Münek hat geschrieben:Das ist nicht Dein Ernst.
Doch - sehr sogar. - Denn es ist NICHT Ideologie, wenn man sagt: "Ich GLAUBE auf folgenden Voraus-Setzungen, dass .... - Und auf dieser Basis ergibt sich folgendes Weltverständnis/Bibelverständnis/etc." - Es ist sehr wohl Ideologie, wenn man sagt: "Ich? - Ich habe doch keine Voraus-Setzungen - ich WEISS, dass es so oder so ist". - Und hier liegt der Unterschied zwischen Christentum ("ich glaube") und Materialismus/Naturalismus ("ich weiß").
Münek hat geschrieben: DIESEN Glaubensvorbehalt würde die RKK niemals auch nur ansatzweise einräumen.
Ganz im Gegenteil - oder meinst Du, das Wort "Glaubensentscheid" ist aus dem Munde Ratzingers ein Scherz?
Münek hat geschrieben:Im Gegensatz zur Dogmatik der Katholischen Kirche ist die wissenschaftliche Bibelforschung jederzeit bereit, ihre Ergebnisse zu modifizieren oder zu revidieren.
Dieser Satz ist in ein dreierlei Hinsicht falsch (so ein kurzer Satz und DREI Fehler!!!!):
1) Die RKK kommt über die Jahrhunderte ständig zu Ergebnis-Modifizierungen - nimm nur die Evolutionstheorie, die Übernahme der eigentlich evangelischen Rechtfertigungs-Theologie - etc.
2) "Wissenschaftliche Bibelforschung" ist kein Gegensatz zu katholischer Bibelforschung.
3) Auch die HKM hat nicht-falsifizierbare und nicht verhandelbare Voraus-Setzungen - bspw. "Ausschluss der Auferstehung als historisches Geschehen" resp. "Bestehen auf naturalistische Wirkungs-Kontinuität".
Münek hat geschrieben:Aus historischer Sicht - und nur das ist entscheidend - mit Sicherheit nicht.
Das ist ein Postulat als Folge der obgenannten Setzungen der HKM.
Münek hat geschrieben: Deine Weigerung, Dich mit der "historisch-kritischen Exegese" vertraut zu machen, spricht Bände.
Hör mal - ich bin einer der wenigen, der an der Uni historisch-kritisch gearbeitet habe und versuche seit Monaten darauf hinzuweisen, was die Grundlagen der HKM sind. - Du dagegen meinst, diese Frage sei dadurch beantwortet, indem man einige inner-methodische Zitate bringt.
Nochmals: Es geht NICHT darum, mit welcher methodischen Rafinesse Theißen zu seinen Ergebnissen kommt (sich da einzuarbeiten, wäre in der Tat eine anspruchsvolle Aufgabe - vorher kann man Außenstehender und hier auch ich NICHT mitreden). - Aber darum geht es hier nicht: Es geht um die Grundlagen der HKM - und dazu sagt Theißen einiges im Vorwort. - Ich würde gerne mehr dazu von ihm hören und habe Euch Kenner deshalb mehrfach gefragt, ob er sich diesem Thema woanders vertieft widmet - Schweigen im Walde.
Münek hat geschrieben:Was erforscht er denn substanziell? Am Inhalt der Glaubensdogmen darf er ja nicht rütteln, sonst gibt's was zwischen die Hörner. Was bleibt da noch zum Forschen übrig?
Trotz ihrer Setzungen kann auch die HKM ganz ordentlich forschen. - Wir müssen endlich mal lernen, dass "Wissenschaft" und "forschen" etwas mit "Wie gehe ich mit einem Objekt um?" zu tun hat und nicht mit "Welche Bedingungen gibt es, dass es dieses Objekt gibt?". - Konkret:
Ob man Christ oder Naturalist ist, kann man ein guter Naturwissenschaftler sein - die Frage, ob die Natur von Gott geschaffen wurde oder aus sich selbst ist, spielt beim Untersuchen der Natur keine Rolle. - Allerdings: Sobald man über die Wissenschaft hinaus interpretiert, wird es schwierig - da sollte man bei seinen Leisten bleiben.
Münek hat geschrieben:Wer naiverweise glaubt, durch Setzungen der Realität näher kommen zu können, unterliegt einem Irrtum.
Das ist NICHT naiv - das Gegenteil ist naiv: Wenn einer meint, seine Methodik zur Untersuchung der Realität sei setzungsfrei, ist naiv.
Münek hat geschrieben:Ich meinte spekulative Setzungen "transzendenter Art".
Nicht-falsifizierbare Setzungen unterscheiden nicht zwischen materialistisch und transzendent - sie haben in beiden Fällen dieselbe Funktion.
Pluto hat geschrieben:Bei der Hermeneutik gibt es keine solchen Mechanismen, weil man kein Mittel hat, um bei den Ideen, die Spreu vom Weizen (Wunschdenken von Wirklichkeit) zu trennen.
Auch das Vorgehen der HKM basiert auf einer Hermeneutik, die von Setzungen definiert ist.