Münek hat geschrieben:- für die Auslegung (= Interpretation) der biblischen Texte ist ausschließlich die theologische Diziplin "Exegese" zuständig
" Exegese ist die Auslegung eines konkreten (biblischen) Textes,
Hermeneutik beleuchtet und klärt die Voraussetzungen und die Ziele einer Auslegung" (wik). - Hier stehen also eine eher technische Disziplin (Exegese) einer interpretativen Diszipin (Hermeneutik: "Was hat das zu bedeuten?") gegenüber. - In dieser Differenzierung wird die Exegese (und somit auch die historisch-kritische Exegese) selbstverständlich als eigenständige Größe seitens der Theologie respektiert.
Münek hat geschrieben:Der Theologieprofessor Klaus Berger griff in seinem Fernsehinterview auf Bibel-TV primär die "systematischen Theologen" (= Dogmatiker, Fundamentaltheologen) an (er kenne keinen modernen Dogmatiker, der an die Dreifaltigkeit glaube)
Das ist eine andere Baustelle - damit meint Berger vermutlich, dass die "zeitgeistliche" Unterwanderung der Theologie zu Entfremdungen vom Verständnis der Bibel führt - was selbstverständlich parteiisch ist - aber er kann recht haben.
Münek hat geschrieben:Bischöfe und Dogmatiker sind keine Pastoren, die den Glaubensschäfchen vor Ort "zeitgeistig-bekömmliche" Speise verabreichen.
Bischöfe schon, Dogmatiker nicht (sie sollten es wenigstens nicht sein). - Bischöfe sind als Chefs der Diözesen natürlich an der Vermittlung ans einfache Volk interessiert.
Münek hat geschrieben: im Zentrum Deiner Kritik steht der Konsens der neutestamentlichen Exegese, dass sich Jesus geirrt hat.
Meinst Du jetzt "neustestamentarische" oder "historisch-kritische" Exegese? - Davon abgesehen: In der Tat scheint es in der PRaxis eine Vermischung zwischen Exegese und Hermeneutik zu geben, die aus meiner Sicht nicht gutzuheißen ist. - Was etwas zu bedeuten hat - im Bezug auf die Voraussetzungen (dazu gehören auch philosophische Voraussetzungen) der Auslegung - sollte eigentlich der Hermeneutik vorbehalten sein.
Mein Eindruck: So wie in anderen Kontexten ständig Realität und Wahrnehmung (also ZWEI unterschiedliche Kategorien) zusammengeworfen werden, werden hier technische Auslegung und "Wie ist das eigentlich (geistig) zu verstehen?" (vgl. Apg. 8,30) zusammengeworfen. - Intellektuell ist das ganz sicher keine Glanzleistung.
Münek hat geschrieben:Wenn Du glaubst, zur "Wirklichkeit" gehörten auch zwingend die kirchlichen Dogmen, dann bist Du schief gewickelt.
Umgekehrt: Die hermeneutische Wirklichkeit der Bibel führt zu Dogmen. Dogmen sind keine eigene Instanz, sondern Folge von Exegese und Hermeneutik.
Münek hat geschrieben:Um die "letztliche Wirklichkeit" geht es der HKM ganz gewiss nicht.
So ist es - es ist ein perspektivisches Bild ohne transzendenten Kontext. - Letztlich ist es in weitgehend heutiger Form Ausdruck eines "Wie ist die Bibel zu interpretieren, wenn es Gott nicht gibt."
Münek hat geschrieben:Nichts anderes habe ich geschrieben.
Dann sind wir uns einig - das passt ins Bild.
Münek hat geschrieben:Bei angeblichen supranaturalistischen Eingriffen (z.B. Auferweckung Jesu von den Toten durch Gott) muss die HKM nicht "bauartbedingt" passen, sondern sie hat damit als Wissenschaft schlicht nichts am Hut.
Eben - sie kann es also auch dann nicht berücksichtigen, wenn es historisch wirklich ist.
Münek hat geschrieben:In der Tat hat die HKM mit überlieferten "Wundern" nichts am Hut.
Dito.
Münek hat geschrieben:Es gibt in der universitären Exegese KEINE Aufgabenteilung!
Es gibt aber eine Grenze zwischen Exegese und Hermeneutik (s.o.), die unterschiedlich interpretiert wird. - Konservative Unis schauen eher darauf, dass "da" Exegese aufhört und "da" Hermeneutik anfängt - das ist schon eine Aufgabenteilung.
Münek hat geschrieben:Lass die Schwurbelei sein.
Aha - Du hast es nicht verstanden.
Münek hat geschrieben: Zum historischen Wahrheitsgehalt, d.h. zur Frage, ob diese göttlichen Eingriffe tatsächlich stattgefunden haben, vermag sie aus wissenschaftlicher Sicht nichts zu sagen.
Richtig - deshalb habe ich oben "Exegese" ja als "technische" Diszplin bezeichnet - dann ist es nämlich egal, wie man zu Transzendenz/Gott steht. - Aber dann darf man halt auch nicht interpretieren.
Denn bei unserem exemplarischen Thema "Naherwartung" wird man komplett anders interpretieren, wenn man über geistige/transzendente Voraussetzungen der Auslegung" (vgl. oben: Def. "Hermeneutik") als wenn man lediglich über säkulare Voraussetzungen verfügt. - Die Interpretation ist unmittelbare Folge hermeneutischer Voraussetzungen - für beide Seiten - weshalb ich dagegen bin, dass die Exegese über Technisches hinaus interpretiert. - Es wäre nicht zu ihrem Schaden.