gott zu haben ohne ein buch - ein kleiner bericht

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michaelit
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#1 gott zu haben ohne ein buch - ein kleiner bericht

Beitrag von michaelit » So 30. Okt 2016, 14:47

Ich habe jetzt seit etwa einem Monat kaum in die Bibel geschaut. Ihr wißt ja daß ich ein progressiver Christ bin aber ich war auch oft ein sehr leidender Mensch wegen dem blöden Evangelikalismus und die bösen Dinge die manche von denen treiben. Ich wußte nicht soviel von der tatsächlichen Wahrheit in der christllichen "Szene", habe das oft entschuldigt und so, aber mittlerweile habe ich das aufgegeben und bin sehr überzeugt daß mit Evangelikalismus und ähnlichen Sachen in der Kirchen viel falsch läuft und daß es auch wirklich nicht so harmlos ist wie es manche sagen.

Ohne die büchergeformte Tradition im Glauben geht es viel besser, das ist mein erster Eindruck gewesen als ich die Bibel ablegte und neu den Schöpfer suchte. Man kommt da in Sachen hinein die sind sehr interessant und tun vom Gefühl her sehr gut. Den Bibelgott gibt es nicht und wenn man ihn aus Zitaten heraus erschafft und in Gedanken immerzu neu belebt kann er leicht zu einem Dämon werden. Deswegen ist etwa evangelikale Kunst meistens irgendwie schwach.

Aber ich muß sagen man kommt aus der Geschichte schwer heraus, was für mich einerseits normal ist und auch seinen Sinn hat da man so Verstehensarbeit kriegt. Andrerseits ist es aber auch angsteinflößend wenn man erkennt wie sich Christen da gegenseitig manipulieren und zum Glauben aufstacheln. Die deutsche sogenannte engagierte Christenheit ist eine alberne Szene mit der ich mich gar nicht mehr identifiziere. Ich weiß daß es da auch gute Menschen gibt aber sie machen dann doch nie den Sack auf und geben zu daß es keine Hölle geben kann und daß es auch noch andere Götter geben muß als nur Jahwe und solches Zeug. Es fällt mir da manchmal auch schwer Nächstenliebe zu praktizieren.

Ich lebe in einem Heim das kürzlich von einem halbherzigen Evangelikalismus zurück in Allversöhnungschristentum gewechselt hat und wo noch zwei Betreuer evangelikal blieben. Ihr könnt gar nicht verstehen wie blöd das ist. Wenn einem gesagt wird daß dein verstorbener atheistischer Vater nie im Leben zu Gott gekommen wäre. Oder wenn einem Kaffeesahne nicht gegeben wird weil das erst zum Frühstück richtig ist. Da sagen viele dann, das würde ich gar nicht tun, aber ich bin mir mittlerweile sicher daß Evangelikalismus dumm macht. Man kann das Kamel der Hölle nicht schlucken. Man muß das ernst nehmen denn es hat dem Christentum schon jahrhundertelang den Boden unter den Füßen entzogen.

Ich denke mittlerweile daß Jesus ein Heiliger war und daß die Gottsohntheologie bedeutet daß er ein Avatar des jungen Erdgeistes war der hauptsächlich Liebe und Fortschritt wollte. Das geht aber in der Bibel eigentlich völlig unter. Irgendein Paulusspinner hat da Haß auf Philosophie gehabt, denke ich. Dabei brauch jede Religion viel Philosophie. Gerade dieser Weisheits- und Wahrheitsdiskurs kommt aber in der Bibel gar nicht vor und wird wie als wäre es böse Absicht gewesen, als Sünde gebrandmarkt.

Ich weiß daß in der Bibel auf Perlen versteckt sind, aber die evangelikale Theologie die man in diesen Kreisen erfährt spricht diese Perlen gar nicht an und man hört immerzu nur Lobpreis und Kampf gegen das Böse. Wenn da jemand von denen mal nett ist, das ist wie Höllenfeuer mit Schlagsahne. Es ist absurd und grauenhaft. Und wenn da einer sagt, ich verallgemeinere mein Leiden, den verweise ich auf die Geschichte.

Um aber mal etwas konstruktiv zu werden. Wenn man einen Gott ohne Buch sucht, da findet man gleich die Natur und einen gütigen und schöpferischen Einfluß in ihr. Ich denke so haben wir Menschen angefangen, und die Tiere haben uns dabei geholfen. Wir haben viel diskutiert und konnten das Böse nicht leiden und haben es auch nicht akzeptiert. Erst als die Religion das religiöse Böse in sich aufnahm wurde die Welt von uns ein fauler Apfel. Religiöses Böses ist genauso blöd wie kriminelles Böses. Es handelt sich um einen Geistes- und Liebesentzug, denn die Liebe ist im falschen Christentum keine mehr sondern nur noch ein nachgucken und unernstes Probieren. An den Früchten erkennt man es. Man kann auch niemals sagen daß die Welt böse ist, keine Religion darf so anfangen.

Wenn man das ablehnt und wieder richtig in die Freiheit und in die Güte kommt, da wird einem auch Jesus wieder erkenntlich als jemand der von der Freiheit wußte. Er hatte garantiert in Magdalena eine Freundin und so. Wer da noch mit dem Munde bekennt daß die Liebe Recht hat macht sich mitschuldig an der Verursachung des religiösen Leids.

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