Vernunft in Glaubensdingen

Rembremerding
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#591 Re: Vernunft in Glaubensdingen

Beitrag von Rembremerding » Di 10. Jun 2014, 18:17

Demian hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Ich weiß, es fällt dir immer schwer, sachlich zu bleiben. Aber wir beide werden das schon hinbekommen. :thumbup:

Das ist der Standpunkt der Religionswissenschaft. Weißt Du es besser?
Ich kann Dir im Schnitt auf jeder 2. Seite der Hl. Schrift Anspielungen auf andere Religionen oder Kulturen aufzeigen. Und ich kann Dir ebenso aufzeigen, dass dies keine Begründung für den heute wieder auflebenden Synkretismus ist.

Das Rad war bereits in Sumer bekannt. Deshalb drückt man heutzutage in seinem Porsche auch nicht sein Rollsiegel auf die Zündung, um starten zu können.

Du tust Dir und anderen nichts gutes, wenn Du Glauben und Religion dem Relativismus auslieferst.
@Naqual hat es richtig erkannt: Nur wer sich spirituell und geistig in eine Religion oder in den christlichen Glauben "verliebt" hat, dem werden Verbindungen aufgetan. Aber da gibt es ein Geheimnis: Diese Liebe, ergreift sie einen ehrlich, führt dazu, ganz bei dieser ersten Liebe zu verweilen. Das tut der Seele wohl und der Geist erfährt Frieden, denn so hat es Gott gewollt.
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Demian
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#592 Re: Vernunft in Glaubensdingen

Beitrag von Demian » Di 10. Jun 2014, 18:31

Rembremerding hat geschrieben:Ich kann Dir im Schnitt auf jeder 2. Seite der Hl. Schrift Anspielungen auf andere Religionen oder Kulturen aufzeigen. Und ich kann Dir ebenso aufzeigen, dass dies keine Begründung für den heute wieder auflebenden Synkretismus ist.

Was ist für Dich Synkretismus? Für mich ist das ein wertneutraler Begriff der wissenschaftlichen Terminologie. "Unsachlich" war meine positive Bezugnahme auf dieses Wort also ganz und gar nicht gemeint, sondern sehr bewusst bejahend - irriger Weise setzen manche dogmatischen Strömungen innerhalb der Religion "Synkretismus" mit "Beliebigkeit" gleich. Das ist aber das Gegenteil von Synkretismus, es ist einfach so, dass sich jedes Glaubenssystem zwischen Anpassung und Veränderung bewegt. METAMORPHOSE und Neuschöpfung ist eine geistliche Kraft.

Die Raupe verpuppt sich, um ein Schmetterling zu werden - und auch der Geist muss sich von Zeit zu Zeit verpuppen, um lebendig zu bleiben. Um zu evolvieren. Damit die eigentliche Schönheit - das Wesen des Lebendigen - hervor kommen kann. Der Sinn - was ist das? - vielleicht einfach: dynamisches Sein, das immer wieder aus dem Einen hervor tönt. Der Atem des Absoluten, der sich in der Vielfalt bespielt, und dabei doch immer EINS bleibt.

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#593 Re: Vernunft in Glaubensdingen

Beitrag von Rembremerding » Di 10. Jun 2014, 18:55

Demian hat geschrieben: Was ist für Dich Synkretismus? Für mich ist das ein wertneutraler Begriff der wissenschaftlichen Terminologie. "Unsachlich" war meine positive Bezugnahme auf dieses Wort also ganz und gar nicht gemeint - irriger Weise setzen manche dogmatischen Strömungen innerhalb der Religion "Synkretismus" mit "Beliebigkeit" gleich. Das ist aber das Gegenteil von Synkretismus, es ist einfach so, dass sich jedes Glaubenssystem zwischen Anpassung und Veränderung bewegt. METAMORPHOSE und Neuschöpfung ist eine geistliche Kraft.

Um es einfacher auszudrücken: Wer ein Haus baut, der setzt das Fundament und dann Stockwerk um Stockwerk darauf, bis das Dach das Haus vollendet. Nachträglich Stockwerke eines anderen Hauses einzusetzen oder auf das Dach ein anderes zu setzen, zerstört beide Häuser. Anpassung oder Veränderung ist unnötig, denn es ist genau auf seine Bewohner und dem Klima seines Standorts angepasst.
Wer Übereinstimmungen erkennen will, soll deshalb auf die Materialien der Häuser achten, und er wird feststellen, dass es vom gleichen Steinbruch, vom gleichen "Baumarkt" stammt. Und das ist weit mehr verbindend.

Aber relativieren und in Frage stellen ist "in", ich weiß. Der Zeitgeist fordert quasi stete Veränderung, weil der menschliche Geist ohne Gottes Geist unstet ist.

Der Dalai Lama, Gott sei Dank ein Seelensorger, warnt übrigens ebenso ausdrücklich davor, Buddhismus mit anderen Religionen oder dem christlichen Glauben verbinden zu wollen.

Es geht nicht darum, Hierarchien zwischen christlichen Glauben oder Buddhismus einzubauen. Es geht um die Seelen der Menschen. Ihnen darf man nicht die Wahrheit durch relativieren nehmen, sie verwirren, verunsichern, schon gar nicht in einer Zeit, in der die Unterscheidung der Geister kaum mehr beherrscht wird.
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#594 Re: Vernunft in Glaubensdingen

Beitrag von Demian » Di 10. Jun 2014, 19:04

Rembremerding hat geschrieben:Du tust Dir und anderen nichts gutes, wenn Du Glauben und Religion dem Relativismus auslieferst.

Das Unendliche – die Wahrheit – das Sein ist keine Meinung, sondern die letztendliche Wahrheit der Einheit von allem, die sich immer wieder neu manifestiert. Die immer wieder neu in Bildern und Worten zum Ausdruck gebracht werden möchte. Die dogmatische Einengung des Absoluten auf einzelne Perspektiven ist der eigentliche Relativismus. Denn wir erheben dadurch das Endliche über das Unendliche, die AHNUNG der Schönheit des Absoluten über das Große Ganze. Das Große Ganze ist aber das Anbetungswürdige - und jedes geistige System ist nur ein Tanz oder eine göttliche Umarmung.

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#595 Re: Vernunft in Glaubensdingen

Beitrag von Demian » Di 10. Jun 2014, 19:16

Um es einfacher auszudrücken: Wer ein Haus baut, der setzt das Fundament und dann Stockwerk um Stockwerk darauf, bis das Dach das Haus vollendet. Nachträglich Stockwerke eines anderen Hauses einzusetzen oder auf das Dach ein anderes zu setzen, zerstört beide Häuser.

Dieses Bild würde stimmen, wenn das Absolute Sein ein simples, statisches Gebilde wäre. Das ist aber nicht der Fall, habe ich Recht? GEIST gleicht mehr der Poesie – dem Liebesspiel der Geliebten oder der Entdeckungsfreude der Kinder – oder der Unermesslichkeit des Himmels, dessen Wolkenmeer den erfrischenden Sommerregen ankündigt. Oder wie es in einem Gedicht von Paul Celan heißt: es ist Zeit, dass es Zeit wird - so spricht die Liebe. Sie holt den Himmel herunter auf die Erde, das Ewige in den Augenblick und genießt ihn ganz und gar. Dieses ES ----- ist Zeit, dass ES ----- Zeit wird.

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#596 Re: Vernunft in Glaubensdingen

Beitrag von Rembremerding » Di 10. Jun 2014, 19:20

Du willst es nicht verstehen. Das Sein ist auch Bewegung, die wir als Geschöpf nie folgen können. Der Wind und Geist weht, wo er will, und wir können es nicht ergründen, wir sind eben nicht Gott. Du willst wie Gott sein, wie A&E.

Die Wahrheit ist eins in Gott, soweit sind wir einig. Aber es war der Ratschluß Gottes diese Wahrheit aufzuteilen, vielleicht, damit wir eine Basis der Liebe erhalten, um miteinander kommunizieren zu lernen. Das ist die Aufgabe, die Gott uns aufgetragen hat. Wir sollen uns in der Vielfalt lieben lernen, uns annehmen. Es ist nicht unsere Aufgabe eine Einheitsreligion zu schaffen und somit nicht mehr kommunizieren zu müssen, sondern nur mehr zu unterdrücken. Das wäre das Ende der Liebe und wir würden die Wahrheit verlieren.
In der Hl. Schrift warnte uns Gott auch ausdrücklich davor und auch der Buddhismus durch den Dalai Lama.
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#597 Re: Vernunft in Glaubensdingen

Beitrag von Demian » Di 10. Jun 2014, 19:27

Rembremerding hat geschrieben:@Naqual hat es richtig erkannt: Nur wer sich spirituell und geistig in eine Religion oder in den christlichen Glauben "verliebt" hat, dem werden Verbindungen aufgetan.

Ich habe mich nicht in den christlichen Glauben verliebt, ich habe mich in Gott verliebt. :thumbup: Der Glaube ist ein schönes Spiel - wie göttlicher Nektar - aber nicht der Nektar ist das Höchste.

Und immer wieder sät man aus den Samen
und immer wieder gießen Wolkengötter
und immer wieder ackert man den Acker
und immer wieder kommen andre Eigner
und immer wieder werden Bettler bitten
und immer wieder werden Geber geben
und immer wieder neue Gaben geben
und immer wieder neue Himmel finden.

(Buddha)

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#598 Re: Vernunft in Glaubensdingen

Beitrag von Rembremerding » Di 10. Jun 2014, 19:35

Demian hat geschrieben: Ich habe mich nicht in den christlichen Glauben verliebt, ich habe mich in Gott verliebt. :thumbup: Der Glaube ist ein schönes Spiel - wie göttlicher Nektar - aber nicht der Nektar ist das Höchste.

Und immer wieder sät man aus den Samen
und immer wieder gießen Wolkengötter
und immer wieder ackert man den Acker
und immer wieder kommen andre Eigner
und immer wieder werden Bettler bitten
und immer wieder werden Geber geben
und immer wieder neue Gaben geben
und immer wieder neue Himmel finden.

(Buddha)
Oh, @Demian, was denkst Du, an was ein Christ glaubt? An seinen Glauben? Unsinn, es heißt christlicher Glaube, darum glaubt er an Christus Jesus. Und dieses Vertrauen setzt Liebe voraus, schöpft aus der Liebe und schafft Liebe.
Deshalb hat Christus Jesus auch Dein Gedicht von Buddha vollendet:
Joh 4,13-14;HSK
Jesus antwortete ihr: »Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird abermals dürsten; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird nicht mehr dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm zu einem Quell von Wasser, das aufsprudelt zu ewigem Leben.«
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#599 Re: Vernunft in Glaubensdingen

Beitrag von Demian » Di 10. Jun 2014, 19:57

Rembremerding hat geschrieben:Du willst es nicht verstehen. Das Sein ist auch Bewegung, die wir als Geschöpf nie folgen können. Der Wind und Geist weht, wo er will, und wir können es nicht ergründen, wir sind eben nicht Gott. Du willst wie Gott sein, wie A&E.

Für mich gibt es nur die absolute Realität – und darum können wir sie sehr wohl ergründen, erforschen, erfahren und erleben, denn wir sind zutiefst mit ihr eins. Wir sind diese Bewegung. Das zu erkennen, ist für mich die wirkliche Gnade oder die Poesie des Lebens.

Rembremerding hat geschrieben:Die Wahrheit ist eins in Gott, soweit sind wir einig. Aber es war der Ratschluß Gottes diese Wahrheit aufzuteilen, vielleicht, damit wir eine Basis der Liebe erhalten, um miteinander kommunizieren zu lernen. Das ist die Aufgabe, die Gott uns aufgetragen hat. Wir sollen uns in der Vielfalt lieben lernen, uns annehmen. Es ist nicht unsere Aufgabe eine Einheitsreligion zu schaffen und somit nicht mehr kommunizieren zu müssen, sondern nur mehr zu unterdrücken.

Da stimme ich Dir zu. Ich habe aber auch nirgendwo von einer „Einheitsreligion“ gesprochen – Religionen interessieren mich nicht. Für mich geht es darum die Wahrheit in allem zu sehen. In meinem Alleinsein mit allem - und das ganz einfach und aufrichtig zu leben – um so die Grenzenlosigkeit der Liebe zu entdecken.

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#600 Re: Vernunft in Glaubensdingen

Beitrag von Rembremerding » Di 10. Jun 2014, 20:16

Demian hat geschrieben: In meinem Alleinsein mit allem - und das ganz einfach und aufrichtig zu leben – das ist ganz sicher nicht das Ende der Liebe, sondern der Weg in ihre Grenzenlosigkeit.
Sobald Du allein mit allem bist, hast Du Dich auf Dein Selbst begrenzt. Die Liebe hat im Alleinsein nur mehr ein Ziel: das eigene Selbst. Der Mensch ist aber eine Richtung, über mich hinaus auf hin. Hin zum Nächsten, hin zu Gott. nach all dem, was Du bisher geschrieben hast, siehst Du, denke ich, es genauso. Deshalb ist Dein "Alleinsein mit allem" wohl einer unscharfen Fokussierung des Geistes geschuldet.

Im Übrigen haben aber die östlichen "Praktiken" und "Religionsbrocken", die man dem Westen aufwellnesst (und nicht unbedingt "Original" sind), genau diese Richtung: Allein in Meditation, allein in Selbstoptimierung, allein, allein. Das spricht gegen die Liebe, die der Herrn uns vorlebt, die Gemeinschaft und Beziehung will.

Danke für den Austausch, ich muss leider weg. :Herz:
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