kein Bruder im Geiste des Juden Jesus. Wie kommst du auf sowas?


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Also gibt es für sie im dialektischen Sinn auch keine Erkenntnis von gut und böse.
Für Tiere nicht - richtig. - Das ist doch gerade der Unterschied zwischen Mensch und Tier nach biblischem Verständnis.
Also greift hier die Dialektik gar nicht.
q.e.d.
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#1515 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von sven23 » So 16. Apr 2017, 21:13

Viele meinen, dass Jesus originelle Botschaften verkündete. Wie die Forschung gezeigt hat, ist dem nicht so.
Weder waren seine Botschafte originell, noch sein Auftreten als Apokalyptiker und Endzeitprophet.
Ist der berühmte Paradigmenwechsel, wie closs ihn immer anführt, ein Illusion?

"Auch Johannes der Täufer gehört in die Reihe dieser unruhigen Gestalten, die das
Gottesreich und die Gottesherrschaft betonten und damit in Konflikt mit den Römern
gerieten. Auch er war eine religiös sehr konservative Gestalt, ein Fundamentalist, der die
Hellenisierung der jüdischen Gesellschaft kritisierte und das Rad der gesellschaftlichen
Entwicklung zurückdrehen wollte. Die Gottesherrschaft sah er als unmittelbar
bevorstehend an und taufte viele Juden zur Vergebung der Sünden im Jordan. Er
sammelte Jünger um sich und kritisierte unter anderem den König Herodes Antipas
wegen seines freien hellenistischen Lebensstils und seiner Entfremdung vom jüdischen
Gesetz. Herodes Antipas ließ ihn auch hinrichten, seine Jünger tauchen noch bis zum
Ende des Jahrhunderts auf. Die Gottesherrschaft kam nicht.
Offenbar ein Schüler von Johannes war Jesus von Nazareth, Sohn eines
Bauhandwerkers aus Galiläa, der als Exorzist und Wundertäter auftrat. Von Johannes im
Jordan getauft, betonte auch er die unmittelbar bevorstehende Gottesherrschaft. Er
sammelte einen eigenen Kreis von Jüngern und predigte vor allem rund um den See
Genezareth. Seinen Lehrer Johannes hat er bis zu dessen Tod hoch verehrt, zwischen den
beiden Jüngergruppen gab es jedoch Rivalitäten. Jesus wurde unter Pontius Pilatus
vermutlich im Jahre 30 nach kurzer Wirksamkeit von nur etwa einem Jahr bei seinem
vermutlich ersten Besuch in Jerusalem als Aufrührer gekreuzigt. Offenbar hatte er durch
Kritik am Tempelkult die religiöse Oberschicht provoziert. Das von Jesus angekündigte
Reich Gottes kam nicht. Seine Anhänger verkündeten später seine Auferstehung von den
Toten und verehrten ihn weiter.
Ein Prophet unbekannten Namens aus Samaria sammelte im Jahre 36 eine große
Menschenmenge und wollte mit ihnen zum Berg Garizim ziehen, um dort von Moses
angeblich vergrabene Kultgeräte auszugraben. Pontius Pilatus ließ die Menschenmenge
niedermetzeln und wurde deswegen nach Protesten seines Postens enthoben.
Unter dem Prokurator Cuspius Fadus (44–46) ruft ein gewisser Theudas Juden dazu
auf, ihm mit ihrem Besitz zum Jordan zu folgen. Auch er sah sich als einen Propheten.
Der Jordan, so verkündete er, werde sich auf seinen Befehl spalten wie einst bei Moses
das Rote Meer. Auch diese Bewegung wird durch ein Blutbad von römischer Seite
beendet. Theudas selbst wird enthauptet, sein Kopf nach Jerusalem gebracht.
Gleich eine ganze Reihe Propheten traten in der Zeit von 52–60 auf und versuchten
ihre Anhänger dazu zu bewegen, ihnen in die Wüste zu folgen. Sie versprachen ihnen
Zeichen und Wunder. Die Wüste galt seit jeher als Ort der Gottesbegegnung. Die
Bewegung wurde blutig unterdrückt.
Zur gleichen Zeit versammelte ein Ägypter seine Anhänger am Ölberg und
verkündete, dass er die Macht habe, die Mauern Jerusalems auf seinen Befehl hin
zusammenbrechen zu lassen.
Zur Zeit des Prokurators Porcius Felix (60–62) versucht erneut ein Prophet, seine
Anhänger in die Wüste zu führen. Er versprach Erlösung und ein Ende der Welt. Auch
diese Bewegung wurde blutig unterdrückt.
Kurze Zeit später trat ein weiterer Prophet, ein gewisser Jesus, Sohn des Ananias auf
und verkündete das Gericht über Jerusalem und die Zerstörung des Tempels. Von der
jüdischen Aristokratie an den Prokurator Albinus (62–64) ausgeliefert, kommt dieser zu
dem Ergebnis, dass er wahnsinnig ist, und lässt ihn frei. Er setzt seine Unglücksprophetie
fort, Jerusalem wird tatsächlich zerstört. Jesus ben Ananias stirbt bei der Belagerung,
vielleicht durch ein römisches Katapultgeschoss.
Im Jüdischen Krieg (67–70) treten offenbar mehrere Königsprätendenten auf,
darunter ein gewisser Menahem und ein Simon ben Giora. Letzterer wird nach der
Eroberung Jerusalems in Rom hingerichtet. Vermutlich ebenso erging es Johannes von
Gischala, der den Widerstand gegen die Römer in Gischala organisiert hatte und von
Titus nach Rom gebracht wurde. Möglicherweise hat er sich als Messias verstanden.
Auch nach dem Jüdischen Krieg gab es noch mehrere Königs- bzw.
Messiasprätendenten. Einer davon war offenbar Lukas von Kyrene, Anführer im
sogenannten Diasporaaufstand (115–117 n. Chr.). Er ist offenbar mit messianischem
Anspruch aufgetreten und wird in den Quellen als König bezeichnet.
Explizit als Messias galt Simon bar Kochbar, Anführer im Bar-Kochbar-Aufstand
(132–135 n. Chr.) gegen Hadrian. Der hoch angesehene Rabbi Akiba unterstützte den
Aufstand und sah in Simon den lange angekündigten jüdischen Messias. Deshalb werde
d e r Aufstand erfolgreich sein. Gleichwohl wurde auch dieser Aufstand blutig
niedergeschlagen, Simon fand den Tod, Rabbi Akiba wurde von den Römern hingerichtet.
Christen ohnehin, aber auch Nichtchristen empfinden Auftreten und Sterben Jesu als
etwas Singuläres, in besonderer Weise Einzigartiges. Der historische Befund und die
lange Auflistung zeigen jedoch, dass dieser Eindruck falsch ist. Das Geschehen um Jesus
von Nazareth war nur eine von vielen Erneuerungsbewegungen, die das unruhige
Palästina heimsuchten. Alle paar Jahre traten Propheten, Charismatiker, Messiasse und
Königsprätendenten mit zum Teil abstrusen Lehren auf. Das jüdische Volk Palästinas war
ständig dem Einfluss religiöser Fanatiker ausgesetzt, denn alle diese Bewegungen waren
auf ihre je eigene Weise rückwärtsgewandt, erzkonservativ, von einem religiösen oder
religiös verbrämten Nationalismus geprägt. Und offenbar zeigte sich das Volk
empfänglich für solche Einflüsse.
Und es zeigt sich auch, dass die Unterscheidung (unsere Unterscheidung) zwischen
einem religiösen und einem politischen Auftreten dieser Propheten künstlich ist. Die
Trennung dieser beiden Bereiche scheitert schon daran, dass der erwartete religiöse
Messias meist auch als politischer Herrscher erwartet wurde. Das erwartete Reich Gottes
war kein Reich über den Wolken (erst die Christen haben es dazu gemacht), man
erwartete es irdisch verwirklicht. Mitten in dieser Welt sollte Gott seine Herrschaft
aufrichten, und dazu mussten die irdischen Feinde natürlich geschlagen werden, Gott
selbst würde sie schlagen, und seine treuen Anhänger würden ihm dabei helfen. Die
religiöse Privatsphäre ist religionsgeschichtlich eine sehr späte Erfindung."

Kubitza, Der Dogmenwahn
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1516 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von closs » So 16. Apr 2017, 21:16

sven23 hat geschrieben:Das wiederum will Ratzinger historisch verstanden wissen, obwohl es durch die Forschung längst widerlegt ist.
Wenn es so ist, widerspreche ich ihm. - Andererseits wird hier regelmäßig so viel schräg als "nachgewiesen" oder "widerlegt" dargestellt ("q.e.d"), dass man sich das näher angucken müsste.

sven23 hat geschrieben: Er hält alle Jesusworte der Evangelien für authentisch. Er fordert geradazu auf, die Evangelien in ihrer Gesamtheit als historisch zu betrachten
Du merkst aber, dass der 2. Satz etwas anderes aussagt als der 1. Satz - oder?

sven23 hat geschrieben:Der Antijudaist, dem die Kirche später den Namen Johannes gab, war sicher kein Bruder im Geiste des Juden Jesus. Wie kommst du auf sowas?
Weil er authentisch zu dem spricht, was zu Jesus passt. - Was verstehst Du unter "Antijudaist"? - Wäre Jesus ebenfalls ein "Antijudaist", wenn er das wäre, wofür ihn die Theologie hält?

sven23 hat geschrieben:Also greift hier die Dialektik gar nicht.
:?: :?: :?:

sven23 hat geschrieben:q.e.d.
s.o.

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#1517 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von sven23 » So 16. Apr 2017, 21:33

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das wiederum will Ratzinger historisch verstanden wissen, obwohl es durch die Forschung längst widerlegt ist.
Wenn es so ist, widerspreche ich ihm. - Andererseits wird hier regelmäßig so viel schräg als "nachgewiesen" oder "widerlegt" dargestellt ("q.e.d"), dass man sich das näher angucken müsste.
Tu das endlich.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Er hält alle Jesusworte der Evangelien für authentisch. Er fordert geradazu auf, die Evangelien in ihrer Gesamtheit als historisch zu betrachten
Du merkst aber, dass der 2. Satz etwas anderes aussagt als der 1. Satz - oder?
Authentisch und historisch sieht man hier als Synonyme für ein und dasselbe. Wenn Zitate unhistorisch sind, dann sind sie auch nicht authentisch und umgekehrt.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Der Antijudaist, dem die Kirche später den Namen Johannes gab, war sicher kein Bruder im Geiste des Juden Jesus. Wie kommst du auf sowas?
Weil er authentisch zu dem spricht, was zu Jesus passt.
Und was zu Jesus "paßt", steht in den Evangelien. Schöner kann ein Zirkelschluss nicht sein. :roll:

closs hat geschrieben: - Was verstehst Du unter "Antijudaist"?
Wenn jemand so was schreibt:

"Die (Juden) haben den Herrn Jesus getötet und die Propheten und haben uns verfolgt und gefallen Gott nicht und sind allen Menschen feind. Und um das Maß ihrer Sünden allewege voll zu machen, wehren sie uns, den Heiden zu predigen zu ihrem Heil. Aber der Zorn Gottes ist schon in vollem Maß über sie gekommen."
(1. Thess 2,14-16)

"Denn es gibt viele Freche, unnütze Schwätzer und Verführer, besonders die aus den Juden, denen man das Maul stopfen muss, weil sie ganze Häuser verwirren und lehren."
(Titus 1,10-11)

"Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit."
(Joh 8, 44-45)

"Du (Jude) predigst, man solle nicht stehlen, und du stiehlst?", lästerte er. "Du rühmst dich des Gesetzes, und schändest Gott."
(Röm 2,17-29)

usw.

Darauf aufbauend schrieb Luther:

"Ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist's um diese Juden, so diese 1.400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen."

Also von christlicher Nächsten- oder gar Feinesliebe keine Spur.

closs hat geschrieben: - Wäre Jesus ebenfalls ein "Antijudaist", wenn er das wäre, wofür ihn die Theologie hält?
Wie kommst du auf sowas? Jesus war jüdischer Nationalist und religiöser Partikularist. Er fühlte sich berufen, das jüdische Volk zur Umkehr zu bewegen, da die Gottesherrschaft unmittelbar bevorstand.
Ich bin gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel....



closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Also greift hier die Dialektik gar nicht.
:?: :?: :?:

sven23 hat geschrieben:q.e.d.
s.o.
Ich stelle fest, du bist mächtig am schwimmen. Aber in diese Sackgasse hast du dich selbst manövriert.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1518 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von closs » So 16. Apr 2017, 23:03

sven23 hat geschrieben:Authentisch und historisch sieht man hier als Synonyme für ein und dasselbe. Wenn Zitate unhistorisch sind, dann sind sie auch nicht authentisch und umgekehrt.
Das ist falsch. - Wenn Du in 20 Jahren checkst, dass Jesus keine Naherwartung in Deinem Sinne hatte, dann ist das authentisch, aber nicht unbedingt historisch die älteste Quelle.

sven23 hat geschrieben:Und was zu Jesus "paßt", steht in den Evangelien.
Nicht nur - das passt auch zu Aussagen in "Mythen" und spirituellen Aussagen anderer Hochkulturen. - "Hermeneutischer Zirkel" und "zirkelreferent" sind übrigens zwei Paar Stiefel.

sven23 hat geschrieben:Also von christlicher Nächsten- oder gar Feinesliebe keine Spur.
Zumindestens in diesen Aussagen. - Du musst IMMER davon ausgehen, dass geistige Schriften durchmischt sind - "prüfe alles und behalte das Gute".

sven23 hat geschrieben: Er fühlte sich berufen, das jüdische Volk zur Umkehr zu bewegen
Stimmt - und sie sind nicht gefolgt. Deshalb gibt es jetzt das Christentum.

sven23 hat geschrieben:Ich stelle fest, du bist mächtig am schwimmen.
Das sind DEINE merkwürdigen Rätsel, die Du da aufgibst.

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Münek
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#1519 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von Münek » So 16. Apr 2017, 23:38

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Von Evolution wirst Du im "Katechismus der Katholischen Kirche" nichts finden.
"Schärfer achtet auch die Theologie auf ihre Grenzen. Sie weiß heute, daß die Bibel sich in ihrer Ausdrucks- und Vorstellungsweise des Weltbilds der damaligen Zeit bedient, das als solches für uns nicht verbindlich ist. Ihrer Aussageintention nach will uns die Bibel nicht über die empirisch erkennbare Entstehung der Welt und der verschiedenen Arten der Lebewesen unterrichten. ... Es ist darum kein Gegenstand des Glaubens, daß Gott die Welt, wie es die Bibel bildhaft darstellt, in sechs Tagen geschaffen hat und daß er alles am Anfang so geschaffen hat, wie wir es heute vorfinden". (KAtechismus, S. 93 - wobei ich nicht weiß, ob diese Angabe sich auf den Katechismus oder auf einen Katechismus-Kommentar bezieht)
.
Was Du nicht weißt, macht Dich nicht heiß. Das ist natürlich mehr als schwach.

Meine Zitate stammen hingegen aus dem offiziellen "Katechismus der Katholischen Kirche." Und hier ist nach wie vor davon die Rede vom STAMMELTERNPAAR Adam und Eva, das durch seinem "freiwilligen" Ungehorsam die Sünde und den Tod in die Welt brachten. Von Evolution ist hier keine Rede.


Möglicherweise müsste hier "evolutionsmäßig" eine Kleinigkeit nachgebessert werden. Oder etwa nicht? :)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Gegen welches Gebot Gottes soll denn der Homo sapiens vor 200 000 Jahren verstoßen haben, damit es zum Sündenfall kam?
Gegen keines. :lol: - Du verstehst es wirklich nicht.
Jetzt wird es aber dünn. Der Homo sapiens hat also gegen kein göttliches Gebot verstoßen? Woher kommen dann der Sündenfall und die Erbsünde?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Zumindest Jesus als angeblich göttliches Wesen hätten wissen müssen, dass es sich bei der Paradiesgeschichte lediglich um einen unhistorischen Mythos handelt.
Möglich - er hat aber zu Menschen gesprochen, die ihn mit der Zeit VERSTEHEN sollten. - Vorträge über Darwin wären dazu wenig hilfreich gewesen.
Du glaubst wirklich, er hat es gewusst, aber mit seinem Wissen zurückgehalten? Das ist nicht Dein Ernst?

Du behauptest viel, wenn der Tag lang ist. Belegen kannst Du auf Nachfrage so gut wie nichts.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ich spreche hier vom theologischen Laien Kurt - nicht von der Theologie.
Auch das bringt nichts - im Wesentlichen vertrete ich Positionen der Theologie (Ausnahmen gibt es auch).
Nö - Du vertrittst im Wesentlichen Deine selbstgebastelte Theologie. Wann immer Du gegenteilige Behauptungen aufstellst, bleibst Du auf Nachfragen den Nachweis schuldig. Du bist ein ideologisch verblendeter Einzelkämpfer, der auf Biegen und Brechen sein Glaubensding durchziehen möchte.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das glaubst Du doch selber nicht.
Und wie - aber auch DAS zeigt wieder mal, wie weit materialistische und geistige Bibel-Auslegung auseinander sind.
Diesen wiederholt vorgetragenen Unsinn kommentiere ich nicht mehr. Du hast Dich zu sehr in Deinen Selbstlügen verstrickt.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das, was Du unter biblischer Substanz verstehst, überlässt die Exegese der kirchlichen Dogmatik.
Zu Recht.
Das ist schon mal ein kleiner Lichtblick. :)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das was ich geschrieben habe - nämlich dass sie den apokalyptisch-eschatologischen Aussagen Jesu nicht widersprechen
Sie würden also NICHT widersprechen, aber gleichzeitig ganz anderer Meinung sein?
Richtig. Dass Jesu Ansage über das Kommen des richtenden Menschensohnes und das Reich Gottes noch zu Lebzeiten einiger seiner Jünger von der Katholischen Kirche offiziell widersprochen worden ist, ist mir nicht bekannt. Belege bitte! Wieso kommt da nichts?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Aha - je nach hinterlegter Hermeneutik sieht die Katholische Kirche die Exegeten als "Antichristen" an oder nicht.
Je nach Hermeneutik der HKM - ja.
Die Vertreter der HKM bezeichnen sich nicht als "Antichristen". Die RKK bezeichnet die Exegeten ebenfalls nicht als "Antichristen". Nur der alte Mann Ratzinger hat sich in seinem persönlichen Jesusbuch zu solchen Unflätigkeiten hinreißen lassen. Ratzinger ist in höchstem Maße intellektuell unredlich.

closs
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#1520 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von closs » Mo 17. Apr 2017, 00:02

Münek hat geschrieben:Meine Zitate stammen aus dem offiziellen "Katechismus der Katholischen Kirche." Und hier ist die Rede vom STAMMELTERNPAAR Adam und Eva, das durch seinem "freiwilligen" Ungehorsam die Sünde und den Tod in die Welt brachten. Von Evolution ist hier keine Rede.
Mein Zitat ist entweder aus dem Katechismus oder einem Kommentar des Katechismus (ich kann es leider nicht nicht ermitteln).

Dein Zitat steht übehaupt nicht im Gegensatz zur Evolution - das scheint mir der entscheidende Punkt zu sein. - Du scheinst die Bibel so zu beurteilen wie ein Kurzzeit-Kreationist - damit kannst Du bei den großkirchlichen Theologien nichts ausrichten.

Münek hat geschrieben:Der Homo sapiens hat gegen kein göttliches Gebot verstoßen?
"Adam" hat das getan - aber Adam ist keine historische Gestalt der Evolution, sondern steht für den Menschen an sich bzw. für die Dialektik der Schöpfung. - Leid ist Folge der Dialektik der Schöpfung.

Münek hat geschrieben:Du glaubst wirklich, er hat es gewusst, aber mit seinem Wissen zurückgehalten?
Natürlich hat Gott es gewusst. - Für was hältst Du eigentlich "Gott"?

Münek hat geschrieben: Du vertrittst im Wesentlichen Deine selbstgebastelte Theologie.
Zumindestens ist es keine ideologisch abgelesene Theologie, die sich an ein paar Zitate hängt und meint, dass es das war. - Du darfst im übrigen davon ausgehen, dass meine Auffassungen im Wesentlichen (nicht in allem) mit den Grundlagen der großkirchlichen Theologien übereinstimmen. - Es ist ziemlich blödsinnig, hier einen Keil hineintreiben zu wollen.

Münek hat geschrieben:Diesen wiederholt vorgetragenen Unsinn kommentiere ich nicht mehr.
Musst Du auch nicht - aber Du sollst wissen, dass dieser "Blödsinn" ziemlich selbstverständlich auf theologischer Seite ist.

Münek hat geschrieben:Richtig. Dass Jesu Ansage über das Kommen des richtenden Menschensohnes und das Reich Gottes noch zu Lebzeiten einiger seiner Jünger von der Katholischen Kirche offiziell widersprochen worden ist, ist mir nicht bekannt. Belege bitte! Wieso kommt da nichts?
Da ist schon Einiges gekommen - sei es von mir, Halman oder anderen. - Das bringt nichts (und ich werde jetzt nicht nochmal rumsuchen).

Nicht bekannt ist Dir, dass aus der von Dir vertretenen Glaubensrichtung andere Meinungen kommen, als Du erwartest - aber das ist keine Kunst. - Wir haben hier die Situation, dass ein theologisches Segment überall "Konsens" sieht, weil man nur auch sich selber guckt, währenddem die Theologie unterm Strich ganz woanders aufgestellt ist.

Du löst das Problem mit Deinem "Richtig", was ja eine Zustimmung ist zu
Closs hat geschrieben:Sie würden also NICHT widersprechen, aber gleichzeitig ganz anderer Meinung sein?
Auf gut deutsch: Die Theologie widerspricht dem HKM-Konsens zur Naherwartung NICHT, ist aber anderer Meinung. - Wie denn das? - Ist doch komisch - oder nicht?

Münek hat geschrieben:Die Vertreter der HKM bezeichnen sich nicht als "Antichristen".
Ähm - das war auch nicht erwarten. :D

Münek hat geschrieben:Die RKK bezeichnet die Exegeten ebenfalls nicht als "Antichristen".
Sowieso nicht - es geht hier ausschließlich um ein materialistisch orientiertes Segment innerhalb der HKM-Vertreter.

Münek hat geschrieben:Ratzinger ist in höchstem Maße intellektuell unredlich.
"Der Zwerg saß auf der Schulter des Riesen und sagte: 'Ich bin größer als Du' ". - Im Ernst: Der Verdacht verdichtet sich, dass alles als unredlich zu bezeichnen ist, was den eigenen Horizont überschreitet.

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