Pluto hat geschrieben:Ich wüsste nicht, was die HKM setzt: Sie arbeitet völlig ergebnisoffen, was man für die kanonische Exegese nicht behaupten kann, weil sie Dinge zu Beginn setzen muss.
Irrtum. - Beide sind INNERHALB ihres gesetzten Rahmens ergebnisoffen - wobei diese Rahmen ganz unterschiedlicher Art sind.
Die kanonisches Exegese setzt Gott als existent ("Glaubensentscheidung").
Bei der HKM ist es etwas komplizierter: Die HKM setzt kritisch-rational, dass Nicht-Falsifizerbares nicht berücksichtigt wird. - Da aber Gott nicht falsifizierbar ist, muss sie also die Bibel so interpretieren, als gäbe es Gott nicht. - Anders formuliert: Die HKM glaubt, dass ihre Interpretation dieselbe wäre, ob es Gott gibt oder nicht. - Das ist sachlich falsch.
Es ist deshalb sachlich falsch, weil die gesamtkanonische Vernetzung eine ganz andere ist, wenn Jesus göttlicher Natur ist, als wenn man Einzelzitate säkular zu einem Ganzen hoch-puzzelt. - Gleiche Texte bedeuten in unterschiedlichen Kontexten Unterschiedliches - und es ist eben ein ganz anderer Kontext, wenn Jesus als göttliche Person etwas sagt, als wenn dasselbe ein x-beliebiger Wanderprediger sagt. - Quod est Jovi, non est bovi.
Mit anderen Worten:
Die HKM ist dann die geeignete Exegese-Form, wenn es Gott nicht gibt bzw. wenn Jesus nichts als ein Wanderprediger ist. - Ist aber Jesus eine göttliche Figur (was die HKM ja nicht vermeiden kann, falls es so ist), kann die HKM aufgrund ihrer methodischen Prämissen nur Basis-Sacharbeit leisten, nicht aber substantiell auslegen.
Genau so wird sie innerhalb der Theologie im Normalfall gesehen und behandelt: "Ihr seid wertvoll, weil Ihr wichtige Basisarbeit leistet - aber bitte vergreift Euch nicht an geistig-spiritueller Exegese, die Ihr nicht leisten könnt und nach Eurer Methodik nicht einmal leisten DÜRFT". - Dem gegenüber steht eine öfffentlichkeitsstarke Teilmenge der HKM, die sich als Kern der Theologie verstanden wissen will: "Nur unsere Exegese ist redlich".
Diese beiden Bereiche haben in der PRaxis wenig bis nichts miteinander zu tun - der theologische Alltag läuft unabhängig davon ab. - Allerdings kommen gelegentlich scharfe Töne der Klarstellung - wie eben durch Ratzinger und Berger.
Pluto hat geschrieben:Dass Jesus ein einfacher Wanderprediger war ist keine Setzung, sondern ein Ergebnis der Nachforschungen.
Es geht nicht um "Wanderprediger", sondern um "nichts als ein Wanderprediger". - Dazu KANN es keine HKM-Ergebnisse geben, weil es schlicht per HKM nicht ermittelbar ist, falls Jesus göttlicher Natur ist.