Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Pluto
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#81 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von Pluto » Di 17. Sep 2013, 20:00

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Mehr brauche ich nicht... der Rest folgt daraus. - Einverstanden?
Sehr sogar - bis auf den ersten Satz

OB das, was wir wahrnehmen, "ist" (also auch ohne unsere Wahrnehmung ist), ist grundsätzlich weder verifizierbar noch falsifizierbar -
Wieso?
Schau wie einfach das geht:

Axiom: Das Universum existiert
Modell: Das Universum besteht aus Galaxien und Sterne
Vorhersage: Wir können diese Objekte am Nachthimmel beobachten

Überprüfung der Vorhersage:
JA ==> Das Universum existiert (wahrscheinlich)
NEIN: => Das Univerum exitsiter nicht; Axiom falsifiziert.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#82 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von closs » Di 17. Sep 2013, 20:01

Lamarck hat geschrieben:Gegenstand der Naturwissenschaft ist grundsätzlich das SEIN.
Nein - Gegenstand der Naturwissenschaft ist das, was menschliche Wahrnehmung als Natur bezeichnet. - OB es diese Natur außerhalb der menschlichen Vorstellung gibt, ist weder verifizierbar noch falsifizierbar.

Lamarck hat geschrieben: Die Frage, ob Gott existiert, ist also notwendig eine naturwissenschaftliche Frage.
Nein - es KANN eine naturwissenschaftliche Frage sein, wenn man Gott als Teil der Natur oder als Natur selbst versteht. Es ist NICHT eine notwendig naturwissenschaftliche Frage, weil Gott auch ein Sein außerhalb/überhalb der Natur sein kann - so sehen es zumindest die meisten Religionen. :)

Lamarck hat geschrieben:Dem SEIN entkommt nichts
Wie wahr. :thumbup:

Lamarck hat geschrieben: Ist in diesem SEIN der Fall, dass dieses Etwas nicht existiert, so ist es trotzdem möglich, dass dieses Etwas als Illusion existiert.
Ja - der Unterschied ist, dass das SEIN ohne Wahrnehmenden genauso ist wie mit Wahrnehmenden, während die Illusion mit Wegfall des Wahrnehmenden ebenfalls wegfällt.

Lamarck hat geschrieben: Die Götter aber, die sich hinter der clossschen Vernunft verstecken, können und müssen dem closs aber gleichgültig sein, er kann von diesen nichts wissen - und zwar im absoluten Sinne, zu 100 %.
Im Prinzip ja - bis auf den Umstand, dass sie trotzdem nicht gleichgültig sein müssen. - Was Du ansprichst ist übrigens der Grund, warum "Jahwe" lediglich "Ich-bin" bedeutet, also außer personaler (Ich) Existenz (bin) nichts aussagt - was aber auch schon viel ist. - UND: Das ist der Grund, warum der Mensch sich kein Bild von Gott machen soll. - UND: Das ist der Grund, warum es im Christentum Jesus gibt - als greifbar Göttliches. - Aber das wäre jetzt schon wieder ins Christentum abgedriftet.

Lamarck hat geschrieben:Ja - nennt sich bsw. Halluzination, Zwangsstörung ... .
[/quote]Du triffst damit nicht nur Gläubige, sondern auch Naturwissenschaftler.
Zuletzt geändert von closs am Di 17. Sep 2013, 20:05, insgesamt 1-mal geändert.

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#83 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von closs » Di 17. Sep 2013, 20:05

Pluto hat geschrieben:Schau wie einfach das geht:
Denkfehler. Du setzt schon wieder zu spät ein.

BEVOR Du axiomatisch setzt, dass das Universum existiert, musst Du (dogmatisch?) gesetzt haben, dass das, was Du beobachten wirst, eine Beobachtung der Realität ist und nicht Deiner eigenen Illusion. - Diesen ersten Schritt lässt Du immer aus.

Da, wo DU einsetzt, hast Du recht - AB DA (!!!) stimmt es.

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#84 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von Lamarck » Di 17. Sep 2013, 20:05

Hi closs!

closs hat geschrieben:
Lamarck hat geschrieben: langsam könntest Du doch mal dazulernen, oder?
Wie wäre es, wenn Du meinen Ansatz zwischen Dasein und Sein, also vertikal, übernehmen würdest? - Jeder Begriff hat eine Geschichte.

Jeder Ansatz hat seine Geschichte. Ich frage Dich doch ständig erfolglos nach Definitionen. Deshalb einmal mehr: Definiere SEIN, DaSEIN, vertikal ... .




closs hat geschrieben: Aber wir können auch komplett auf diesen Begriff verzichten. - Im folgenden ist dasselbe umschrieben:

Du sollst nicht auf Begriffe verzichten, Du solltest diese mit Inhalten befüllen. Where's the beef?




closs hat geschrieben: Jegliche Wahrnehmung findet auf dem Postulat/aufgrund der Setzung statt, dass das Objekt, das wahrgenommen werden soll, "ist", also auch dann "ist", wenn es NICHT Objekt der Wahrnehmung ist. - Das gilt für Gödel genauso wie für den Naturwissenschaftler x oder y.

Das hatten wir eben ... .




Cheers,

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#85 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von closs » Di 17. Sep 2013, 20:11

Lamarck hat geschrieben: Deshalb einmal mehr
Nochmal eine Antwort: Das Dasein ist das, was Du wahrscheinlich naturalistische Welt nennst. - Das Sein ist Gott. - Beide sind dimensional getrennt. - Somit bezieht sich die ontologische Differenz nicht auf Subjekt und Objekt im Dasein (horizontal), sondern auf ein Subjekt im Dasein (wir) und einem Objekt im Sein (Gott) - also vertikal.

Lamarck hat geschrieben: Where's the beef?
Das ist schon abgehangen.

Lamarck hat geschrieben:Das hatten wir eben ... .
Ja - jetzt müssen wir das aber auch umsetzen.

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#86 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von Thaddäus » Di 17. Sep 2013, 20:48

Ich habe deine Kritik schon gelesen. Sie ist aber in allen drei Punkten nicht korrekt:

Schwachstelle Nr. 1:
"Annahme 1: Entweder eine Eigenschaft oder ihre Negation ist positiv."
Diese Annahme ist falsch.
Beweis durch ausgerechnet Kurt Gödel daselbst:
http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6del ... gkeitssatz
Nach diesem Satz gibt es unentscheidbare Aussagen.
Gödels Unvollständigkeitssatz sagt aus, dass in jedem hinreichend mächtigen Kalkül (wie z.B. der Arithmetik) Sätze ableitbar sind, die hinsichtlich ihrer Wahrheit oder Flaschheit nicht entscheidbar sind.
Dennoch sind auch in diesen hinreichend mächtigen Kalkülen selbstverständlich wahre Aussagen ableitbar. Gödels Unvollständigkeitsbeweis bezieht sich auf das ganze Kalkül und ist eine metatheoretische Aussage. Ansonsten könnte man ja mit der Arithmetik nie rechnen, weil das Ergebnis immer falsch sein könnte.
Gödels konkreter modallogischer Beweis ist als korrekt nachgewiesen. Im ganzen modallogischen Kalkül können aber möglicherweise unentscheidbare Sätze abgeleitet werden. Gödels Beweis gehört aber nachgewiesen nicht dazu.


Schwachstelle Nr. 2:
Eine mathematische Existenzaussage ist gültig für abstrakte Denkmodelle, nicht für empirische Entitäten.
Gödel macht in seinem modallogischen Beweis keine Aussage über eine empirische Entität oder sinnlich wahrnehmbare Dinge. Es wäre mir auch neu, dass Gott jemals behauptet wurde als messbares empirisches Ding.


Schwachstelle Nr. 3:
Existenz ist keine "Eigenschaft" im mathematischen Sinne.
Existenz ist in gar keinem Sinne die Eigenschaft eines Gegenstandes wie z.B. seine Farbe oder sein Gewicht.

Gödels Beweis in modallogischem Kalkül S5 wird interessant vor dem Hintergrund der Kripke-Semantik der Modallogik. Die Kripke-Semantik verleiht der Modallogik sozusagen erst Bedeutung. Sie ermöglicht eine klare Interpretation modallogischer Aussagen (wie z.B. Gödels Beweis).
Zu dieser Semantik gehört, das etwas mit Notwendigkeit ist, was in allen möglichen Welten wahr ist.
Das Konzept der möglichen Welten geht auf Leibniz zurück.

Es gibt eine unendliche Menge logisch konstruierbarer, möglicher Welten. Unsere Welt, die Welt, in der wir leben, ist eine davon. Es gibt logisch z.B. auch eine mögliche Welt, in der Wasser zwar genau so benutzt wird wie auf der Erde (zum Trinken, zum Waschen, zum Darin-Plantschen etc.), in der Wasser aber eine leicht andere, chemische Strukturformel aufweist (der Philosoph Hilary Putnam nennt diese mögliche Welt Zwerde). In dieser möglichen Welt bezieht sich der Ausruck Wasser z.B. ganz offensichtlich nicht auf das, worauf sich in unserer Welt der Ausdruck Wasser bezieht (da die Strukturformeln nicht identisch sind), obwohl in beiden Welten die Menschen das Gleiche damit tun. (Es spielt übrigens keine Rolle, ob Wasser überhaupt eine andere Srukturformel haben kann, wenn man es so verwenden kann, wie wir es hier tun. Es geht lediglich um die rein logische Möglichkeit).

Gödels modallogischer Beweis beweist, dass die Aussage: "Es existiert genau ein "G", das alle positiven Eigenschaften auf sich vereint", in allen logisch konstruierbaren Welten wahr ist. Damit also auch in unserer!
Die ganze weitere Diskussion kann sich nur darum drehen, was die erwiesene Wahrheit dieser Aussage für unsere Welt bedeutet?


Alle weiteren Posts, die darüber spekulieren, welche grundsätzliche Erkenntnisfähigkeit der natürlichen Gegenstände wir als Menschen haben (also welche Erkenntismöglichkeiten der Natur), gehen in die Irre, denn diese Spekulationen betreffen nicht Gödels Beweis als rein logischen Beweis. Gödels Beweis spricht nicht von etwas, das wir in der natürlichen Welt erkennen könnten, denn worüber er spricht, was er beweist, ist kein gegenständliches Ding, - sondern ein zwingend anzunehmender, logischer Sachverhalt und damit eine logische Tatsache (so wie der Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch eine logische Tatsache ist: nicht(p und nicht p); also: es ist falsch, dass es regnet und zugleich nicht-regnet).
Zuletzt geändert von Thaddäus am Mi 18. Sep 2013, 00:54, insgesamt 3-mal geändert.

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#87 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von Lamarck » Di 17. Sep 2013, 21:38

Hi closs!

closs hat geschrieben:
Lamarck hat geschrieben: Gegenstand der Naturwissenschaft ist grundsätzlich das SEIN.
Nein - Gegenstand der Naturwissenschaft ist das, was menschliche Wahrnehmung als Natur bezeichnet. - OB es diese Natur außerhalb der menschlichen Vorstellung gibt, ist weder verifizierbar noch falsifizierbar.

Schade, dass es Dir nicht möglich ist, zu erkennen, wie elaboriert mein Vortrag ist. Und besonders spaßig ist es, dass ausnahmsweise hier Dein Lieblingsbegriff - nämlich die Rede von der ontologischen Differenz - sinnvoll anwendbar ist. Wenn auch nur, um diesen Begriff und dessen Inhalte ad absurdum zu führen ... .

Wenn also das Sein des Seienden selbst kein Seiendes ist, kann dann "das, was menschliche Wahrnehmung als Natur bezeichnet", ein Seiendes sein? - Oder gar das Sein eines Seienden?




closs hat geschrieben:
Lamarck hat geschrieben: Die Frage, ob Gott existiert, ist also notwendig eine naturwissenschaftliche Frage.
Nein - es KANN eine naturwissenschaftliche Frage sein, wenn man Gott als Teil der Natur oder als Natur selbst versteht. Es ist NICHT eine notwendig naturwissenschaftliche Frage, weil Gott auch ein Sein außerhalb/überhalb der Natur sein kann - so sehen es zumindest die meisten Religionen. :)

Du siehst, Religion muss das Gegenteil von Denken sein. Ich habe doch gerade ausgeführt, warum SEIN nicht über Natur hinausführt, wenn ich es synonym setze. Es gibt keinen Grund, dies nicht zu tun. Alles, was in Existenz ist, bezeichne ich also als Natur.Du übrigens auch, Du führst nur einen kleinen Trick der Verschleierung aus. Ich habe diesen oben genannt, aber Du erkennst es nicht.




closs hat geschrieben:
Lamarck hat geschrieben: Dem SEIN entkommt nichts.
Wie wahr. :thumbup:

Ich bezweifele, dass Du das verstanden hast. Denn deshalb steht auch das SEIN über den Göttern, aber die Götter nicht über dem SEIN! Der Ansatzpunkt einer meiner unzähligen Theodizeen.




closs hat geschrieben:
Lamarck hat geschrieben: Ist in diesem SEIN der Fall, dass dieses Etwas nicht existiert, so ist es trotzdem möglich, dass dieses Etwas als Illusion existiert.
Ja - der Unterschied ist, dass das SEIN ohne Wahrnehmenden genauso ist wie mit Wahrnehmenden, während die Illusion mit Wegfall des Wahrnehmenden ebenfalls wegfällt.

Wenn Blinde also Götter sehen, muss daran etwas faul sein ... . Und wenn Götter Illusionen sind, fallen diese Illussionen dann weg, wenn closs wegfällt. Also hat closs wohl keine Möglichkeit, dies auf diesem Wege zu überprüfen. ;)




closs hat geschrieben:
Lamarck hat geschrieben: Die Götter aber, die sich hinter der clossschen Vernunft verstecken, können und müssen dem closs aber gleichgültig sein, er kann von diesen nichts wissen - und zwar im absoluten Sinne, zu 100 %.
Im Prinzip ja - bis auf den Umstand, dass sie trotzdem nicht gleichgültig sein müssen.

Dies bedeutet, dass die Götter sich nicht um Dich kümmern. Wenn sich die Götter aber nicht um Dich kümmern, bist Du Ihnen gleichgültig. Wenn Du den Göttern nicht gleichgültig bist, so machen Sie sich im Kreise Deines Verstandes bemerkbar - im Guten oder im Bösen.




closs hat geschrieben: - Was Du ansprichst ist übrigens der Grund, warum "Jahwe" lediglich "Ich-bin" bedeutet, also außer personaler (Ich) Existenz (bin) nichts aussagt - was aber auch schon viel ist.

Ist "Jahwe" Sein oder Seiendes? ;)

Ist er im Sein der Natur oder im Nichtsein der Natur?

Die Bedeutung von Jahwe ist eher dies: 'Ich bin, der ich bin und der ich sein werde.' Muss wohl irgendetwas mit Unveränderlichkeit und Ewigkeit zu schaffen haben, findest Du nicht auch? Übrigens auch ein hübscher Ansatzpunkt für Gotteswiderlegungen.




closs hat geschrieben: - UND: Das ist der Grund, warum der Mensch sich kein Bild von Gott machen soll.

Ein Bild von Gott machst Du Dir schon, wenn Du Gott denkst. Vorstellungen sind immer Bilder. Aber überlege Dir mal, warum dergleichen im AT steht und warum das Christentum sich trotzdem nicht daran gehalten hat.




closs hat geschrieben: - UND: Das ist der Grund, warum es im Christentum Jesus gibt - als greifbar Göttliches. - Aber das wäre jetzt schon wieder ins Christentum abgedriftet.

Ah ja, weil Gott nicht greifbar sein will, braucht es greifbar Göttliches ... .




closs hat geschrieben:
Lamarck hat geschrieben: Ja - nennt sich bsw. Halluzination, Zwangsstörung ... .
Du triffst damit nicht nur Gläubige, sondern auch Naturwissenschaftler.

Nur einige Naturwissenschaftler, jedoch ausnahmslos alle Gläubige ... .




Cheers,

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Thaddäus
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#88 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von Thaddäus » Di 17. Sep 2013, 21:44

Lamarck hat geschrieben:Hi Thaddäus!

Thaddäus hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Im Übergang von der Vorstellung Gottes zum realen Gott liegt der Anselms "Taschenspielertrick".
Spätestens seit Kant ist das ja die Kardinalkritik an Canterburys Beweis, [...]

Richtig muss es heißen: Anselms Fehlschluss! Genaugenommen ist die Packungsdichte an Fehlschlüssen bei diesen sogenannten ontologischen Gottesbeweisen recht hoch.
Lieber Lamarck,

das ist nicht meine Art philosophisch zu arbeiten.
Ich glaube ebenfalls nicht, dass Anselms Beweis wirklich korrekt sein kann, aber ich würde niemals von einem Fehlschluss von ihm sprechen, wenn ich nicht im gleichen Absatz exakt darlege, worin genau dieser Fehlschluss besteht. Ich finde, soviel Respekt ist man einem durchaus klugen Denker wie Anselm schuldig.



Lamarck hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben: [...] denn 100 vorgestellte/gedachte Taler (oder die Vorstellung einer Insel) sind eben noch keine 100 realen Taler (bzw. eine reale Insel).

Wer hätte das gedacht ... .
Genau. Und weil diese Kritik Kants am ontologischen Gottesbeweis so simpel ist, deshalb ist sie auch falsch. ;)


Lamarck hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben: Der Fehler dieser Kritik am ontologischen Gottesbeweis liegt in meinen Augen darin, dass Taler und Inseln sinnlich wahrnehmbare, gegenständliche Dinge sind. Es sind Dinge der gegenständlichen Welt.
Weder für Anselm, noch für Gödel, noch für einen anderen Gläubigen, der an Gottes reale Existenz glaubt, wird Gott aber ein gegenständliches Ding sein, wie Taler oder Inseln.

Das mit der Wahrnehmung lassen wir besser weg.
Nein, gerade das kann man nicht, denn deshalb ist diese Kritik an Anselm falsch.


Lamarck hat geschrieben: Aber hierbei bleiben wir:

Vorgestellte/gedachte Taler sind keine existierenden Taler.
Vorgestellte/gedachte Inseln sind keine existierenden Inseln.
Vorgestellte/gedachte Götter sind keine existierenden Götter.
Siehe meine Antwort an Janina.


Lamarck hat geschrieben: Auch Wittgenstein ist am Induktionsproblem gescheitert. Sein Satz 1 ist aber sehr schön, sollte aber besser lauten, "Die Welt ist alles, was ist". Es zählt hier die Kombination von Allquantor und Existenzquantor.
Nein und Nein.
1. Wittgenstein hat sich - meines Wissens - mit dem Induktionsproblem im Tractatus gar nicht beschäftigt. Ich lasse mich aber gerne belehren.

2. "Die Welt ist alles, was ist" wäre ein bloße Tautologie. Die Aussage: "Die Welt ist alles, was der Fall ist" ist aber keine, denn es muss bestimmt werden, was es bedeutet, wenn etwas der Fall ist.


Lamarck hat geschrieben: Heilige Einfalt!

Wenn von einer bestimmten Vorstellung Gottes ausgegangen wird, dann heißt das, dass davon ausgegangen wird, dass die betreffende Vorstellung existiert, nicht aber, dass der Inhalt dieser Vorstellung existiert! Der ontologische Gottesbeweis erschwindelt nur aus der Existenz der Vorstellung von x die Existenz von x.
Ja, wie bereits festgestellt ist das die Kardinalkritik am ontologischen Gottesbeweis.
Die Frage ist aber, was die Existenz von x eigentlich bedeutet?
Existiert das, was du gerade denkst? Und ist das gegenständliche bzw. für andere empirisch wahrnehmbare Existenz? Ein Hirnstrommuster ist übrigens kein Beleg für das was du denkst. Es zeigt allenfalls an, dass du denkst, aber nicht, was der Inhalt deiner Gedanken ist.

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#89 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von Pluto » Di 17. Sep 2013, 21:50

Thaddäus hat geschrieben:Gödels modallogischer Beweis beweist, dass die Aussage: "Es existiert genau ein "G", das alle positiven Eigenschaften auf sich vereint", in allen logisch konstruierbaren Welten wahr ist. Damit also auch in unserer!
Die ganze weitere Diskussion kann sich nur darum drehen, was die erwiesene Wahrheit dieser Aussage für unsere Welt bedeutet?

Alle weiteren Posts, die darüber spekulieren, welche grundsätzliche Erkenntnisfähigkeit der natürlichen Gegenstände wir als Menschen haben (also welche Erkenntismöglichkeiten der Natur), gehen in die Irre, denn diese Spekulationen betreffen nicht Gödels Beweis als rein logischen Beweis. Gödels Beweis spricht nicht von etwas, das wir in der natürlichen Welt erkennen könnten, denn worüber er spricht, was er beweist, ist kein gegenständliches Ding, - sondern ein zwingend anzunehmender, logischer Sachverhalt und damit eine logische Tatsache (so wie der Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch eine logische Tatsache ist: nicht(p und nicht p); also: es ist nicht möglich, dass es regnet und zugleich nicht-regnet).
'n' Abend Thaddäus, :)
Gödel beweist auf wundervoll logisch Weise , dass ein gedachter Gott seiner Vorstellung existiert. Das ist vollkommen schlüssig bewiesen und deinen Aussagen sind ebenfalls logisch nachvollziehbar.

Fazit:
Logik-Aufgabe perfekt gelöst, aber leider am Thema vorbei. :P

Nur.... es kommt nun mal kein Beweis der Existenz Gottes dabei raus, denn es lässt sich die Vorstellung Gottes, die ja schließlich zunächst Gödels (und Anselms) Gedankenkonstrukt ist, nicht direkt auf einen real existierenden Gott übertragen.
Das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann...
schreibt Anselm in seinem Beweis. Und genau das hat Gödel ebenfalls korrekt hergeleitet. Aber ein endgültige Beweis für die tatsächliche Existenz Gottes ist das noch nicht. Er scheitert an der Übertragung eben dieser Vorstellung Gottes auf die tatsächliche Existenz Gottes.
Das funktioniert nur mit dem bereits erwähnten "Taschenspielertrick" den auch der Mönch Gaudilo im 11. Jahrhundert und (später) Kant, an Anselms ontologischen Gottesbeweis (IMO) zurecht kritisierten (du nanntest es die Kardinalkritik).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#90 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von Janina » Di 17. Sep 2013, 22:18

Thaddäus hat geschrieben:
Schwachstelle Nr. 1:
"Annahme 1: Entweder eine Eigenschaft oder ihre Negation ist positiv."
Diese Annahme ist falsch.
Beweis durch ausgerechnet Kurt Gödel daselbst:
http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6del ... gkeitssatz
Nach diesem Satz gibt es unentscheidbare Aussagen.
Gödels Unvollständigkeitssatz sagt aus, dass in jedem hinreichend mächtigen Kalkül (wie z.B. der Arithmetik) Sätze ableitbar sind, die hinsichtlich ihrer Wahrheit oder Flaschheit nicht entscheidbar sind.
Siehste, geht doch. Damit ist Annahme 1 widerlegt.
Das bedeutet übrigens nicht, dass man den Wahrheitsgehalt besagter Sätze bisher noch nicht beweisen konnte, sondern dass deren Wahrheitsgehalt nicht diskunkt ist.

Thaddäus hat geschrieben:Dennoch sind auch in diesen hinreichend mächtigen Kalkülen selbstverständlich wahre Aussagen ableitbar.
Das stand auch nie in Frage.
Bitte unterscheiden zwischen "Es gibt keine wahren Sätze" und "Es gibt unentscheidbare Sätze".

Thaddäus hat geschrieben:Gödel macht in seinem modallogischen Beweis keine Aussage über eine empirische Entität oder sinnlich wahrnehmbare Dinge.
Damit ist es vielleicht nicht Gödels Fehler, seine Beweisführung als "Gottesbeweis" miss zu deuten, aber das macht die Fehlinterpretation nicht besser.

Thaddäus hat geschrieben:
Existenz ist keine "Eigenschaft" im mathematischen Sinne.
Existenz ist in gar keinem Sinne die Eigenschaft eines Gegenstandes wie z.B. seine Farbe oder sein Gewicht.
Danke.

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