Alles Teufelszeug? VII

closs
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#1451 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » So 17. Dez 2017, 17:17

sven23 hat geschrieben:Das ist doch nichts Neues, wenn man von falschen Setzungen ausgeht, kommt man auch zu falschen Ergebnissen.
Genau mein Mantra seit Jahrtausenden.

sven23 hat geschrieben:Du begibst dich zunehmend auf die Schiene von Roland, der alle Theologen in der Forschung für Atheisten hält, bei dir sind es Ideologen.
Nee - Missverständnis: Die WISSENSCHAFTLER sind nie das Problem, WENN sie redlich bleiben alias bei ihren Leisten bleiben.

"Bei ihren Leisten bleiben" heißt, wenn sie im Wissen um den Charakter von "Wissenschaft" ihre Ergebnisse als "methodische Ergebnisse" bezeichnen (alias "Es kann historisch ganz anders sein, wenn man Modell hier nicht das richtige ist") und darauf verzichten, methodische Ergebnisse ideologisch darzustellen ("In der Welt gibt es nur einen naturalistischen Wirkungszusammenhang, also keine Wunder incl. leibliche Auferstehung als historische Größe").

Wenn all dies eingehalten wird, ist es egal, ob eine Wissenschaftler Atheist oder sonstwas ist. - Man kann "Wissenschaftsfeindlichkeit" nur dann vor diesem Hintergrund unterstellen, wenn man selbst ideologisch kontaminiert ist.

sven23 hat geschrieben:Inhaltlich hat Rahner geschrieben
Du sollst inhaltlich über meine Begründungs-Möglichkeiten nachdenken und nicht Rahners Zitat wiederholen.

sven23 hat geschrieben:Wie kommst auf das schmale Brett, dass Rahner dies nur geschrieben hat, damit er "seine Ruhe" hat? Oder dass er dem Zeitgeist erlegen ist, zumal der als Vertreter der kerygmatischen Theologie sich gegen den Zeitgeist stellt?
Das sind mögliche Erklärungen, über die Du nachdenken sollst. - Berücksichtige dabei, dass Rahner als Nicht-HKM-ler eigentlich keinen Grund hat, historisch-kritische Methoden-Ergebnisse zu kommentieren - er hat also einen Grund, der über die schiere Wiederholung eines HKM-Satzes hinausgeht.

sven23 hat geschrieben: closs hat geschrieben:

sven23 hat geschrieben:
Im clossschen Verständnis ist ja auch jeder mathematische Beweis ein Zirkelschluss.

Ausschließlich in DEINER Definition von "Zirkelreferenz" - das wuchs nicht auf meinem Mist.


Wieder eine glatte Lüge. Das ist nachweislich auf clossschem Mist gewachsen.
Wieder "wieder" noch dieses Mal eine Lüge - Du wirst Dich sicherlich daran erinnern, dass ich dieses Beispiel gebracht habe, NACHDEM ich mehrfach erfolglos versucht habe, Dir DEINE Definition von "Zirkelschluss" auszureden, um Dir erst DANN mit diesem Beispiel deutlich zu machen, was DEINE Definition von "Zirkelschluss" bedeuten würde.

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sven23
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#1452 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von sven23 » So 17. Dez 2017, 17:48

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das ist doch nichts Neues, wenn man von falschen Setzungen ausgeht, kommt man auch zu falschen Ergebnissen.
Genau mein Mantra seit Jahrtausenden.
Nein, du wolltest selbst den Kurzzeitkreationisten als schlüssig arbeitenden Wissenschaftler verkaufen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Du begibst dich zunehmend auf die Schiene von Roland, der alle Theologen in der Forschung für Atheisten hält, bei dir sind es Ideologen.
Nee - Missverständnis: Die WISSENSCHAFTLER sind nie das Problem, WENN sie redlich bleiben alias bei ihren Leisten bleiben.

"Bei ihren Leisten bleiben" heißt, wenn sie im Wissen um den Charakter von "Wissenschaft" ihre Ergebnisse als "methodische Ergebnisse" bezeichnen (alias "Es kann historisch ganz anders sein, wenn man Modell hier nicht das richtige ist") und darauf verzichten, methodische Ergebnisse ideologisch darzustellen ("In der Welt gibt es nur einen naturalistischen Wirkungszusammenhang, also keine Wunder incl. leibliche Auferstehung als historische Größe").
Sag ich doch, gemäss closs ist auch ein Bultmann ein pöhser Ideologe, bei Roland ein Atheist.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wie kommst auf das schmale Brett, dass Rahner dies nur geschrieben hat, damit er "seine Ruhe" hat? Oder dass er dem Zeitgeist erlegen ist, zumal der als Vertreter der kerygmatischen Theologie sich gegen den Zeitgeist stellt?
Das sind mögliche Erklärungen, über die Du nachdenken sollst. - Berücksichtige dabei, dass Rahner als Nicht-HKM-ler eigentlich keinen Grund hat, historisch-kritische Methoden-Ergebnisse zu kommentieren - er hat also einen Grund, der über die schiere Wiederholung eines HKM-Satzes hinausgeht.
Der Grund ist, dass Rahner die Konsensposition der Forschung nicht aus ideologischen Gründen leugnen will. Wenn Kasper von Verheißungsüberschuss spricht, geht das in die gleiche Richtung.


closs hat geschrieben: Wieder "wieder" noch dieses Mal eine Lüge - Du wirst Dich sicherlich daran erinnern, dass ich dieses Beispiel gebracht habe, NACHDEM ich mehrfach erfolglos versucht habe, Dir DEINE Definition von "Zirkelschluss" auszureden, um Dir erst DANN mit diesem Beispiel deutlich zu machen, was DEINE Definition von "Zirkelschluss" bedeuten würde.
Meine Definition von Zirkelschluss war nachweislich immer:

Die Bibel ist Gottes Wort, denn es steht geschrieben „alle Schrift ist von Gott eingegeben“.

Der neunmalkluge closs meinte dann, jeden mathematischen Beweis zu einem Zirkelschluss erklären zu müssen. :roll:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Münek
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#1453 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » So 17. Dez 2017, 18:12

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: würde er sich mit Freuden bemühen, seine diesbezüglichen erheblichen Wissenslücken namentlich im Bereich der historisch-kritischen Methode durch die Lektüre eines guten Fachbuches zu schließen.
sven23 hat geschrieben:Das würde ich dir mal empfehlen, du "lausiger Apologet".
Da steht exakt das drin, was wir im Wesentlichen vor Jahrzehnten gelernt haben.
Da scheint bei Dir NICHTS hängen geblieben zu sein. Sonst hätte auch Andreas - sichtlich genervt - nicht versucht, Dich mit der Nase darauf zu stoßen, was historisch-kritische Exegese eigentlich bedeutet und alles beinhaltet. An Deiner Reaktion ist zu merken, dass Du keinesfalls gewillt bist, Dein Defizit aufzuarbeiten, sondern über Kritik einfach hinweg- und auf Argumente nicht wirklich eingehst.

Kein Wunder, dass Andreas so wütend reagiert.

closs hat geschrieben:Es scheint so, als würden identische Texte komplett unterschiedlich ausgelegt werden.
In der Tat bestehen erhebliche Unterschiede zwischen der historisch-kritischen Exegese theologischer Experten und Deiner Laienexegese, die nun weiß Gott NICHT von sonderlich viel Sachkenntnis getrübt ist. :lol:

closs hat geschrieben:wobei wir wieder beim Punkt "Exegese" wären. - Auffallend ist Eure offensives bis naßforsches Vertreten EURER Hermeneutik dazu.
Hermeneutik scheint Dein Zauberwort zu sein. Hilft Dir aber nicht weiter. :) Nee nee - wir brüten hier kein eigenes Ei aus, sondern halten uns "nassforsch" an die Ergebnisse der neutestamentlichen Standardexegese.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Man kann nur vermuten, dass er die Konfrontation mit neuem Wissen, das nicht in sein ideologisches Weltbild paßt, scheut
Das scheint kein neues Wissen zu sein, wie ich jetzt bestätigt finde, sondern Ihr verwechselt "neue Ideologien" mit "neuem Wissen".
Deine beharrliche, kindisch-trotzig anmutende Weigerung, Deine offensichtlichen Wissenslücken im Bereich der historisch-kritischen Exegese durch die Lektüre eines guten Fachbuches zu schließen, aber dennoch kompetent mitreden zu wollen, hat schon was Pathologisches.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die du dir aus den Fingern gesaugt hast.
Denk einfach mal drüber nach - egal ob etwas aus Fingern, Beinen, Nieren oder Fachaufsätzen gesaugt ist. - Einfach INHALTLICH nachdenken.
Gehe einfach davon aus, dass KARL RAHNER, einer bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts, es so gemeint hat, wie er es gesagt hat - nämlich, dass sich Jesus getäuscht hat. Deine obskuren Versuche, Rahners Aussage "irgendwie" zu erklären, sind mehr als lächerlich.
Zuletzt geändert von Münek am So 17. Dez 2017, 18:29, insgesamt 2-mal geändert.

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#1454 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » So 17. Dez 2017, 18:14

sven23 hat geschrieben:Nein, du wolltest selbst den Kurzzeitkreationisten als schlüssig arbeitenden Wissenschaftler verkaufen.
Nicht alle Hermeneutiken sind gut - zu den aus meiner Sicht schlechten Hermeneutiken gehört "Kurzzeitkreationismus" im BIOLOGISCHEN SINNE. - Geistig dagegen kann es anders aussehen. - Du meinst es natürlich biologisch - nein, das habe ich ganz sicher nicht positiv verkauft. - Du machst wieder einmal zum Opfer Deiner Unipolarität ("Was fällt Dir ein, dass ich Dich nicht verstehe?"). :lol:

sven23 hat geschrieben: gemäss closs ist auch ein Bultmann ein pöhser Ideologe
Wenn er das mit "naturalistischem Wirkungszusammenhang" als Hermeneutik/Setzung so gemeint hat, wie es rüberkommt, dass ist dies eine ideologische Aussage - richtig.

sven23 hat geschrieben:Der Grund ist, dass Rahner die Konsensposition der Forschung nicht aus ideologischen Gründen leugnen will.
Auch DAS keine ein Grund sein: Rahner hätte wirklich geglaubt, dass die diesbezüglichen methodischen Ergebnisse ontisch richtig seien und bekennt sich dazu. - Das wäre zu respektieren, aber aus meiner Sicht inhaltlich falsch - das wird sicherlich nach wie vor unter Wissenschaftlern kontrovers diskutiert.

sven23 hat geschrieben:Meine Definition von Zirkelschluss war nachweislich immer:

Die Bibel ist Gottes Wort, denn es steht geschrieben „alle Schrift ist von Gott eingegeben“.
DIESES Beispiel war schon immer richtig - das ist nicht das Problem.

sven23 hat geschrieben:Der neunmalkluge closs meinte dann, jeden mathematischen Beweis zu einem Zirkelschluss erklären zu müssen.
Aber nicht deshalb, sondern weil Du hermeneutische Ausgangslagen eines methodischen Vorgehens als Quelle zirkelschküssiger Ergebnisse bezeichnest hast (Bsp: "Kanonik") - UND dabei ignoriert hast, dass es bei HKM con variazione dasselbe ist. - DAS war der Grund - denn DANN wäre Mathematik in der Tat ebenfalls zirkelschlüssig. - Und diesbezüglich habe ich Dir einen Spiegel vorgehalten.

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#1455 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » So 17. Dez 2017, 18:27

Münek hat geschrieben:Da scheint bei Dir NICHTS hängen geblieben zu sein.
Ohne weiteren Aufklärungs-Vergeblichkeiten mein Statement an Andreas:

Andreas hat geschrieben:
Jetzt stimmst du einem Uwe Becker zu, als hättest du nie etwas anderes über die HKM behauptet,

Das können wir alles nochmal aufrollen, aber wahrscheinlich lieber nicht. - Um es ganz kurz zu machen:

Mir ist jede Wissenschaft recht, die weiß was sie ist, und sich in diesem und nur in diesem Rahmen äußert. Theißen macht das sehr schön vor, wenn man der Ernsthaftigkeit seines Vorwortes vertraut. - Auch an den Unis wird der Ball sehr viel flacher gehalten, weil abseits von der Öffentlichkeits-Ideologisierung die Wissenschafts-Kollegen gegenseitig sehr wohl wissen, was der jeweils andere hermeneutisch vertritt - letztlich läuft es unter Profis hinaus auf "Hätte ich Deinen Lehrstuhl, würde ich als Wissenschaftler auch in DEINER Hermeneutik problemlos arbeiten können".

Münek hat geschrieben:Deine offensichtlichen Wissenslücken im Bereich der historisch-kritischen Exegese durch die Lektüre eines guten Fachbuches zu schließen, aber dennoch kompetent mitreden zu wollen, hat schon was Pathologisches.
Nur der hätte keine Wissenslücken, der HKM so richtig studiert - das dauert und ist sehr viel Arbeit. - Insofern habe ich selbstverständlich Wissenslücken, aber die es aber gerade NICHT ankommt, weil die Problematik eine ganz andere ist.

Die Problematik ist NICHT, den inneren Aufbau der HKM zu kennen oder nicht zu kennen, sondern den Status von Wissenschaft an sich zu erkennen und weiterhin zu erkennen, dass Wissenschaft immer nur methodische/hermeneutik-abhängige Ergebnisse erbringen kann (wenn es über reine Sachbeobachtung hinausgeht). - Bevor DAS nicht kapiert ist, wird unser Problem nicht gelöst werden können.

Erst wenn DAS gelöst ist, kann man sich überlegen, ob man speziell etwas tiefer in die HKM-Systematik einsteigen will (sehr interessant, aber auch nicht einfach). - Aber das hat nichts mit unserem eigentlichen Problem zu tun.

Münek hat geschrieben:Gehe einfach davon aus, dass KARL RAHNER, einer bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts, es so gemeint hat, wie er es gesagt hat - nämlich, dass sich Jesus getäuscht hat.
Dann hat er aus Sicht heutiger Theologie halt einen Fehler im Schwung des HKM-Hypes gemacht. - Sowas passiert.

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#1456 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Pluto » So 17. Dez 2017, 18:32

closs hat geschrieben:Nur der hätte keine Wissenslücken, der HKM so richtig studiert - das dauert und ist sehr viel Arbeit. - Insofern habe ich selbstverständlich Wissenslücken, aber die es aber gerade NICHT ankommt, weil die Problematik eine ganz andere ist.

Die Problematik ist NICHT, den inneren Aufbau der HKM zu kennen oder nicht zu kennen, sondern den Status von Wissenschaft an sich zu erkennen und weiterhin zu erkennen, dass Wissenschaft immer nur methodische/hermeneutik-abhängige Ergebnisse erbringen kann (wenn es über reine Sachbeobachtung hinausgeht). - Bevor DAS nicht kapiert ist, wird unser Problem nicht gelöst werden können.

Erst wenn DAS gelöst ist, kann man sich überlegen, ob man speziell etwas tiefer in die HKM-Systematik einsteigen will (sehr interessant, aber auch nicht einfach). - Aber das hat nichts mit unserem eigentlichen Problem zu tun.
Aufrichtig wäre hier zu sagen, "Was die HKM ans Licht befördert, gefällt mir nicht, also lehne ich sie ab".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#1457 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Roland » So 17. Dez 2017, 18:51

sven23 hat geschrieben: die in der Forschung arbeitenden Theologen sind nicht alles Atheisten.
Stimmt. "DIE Forschung" gibt’s auch gar nicht sondern eine Vielzahl von Exegese-Richtungen mit je eigener Hermeneutik. Aber es gibt tatsächlich Exegeten, die nicht an einen handelnden Gott glauben und behaupten, dass es kein übernatürliches Zerreißen geschichtlicher Wirkungszusammenhänge gibt. Gott ist hier vielleicht noch eine Idee oder ein Hirngespinst. Unterm Strich ist das Atheismus.

sven23 hat geschrieben: Man darf nur kein Angsthase sein, die Forschungsergebnisse zu bewerten und einzuordnen.
Genau das tun wir ja hier. Die Forschungsergebnisse einer Exegese-Richtung bewerten und einordnen, die davon ausgeht, die Bibel sei nur Lug und Trug.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Eine Befundlage, die eben nur die messbare Seite der Welt in den Blick nimmt.
Es ist erlaubt, sich darauf zu beschränken. Aber das ist eben nicht "die Welt".
Es ist die Welt, wie wir sie kennen.
Nein, es ist die Welt, die wir messen können. Und es ist ganz sicher, dass es weit mehr gibt.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Kritische Fragen bezüglich des rekonstruierten Textes zu stellen ist ja erlaubt. Es handelt sich dann aber um die Auslegung desselben. Und die ist, wie nun tausendmal dargelegt, voraussetzungslos nicht möglich. Da verlassen wir dann die reine sachorientierte Wissenschaft und es wird ideologisch.
Nein, Wissenschaft verläßt den Boden der Wissenschaft eben nicht, weil sie nicht von der Göttlichkeit ausgeht. Umgekehrt wäre es der Fall.
Gut, sagen wir es anders: Wenn man Wissenschaft allgemein so definiert, dass sie sich nur dann Wissenschaft nennen darf, wenn sie ausschließlich atheistisch denkt, dann verläßt man den Boden der Wissenschaft nicht, wenn man einen handelnden Gott ausschließt. In dem Fall ist Wissenschaft eben Ideologie.

Ausnahme ist der methodische Atheismus in den Naturwissenschaften. Der ist nichts als eine weise Selbstbeschränkung. Verabsolutiert man ihn aber, wird er zur Ideologie.

sven23 hat geschrieben: Gott schafft den sündigen Menschen und bestraft ihn ob seiner Sündhaftigkeit mit dem Hineinwerfen in die grausame Welt.
Gott schafft nicht den sündigen Menschen sondern ein Wesen, das liebesfähig ist, denn Gott ist selbst die Liebe. Zur Liebesfähigkeit braucht es Willensfreiheit. Das Böse war schon vorher da, vielleicht weil es nichts geben kann ohne sein Gegenteil? Und nun stehen wir mit unserer Willensfreiheit im Kampf zwischen diesen Polen.

sven23 hat geschrieben: Und selbst der planmäßige oder vorzeitige Tod des Menschen ist dann auch noch ein Akt der Liebe.
Wenn man den Tod als das absolute Ende ansieht, die endgültige Vernichtung all dessen, was einen Menschen ausgemacht hat, als den schwarzen Schlusspunkt einer letztlich nichtigen Existenz, wäre dieser Tod sicher kein Akt der Liebe.
Aber unsere Seelen sind unsterblich und der Tod nur ein Hinübergehen in eine andere Welt.
Ähnlich wie bei der Geburt. Gott sei Dank.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Man kann umgekehrt fragen: Was hat der Glaube, es gäbe nur das, was ausgerechnet der Mensch messen und wiegen kann und sonst nichts, mit der Realität zu tun? Das ist Scheuklappendenken.
Tja, so ist die Welt nun mal, ob es einem gefällt oder nicht.
Ob es einem gefällt oder nicht: wir können nur einen winzigen Bruchteil der Realität wahrnehmen.

sven23 hat geschrieben: Davon abgesehen, stimmt da ja auch nicht. Geistig-kongnitive Fähigkeiten lassen sich schlecht wiegen.
Materialisten sagen aber man könne sie messen, auf materielle Vorgänge zurückführen. Was absurd ist, denn:
Von der räumlich-materiellen Dimension führt kein Weg zum Verständnis des Seelischen. Selbst uthopische Fortschritte naturwissenschaftlicher Forschungen werden daran niemals etwas ändern können. […] Auch wenn wir unser Gehirn wie eine Gedankenwerkstatt höchst persönlich zu inspizieren in der Lage wären, wenn wir den Funktionszustand aller für seine Tätigkeit maßgeblichen Elemente bis hinunter zum letzten Molekül besichtigen und zur Kenntnis nehmen könnten, selbst dann wären wir dem Geheimnis des Bewußtseins keinen einzigen Schritt näher gekommen.
H.v.Ditfurth

sven23 hat geschrieben: …es ist Stand der Forschung, dass die biblischen Berichte eben keine reinen Tatsachenberichte sind, sondern dass hier historisches mit Mythen, Legenden und eigenen theologischen Vorstellungen der Schreiber veflochten wurde.
Glaubt man daran, dass der in den Texten beschrieben Gott nicht existiert, sind diese Vermutungen folgerichtig. Glaubt man dagegen, dass er tatsächlich existiert, so kann man die Evangelien problemlos so stehen lassen, wie sie gemeint sind: Als Tatsachenberichte.

In der Frage ob es den in der Bibel beschriebenen handelnden Gott gibt oder nicht, existiert kein "aktueller Stand der Forschung" das ist IMMER reine Glaubenssache und ein Thema außerhalb der Wissenschaft. Und je nach dem, wie die Entscheidung ausfällt, sehen die Ergebnisse der Exegese aus.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Der Kontext zeigt, dass es sich um einen rein geistlichen Kampf handelt. Hier hinein zu interpretieren, Jesus würde zu Gewalt aufrufen, ist schlicht absurd und widerspricht allem, was Jesus ansonsten gesagt hat.
Zumindest will er wohl Zwietracht säen mit der Radikalität eines religiösen Eiferers.
Nein es ist eine Beschreibung dessen, was auf den zukommt der sich zu ihm bekennt, in einer Welt in der der Teufel los ist.

sven23 hat geschrieben: Jeder Glaube benötigt ein Narrativ.
Genau. Beim Naturalismus ist es die Geschichte von der Natur, die sich als Supermünchhausen mit einem Knall selbst in Existenz bringt und dann am eigenen Schopf aus dem Urschlamm zieht.

sven23 hat geschrieben: Paulus ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Erzähler, bzw. die Erzählung oft wichtiger sind, als der, über den erzählt wird.
Für Paulus war nichts wichtiger als Jesus, der ihm begegnet ist:
"Denn ich hatte mir vorgenommen, unter euch nichts anderes zu wissen als nur Jesus Christus" 1. Kor. 2, 2

sven23 hat geschrieben: Sein Desinteresse am historischen Jesus bekundet Paulus deutlich. (Der Jesus im Fleische geht uns nichts an.....)
Wo steht das?

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Dann muss Wissenschaft eben zur Bibelauslegung schweigen und nur Texte rekonstruieren und Geschichtswissenschaft betreiben. Oder (wie das die wirklichen HKMler ja auch tun) zugeben, dass sie selbst auf der Grundlage von ideologischen Voraussetzungen Exegese betreiben, auf der Grundlage von axiomatischen Überzeugungen. Oder einfacher ausgedrückt: auf der Grundlage ihres Glaubens.
Sie betreien Exegese auf der Grundlage, dass auch der Gottesglaube des jüdischen Wanderpredigers kein Beweis für Gott Jahwe ist, sondern lediglich ein Zeugnis seines Glaubens.
Es ist nicht Aufgabe der Forschung, Götter zu beweisen oder zu widerlegen. Das tut jede Religion schon selbst aus ihrem Eigeninteresse heraus.
Wieder der selbe Feher, den auch Andreas begeht: Es geht nicht darum die Existenz Gottes zu beweisen oder zu widerlegen sondern darum, beide Möglichkeiten einzuräumen. Exegese zu betreiben unter der Voraussetzung, dass er nicht existiert (oder maximal als Idee), ist genauso weltanschauliche, glaubensbasierte Exegese, wie Exegese zu betreiben unter der Voraussetzung, dass er existiert und die Autoren nicht durchweg lügen und betrügen.
Beides ist Glaube. Sobald du das einräumst, ist die Diskussion beendet. Ist das so schwer?

sven23 hat geschrieben: Wäre Jesus seinen Widersachern erschienen, hätte das die Glaubwürdigkeit schon deutlich erhöht.
Das testen wir jetzt mal: Also nehmen wir an es gäbe in den Evangelien einen Bericht von der Erscheinung des Auferstandenen vor einigen Pharisäern und Schriftgelehrten.
Wärst du dann heute Christ?

Übrigens ist er ja einem sehr heftigen Widersacher erschienen, dem Saulus von Tarsus. Mit bekanntem Ergebnis.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Und es gäbe buchstäblich keinen Fixpunkt, an dem sich die Menschheit orientieren könnte, in einem gleichgültigen Universum ohne letzten Sinn. Nichts wird übrigbleiben, es bleibt nur das bodenlose Nichts.
Dieser Glaube führt zum moralischen Verfall.
Gab es diesen Verfall nicht auch mit Religionen oder gerade durch sie?
Immer dann wenn man sich davon entfernt hatte (ich spreche nicht von "den Religionen" sondern vom christlichen Glauben). Manche mittelalterlichen Päpste hatten z.B. mit Jesu Lehre schlicht nichts mehr am Hut. Ergebnis: moralischer Verfall

sven23 hat geschrieben: Der Humanismus ist eine phantastiche Alternative, allerdings ohne den Aberglauben, für sein Handeln posthum belohnt zu werden.
Darauf mögen scheinbar aber viele nicht verzichten.
Der normale Mensch auf der Straße wird durch den Humanismus nicht besser. Dem atheistischen Humanismus fehlt jede Grundlage für allgemein verbindliche Moralnormen.

Es bleibt dem Atheisten letztlich als Moralnorm nur der Mechanismus durch den er glaubt entstanden zu sein: Survival of the Fittest.
Zuletzt geändert von Roland am So 17. Dez 2017, 18:56, insgesamt 2-mal geändert.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

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#1458 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » So 17. Dez 2017, 18:53

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Gehe einfach davon aus, dass KARL RAHNER, einer bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts, es so gemeint hat, wie er es gesagt hat - nämlich, dass sich Jesus getäuscht hat.
Dann hat er aus Sicht heutiger Theologie halt einen Fehler im Schwung des HKM-Hypes gemacht. - Sowas passiert.
Der Großtheologe KARL RAHNER hat sicherlich NICHT aus der Sicht der Theologie, sondern aus der Sicht des Großtheologen CLOSS einen Fehler gemacht. Man beachte den Unterschied. :lol:

PS
Übrigens. Was verstehst Du eigentlich unter der angeblichen "HKM-Hype" in den 50er Jahren? Davon ist mir als "Kenner der Szene" nichts bekannt. Gib mir mal was an die Hand, dass ich das nachprüfen kann. Ich wette, da kommt nix... ;)

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#1459 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » So 17. Dez 2017, 20:30

Roland hat geschrieben:Ausnahme ist der methodische Atheismus in den Naturwissenschaften. Der ist nichts als eine weise Selbstbeschränkung.
Vorsicht! Unser closs sieht das ganz anders. Die "weise Selbstbeschränkung" - von der Du zu recht sprichst - ist für ihn nichts anderes als die ideologisch bedingte Nichtberücksichtigung "historischer Möglichkeiten".

Nichtberücksichtigung "historischer Möglichkeiten" - dieses Bonmot muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen. :lol:

Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Sein Desinteresse am historischen Jesus bekundet Paulus deutlich. (Der Jesus im Fleische geht uns nichts an.....)
Wo steht das?
Paulus zeigte kein nachweisliches Interesse am Leben des Jesus von Nazareth - auch nicht an dessen zentraler Botschaft vom Nahesein des Gottesreiches: "Auch wenn wir Christus erkannt haben nach dem Fleisch [damit meinte er die Jünger Jesu], so erkennen wir ihn doch so jetzt nicht mehr." (2. Kor. 5:16)

Roland hat geschrieben: Dann muss Wissenschaft eben zur Bibelauslegung schweigen und nur Texte rekonstruieren und Geschichtswissenschaft betreiben.
Was glaubst Du eigentlich, weshalb sich die historisch-kritische Bibelauslegung als DIE Leit- und Standardexegese durchgesetzt hat - und eine von dogmatisch verkleisterten Glaubensideologen favorisierte "kanonische" Bibelauslegung an den theologischen Fakultäten kein Fuß fassen konnte?

Du und closs scheinen immer noch nicht verinnerlicht haben, dass Exegese Textauslegung = Textinterpretation ist. Geschichtswissenschaftliche Studien und die Rekonstruktion biblischer Sachverhalte sind nur ein Teil der Exegese. Lies mal Kommentare zu Paulusbriefen, die von Exegeten verfasst wurden. Closs würde sagen: Die können und dürfen dat überhaupt nich. Die sind spirituell "nicht aktiviert". :lol:

Roland hat geschrieben:Wieder der selbe Fehler, den auch Andreas begeht: Es geht nicht darum die Existenz Gottes zu beweisen oder zu widerlegen sondern darum, beide Möglichkeiten einzuräumen.
Worüber beschwerst Du Dich? Die HKM schließt göttliches Eingreifen weder aus noch ein. Sie legt die biblischen Texte genau so aus wie andere antike Texte.

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#1460 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » So 17. Dez 2017, 20:35

Pluto hat geschrieben:Aufrichtig wäre hier zu sagen, "Was die HKM ans Licht befördert, gefällt mir nicht, also lehne ich sie ab".
Das stimmt aber nicht - was die rein sachlichen Ergebnisse der HKM angeht, habe ich nicht die geringsten Probleme. - Es geht nur um die hermeneutischen Interpretationen derselben.

Münek hat geschrieben:Was verstehst Du eigentlich unter der angeblichen "HKM-Hype" in den 50er Jahren? Davon ist mir als "Kenner der Szene" nichts bekannt.
Auf die Schnelle finde ich folgendes: "Zwar ist in der aktuellen exegetischen Fachdiskussion vieles in Bewegung gekommen, seit den 1970er Jahren wächst die Zahl der in der Bibelexegese verwendeten Auslegungsmethoden rasant" (deakademic). - Das passt zu den Äußerungen, die auch schon hier zitiert wurden, wonach man sich ursprünglich mehr von der HKM erwartet hatte und inzwischen zur "normalen" theologischen Tageordnung übergangen ist.

Oder: "War die historisch-kritische Exegese lange Zeit die Leitwissenschaft der alttestamentlichen Forschung, so wurden in den letzten 30 Jahren zunehmend auch Stimmen laut, die auf die Limitationen der historisch-kritischen Exegese hinweisen (→ christliche Bibelauslegung). Zu den Kritikpunkten gehört die Vernachlässigung des Textes in seiner Jetztgestalt, mangelnde methodische Interaktion mit anderen theologischen Disziplinen jenseits des eigenen Fachbereichs, eine schier unübersehbare Fülle unterschiedlicher Hypothesen zur Textentstehung und die Spannung zwischen der Anwendung vermeintlich objektiver Methoden und dem subjektiven Urteil des jeweiligen Auslegers".(bibelwissenschaft)

ODer (J.Thiessen): "Die historisch-kritische Methode ist nicht historisch-wissenschaftlich begründet

Bei den Theologen, die mit der „historisch-kritischen Methode“ arbeiten, fällt auf, dass ständig mit lauter Vermutungen gearbeitet wird: „Es könnte so gewesen sein“, „es ist (höchst)wahrscheinlich so gewesen“, usw. „Historisch“ arbeiten heißt demnach, lauter Vermutungen aufzustellen. Andererseits geht man dann aber doch davon aus, dass die „historisch-kritische“ Theologie bewiesen hat, dass es z.B. eine lange Überlieferung gab, bevor die Evangelien geschrieben wurden, und dass vieles, was darin berichtet wird, so nicht geschehen sein kann.

Gerd Lüdemann will z.B. „die Auferstehung historisch betrachten“.52 Historisch will er bewiesen haben, dass Jesus nicht auferstanden ist, sondern dass sein Leib im Grab verwest ist. Doch was bedeutet „historisch untersuchen“? Was ist „Historie“? Kann Geschichte uns zeigen, wie es wirklich gewesen ist, wie A. v. Harnack behauptete?53

Dass etwas historisch54 ist, heißt nach Sierszyn „es wird erzählt, es wird berichtet, gedeutet, es wird seit längerer oder kürzerer Zeit überliefert, wobei v. a. die zeitliche Nähe des ersten Berichtes zum besagten Ereignis, die Gewissenhaftigkeit und ‘wissenschaftliche’ Qualifikation des ersten Berichterstatters (Qualität d. Quellen), sowie die Zuverlässigkeit und Lückenlosigkeit der Überlieferung von ausschlaggebender Bedeutung sind.“55

Aus diesem Grund sucht man in der Theologie, die Entstehung der Evangelien und der Apostelgeschichte möglichst spät zu datieren, weil es ja nicht so gewesen sein kann, wie darin berichtet wird!56 Doch dann müsste man ehrlich sein zu gestehen, dass wir heute in einem viel größeren zeitlichen Abstand von dem Berichteten leben. Und ob wir heute so viel realer in unserer Weltanschauung sind als die Jünger und Apostel von Jesus damals, deren Gedankenwelt weder durch die griechische Philosophie noch durch sonstige Mythen geschult war, sondern durch die göttliche Offenbarung des Alten Testaments, bleibt zu bezweifeln.

Was tun wir, wenn wir heute herausfinden wollen, was „historisch“ einmal geschehen ist? Im Normalfall forscht man in den Quellen aus dieser Zeit, d.h. Quellen, die möglichst nahe an die Ereignisse heranreichen. Über das Leben, Sterben und die Auferstehung von Jesus sind das natürlich die Schriften des Neuen Testaments. Und wie wissen wir, wann und unter welchen Umständen diese Schriften entstanden sind? Doch nur aus den Schriften selbst und dadurch, dass wir in anderen Quellen forschen, die wiederum zeitlich diesen Schriften nahe stehen. Und diese Quellen berichten uns über die Entstehung der Evangelien und der Apostelgeschichte des Lukas etwas ganz anderes als das, was heute allgemein von den historisch-kritischen Theologen behauptet wird".


Es gibt noch viel mehr. - Bestreitest Du, dass die HKM vor einigen Jahrzehnten ihre Hochzeit hatte und seitdem an Bedeutung verloren hat?

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