#1 Alles Teufelszeug?
Verfasst: Sa 30. Jan 2016, 10:23
Untrennbar verbunden mit der Kultivierung des Sündenbegriffs ist der Teufel und die Idee der Hölle.
"Jesus hat die zeitgenössischen Vorstellungen von einem Teufel geteilt. Wäre er ein
paar Hundert Jahre früher geboren worden, hätte er dies sicher nicht getan. Ausgehend
von den noch wenigen Stellen im neuen Testament hat die christliche Teufelsvorstellung
sich immer stärker verbreitet und großen Einfluss auf die christliche Verkündigung
gewonnen. Bereits bei den Kirchenvätern wurde das Motiv stark ausgebaut und negativ
ausgeschmückt, der Teufel zum Gegenspieler Gottes stilisiert, auch wenn letztlich
(natürlich) das gute Prinzip siegen wird. Der Teufelsglaube ist ein anschauliches und
trauriges Beispiel, wie zeitbedingte religiöse Vorstellungen (und natürlich sind irgendwie
alle religiösen Vorstellungen zeitbedingt) durch eine schriftliche Fixierung Dauer
gewinnen können.
...
Die geschichtlichen Auswirkungen des religiösen Wahns einer Hölle und eines
Teufels aber waren fatal. Das Christentum hat den Höllen- und Teufelsglauben wenn
auch nicht erfunden, so doch nach Kräften verstärkt und gefördert. Der Glaube an die
Hölle wurde zum stärksten Zucht- und Unterdrückungsmittel, das die Kirchen überhaupt
in Händen hatten. Fast zwei Jahrtausende hat die christliche Kirche das Höllenfeuer
geschürt und eifrig am Brennen gehalten, denn je schlimmer die Gräuel der Hölle
ausgemalt wurden, desto angewiesener war der verzweifelte Mensch auf die Institution,
die ihn vor dieser Hölle zu bewahren vorgab. Dass die Kirche mit der Propagierung des
Höllenglaubens letztlich auch ihre Erlösungsbotschaft konterkarierte, hat sie in Kauf
genommen. Und man muss schon bei Jesus die Frage stellen, wie er selber seinen
Höllenglauben mit seinen angesprochenen humanisierenden Tendenzen in Einklang
gebracht hat. Oder direkter gefragt: Was ist der Gedanke eines liebenden Gottes noch
wert, wenn am Ende dann doch qualvolles Sterben und unendliches Leid für die meisten
Menschen steht? Ist das nicht ein Widerspruch? Ist er ihm aufgefallen? Jedenfalls
können sich die Kirchen (anders als bei vielen anderen Punkten) mit Recht darauf
berufen, dass ihr Höllen- und Teufelsglaube auch schon von Jesus geteilt wurde.
Während der Katholizismus dies auch heute noch gerne betont, herrscht in
aufgeklärteren protestantischen Kreisen hier eher peinliche Zurückhaltung."
Kubitza, Jesuswahn
"Jesus hat die zeitgenössischen Vorstellungen von einem Teufel geteilt. Wäre er ein
paar Hundert Jahre früher geboren worden, hätte er dies sicher nicht getan. Ausgehend
von den noch wenigen Stellen im neuen Testament hat die christliche Teufelsvorstellung
sich immer stärker verbreitet und großen Einfluss auf die christliche Verkündigung
gewonnen. Bereits bei den Kirchenvätern wurde das Motiv stark ausgebaut und negativ
ausgeschmückt, der Teufel zum Gegenspieler Gottes stilisiert, auch wenn letztlich
(natürlich) das gute Prinzip siegen wird. Der Teufelsglaube ist ein anschauliches und
trauriges Beispiel, wie zeitbedingte religiöse Vorstellungen (und natürlich sind irgendwie
alle religiösen Vorstellungen zeitbedingt) durch eine schriftliche Fixierung Dauer
gewinnen können.
...
Die geschichtlichen Auswirkungen des religiösen Wahns einer Hölle und eines
Teufels aber waren fatal. Das Christentum hat den Höllen- und Teufelsglauben wenn
auch nicht erfunden, so doch nach Kräften verstärkt und gefördert. Der Glaube an die
Hölle wurde zum stärksten Zucht- und Unterdrückungsmittel, das die Kirchen überhaupt
in Händen hatten. Fast zwei Jahrtausende hat die christliche Kirche das Höllenfeuer
geschürt und eifrig am Brennen gehalten, denn je schlimmer die Gräuel der Hölle
ausgemalt wurden, desto angewiesener war der verzweifelte Mensch auf die Institution,
die ihn vor dieser Hölle zu bewahren vorgab. Dass die Kirche mit der Propagierung des
Höllenglaubens letztlich auch ihre Erlösungsbotschaft konterkarierte, hat sie in Kauf
genommen. Und man muss schon bei Jesus die Frage stellen, wie er selber seinen
Höllenglauben mit seinen angesprochenen humanisierenden Tendenzen in Einklang
gebracht hat. Oder direkter gefragt: Was ist der Gedanke eines liebenden Gottes noch
wert, wenn am Ende dann doch qualvolles Sterben und unendliches Leid für die meisten
Menschen steht? Ist das nicht ein Widerspruch? Ist er ihm aufgefallen? Jedenfalls
können sich die Kirchen (anders als bei vielen anderen Punkten) mit Recht darauf
berufen, dass ihr Höllen- und Teufelsglaube auch schon von Jesus geteilt wurde.
Während der Katholizismus dies auch heute noch gerne betont, herrscht in
aufgeklärteren protestantischen Kreisen hier eher peinliche Zurückhaltung."
Kubitza, Jesuswahn