Halman hat geschrieben:
Tyrion, ich hatte Dir doch einen Beitrag mit einer fundierten Erklärung verlinkt. Hier die direkte
Quelle.
Wer mit der Bibel Gewalt legitimiert, missbraucht die Bibel. Da kann man im Sinne der Textinterpretation ganz klar von Fehlinterpretation sprechen.
Lieber Halman,
ich hatte ganz vergessen, darauf zu reagieren, will das aber hiermit nachholen. Ja, es mag sein, dass Legitimation von Gewalt mit oder durch die Bibel ein Missbrauch derselben ist.
Dass dies aber vorkam, kann man ja schlecht negieren. Und du schreibst ja selbst, dass man die Bibel als Ganzes textlich passend interpretieren muss, damit man die offenen Gewaltaufrufe nicht isoliert betrachtet. Das setzt aber einen kritischen Umgang mit den Inhalten voraus. Wer dazu nicht in der Lage ist, kann schnell fehlgreifen. Und nicht von ungefähr gibt es so viele Bibelauslegungen, wie es christliche Splittergruppen gibt. Und nicht von ungefähr bezichtigen die sich gegenseitig, Irrlehren zu verbreiten.
Wer also die Bibel unkommentiert und ohne Erklärung liest und - warum auch immer - diese als Heilige Schrift ansieht (und sich seine Privatreligion daraus zimmert), der kann auch über das Buch Levitikus stolpern. Oder über andere wirklich üble Passagen.
Schau, dass ja beispielsweise auch Magdalena91 aufgrund der Bibel rückschließt, dass die von der IS Verfolgten zurecht keine Hilfe von Gott bekommen (wohl aber israelische Soldaten) - weil keiner der Betroffenen gebetet hätte war ihre Vermutung - oder weil ihre Vorfahren und auch sie selbst nicht zum Juden-/Christentum konvertierten, ihre Vorfahren Israel verfolgten unsw. Nur die Kinder tun ihr leid. ->
http://www.4religion.de/viewtopic.php?f ... 92#p226436
Dieses Menschenbild basiert auf der Bibel, auch wenn sie da vielleicht auch falsch ausgelegt wurde. Das ist zwar keine Gewalt, aber eigentlich (bis auf die Kinder) völlige Empathielosigkeit, Härte und Grausamkeit.
Die Umschreibung eines grausamen, ungerechten, parteiischen, rassistischen Gottes interpretieren die meisten Christen als historisch bedingt, denn Gott sei ganz anders, liebend, verzeihend (usw.). Davon gehst du ja auch aus. Trotzdem machen diese alten Geschichten sich als Christen fühlende Menschen zu emotionalen Eisklötzen.
Dann das ganze Magier- und Götzendienst-Bashing, das man hier auch jederzeit lesen kann. Dabei geht es bei den Götzen ja nur um das Ausüben anderer Religionen (und bei der Magie ja auch). Die Bibel passt da nicht zu unserer Religionsfreiheit (die damit verbunden sein sollte, dass man andere Religionen repsektiert). Packe ich noch die Homophobie, die viele der Bibel entnehmen (nicht aus den Zitaten Jesu, sondern aus dem AT, aus dem Buch Levitikus usw.), so legitimieren viele aus der Bibel die Diskriminierung homosexueller Menschen.
Kurz gesagt:
Viele Menschen wurden wegen der Bibel getötet.
Heute werden viele Menschen wegen der Bibel ausgegrenzt und diskriminiert.
Andersgläubige werden wegen der Bibel von einigen abgewertet, als Gräuel definiert (da sie Götzen anbeten, was früher mit dem Tod geahnt wurde)
Gräueltaten an Un- / Andersgläubigen werden durch die Bibel relativiert (deren Vorfahren haben schließlich Israel bekämpft, warum sollte Gott sich dann ihrer annehmen?)
Um die Bibel so auszulegen, dass man nicht in menschenverachtende Sphären abgleitet oder beginnt, Menschen zu verfolgen und zu töten, muss man sich genauer mit ihr befassen und richtig(!) auslegen.
Ergo: ein brandgefährliches Buch, das sehr viel Leid erzeugt hat und auch heute noch - wenn auch in geringerem Maße - Leid verantwortet. Ich halte sie daher immer noch für ähnlich gefährlich wie die korrespondierenden islamischen Schriften. Auch die kann man gewaltfrei auslegen. Aber auch da wird zwischen Gläubig und Ungläubig unterschieden. In der Bibel zudem noch nach der Rasse, der Abstammung. Dass das alles im selben Buch relativiert wird, hindert nicht daran, das nicht zumindest unterschwellig mitzunehmen (wie Magdalena91).
Zum Gück lesen die wenigsten Christen ihre Heilige Schrift von vorne bis hinten durch, sondern lassen sich vom Pfarrer in der Messe durch das Verlesen des Evangeliums "aufklären". In der Predigt erläutert der Pfarrer dann, wie man es interpretieren kann (und hetzt heutzutage nicht mehr, jedenfalls nicht bei uns in den großen Kirchen - Ausnahmen gibt es) und die Schäfchen bleiben friedlich.
Und nein, über David, die Sintflut oder das Buch Josua komme ich da nicht hinweg. Das lässt sich nicht so einfach mit dem NT schönreden. Und würden im AT nicht die "Gräuel" aufgezählt, würde wohl kein Christ Homosexuelle diskriminieren. Von der Frauenfeindlichkeit mal ganz zu schweigen. Es gibt Fundi-Gemeinschaften, in denen Frauen im Gottesdienst wirklich nicht reden dürfen! "Die Frau hat in der Gemeinde zu schweigen". Natürlich findet man anderslautende Bibelstellen, aber man kann es nachlesen. Jeder pickt sich heraus, was er mag. Dann eben Frauenfeindlichkeit oder wie gesagt Homophobie.
Und die 10 Gebote - naja, Du sollst nicht morden - war das nicht der Originaltext? Töten mit Grund ist also erlaubt (in Kriegen, Hinrichtungen, Steinigungen usw.). Und wenn Gott ohnehin befiehlt "töte", dann macht man das eben. Wer schizophren ist, kann auch mit Hilfder der Bibel rauf kommen, die innere Stimme als Gott wahrzunehmen.
Gefährlich, gefährlich...