R.F. hat geschrieben:Naqual hat geschrieben:Weißt Du eigentlich, was der Unterschied zwischen Wissenschaft und Ideologie ist?
Wenn Fakten willkürlich in Zusammenhänge verpackt werden und auf derart ungesicherten Konstrukten eine Weltanschauung errichtet wird, ist das Ideologie...
Das trifft auch auf die Verschwörungstheorien zu, als wenn z.B. jemand die Bibel liest wie Fans von Nostradamus und grobe, allgemeine mystisch wirkende Bilder auf konkrete Situationen bezieht und dann behauptet, wie in der Bibel schon stünde, trifft jetzt gleich dies und jenes zu (z.B. die UN als Organisation satanischer Mächte, etc.).
Ich finde da Poppers Auffassung recht gut wiedergegeben bei Wiki:
"Ideologiekritik im Sinne von Karl Popper umfasst dabei insbesondere die Analyse folgender Punkte: Dogmatisches Behaupten absoluter Wahrheiten, Tendenz zur Immunisierung gegen Kritik, Vorhandensein von Verschwörungstheorien, utopische Harmonieideale sowie die Behauptung von Werturteilen als Tatsachen."
Und da ist der Punkt, wo wir Religöse sehr, sehr aufpassen müssten. Nicht wahr?
Wissenschaft ist eigentlich ein methodisch weit entwickeltes System von "Zweifeln". Also etwas in Frage stellen. Was diesen Prozess überlebt, ist mit erheblich größerer Wahrscheinlichkeit zutreffend/wahr.
Ideologien neigen dazu Kritiken zu verhindern. Manchmal mit recht platten Behauptungen, manchmal aber auch mit ausgefeilten Systemen auf abstrakter Ebene, die gar nicht so schnell durchschaut werden können.
Womit wir wieder beim Thema "Vernunft in Glaubensdingen" wären (Threadthema).
Wissenschaft ist für mich ein ausgefeiltes Methodeninstrumentarium, das auf Vernunft aufbaut. Aber auch auf Zweifel, die systematisch angewendet, Falschheiten minimieren oder ganz ausschließen.
Glaube im Sinne von Fürwahrhalten ist im christlichen Denken sehr verbreitet und bildet insofern einen Widerspruch zum Vorgehen in den Wissenschaften (systematisch angelegtes Zweifeln zum Falsifizieren von Aussagen).
Ich persönlich sehe Glaube als Fürwahrhalten nur als HIlfestellung zu einer Lebensführung. In diesem Sinne wäre der christliche Glaube (für mich) eine Lebensführung im Sinne Gottes, erläutert durch seinen Repräsentanten Jesus Christus. Und dann ist Glaube nicht in einem methodischen Widerspruch zur Wissenschaft.
Erklärung zur HIlfestellung mit Fürwahrhalten: Ein Kfz-Lehrling muss an sein Werkzeug schon glauben (und an seinen Meister, der ihm das Handwerkszeug und Knowhow erklärt). Dann ist aber das Fürwahrhalten nur der Anfang. Nicht das Eigentliche.
Und so verstehe ich Glauben. Fürwahrhalten ist nur ein kleiner Teil, aber auch unabdingbar. (Über die Inhalte könnte man jetzt vortrefflich streiten, aber das ist eine andere Baustelle)