Maryam hat geschrieben: ↑Do 30. Dez 2021, 16:57
Das wahre Christentum konnte ja eigentlich gar nie wirklich so entstehen wie es einst gedacht. Die RKK löste sich ja nie wirklich vom damaligen Mithraskult.
Hallo Maryam
Die christliche Sekte und der Mithraskult existierten ja eine Zeit lang nebeneinander und es gab wechselseitige Beeinflussungen. Interessant wäre auch die Frage: wo kamen eigentlich die Vorturner der Alten Kirche her, wie sind sie sozialisiert und legitimiert worden? Bischöfe wachsen ja bekanntlich nicht auf Bäumen.
Für Interessierte ein Interview mit Prof. Markschies von der Humboldt Universtät. Wenn mich nicht alles täuscht, ist der Interviewer Alexander Kluge.
Maryam hat geschrieben: ↑Do 30. Dez 2021, 16:57
Die pompöse Bekleidung inkl. Kopfbedeckung, die Sakramente, und die Ernennung eines Paspstes (Heiliger Vater) widersprachen doch das durch Jesus Christus in die Wege geleitete Christentum.
Der Denkfehler hierbei ist, dass Jesus eine neue Religion außerhalb des Judentums gründen wollte. Das wollte er definitiv nicht. Er trat sogar für eine Gesetzesverschärfung der mosaischen Gesetze ein. Es war seiner Meinung nach die einzige Möglichkeit, dem göttlichen Endzeitgericht zu entgehen. Uns begegnen hier also Züge eines religiösen Eiferers oder vielleicht sogar Fanatikers, die so gar nicht dem traditionell überlieferten Jesusbild der Kirche entsprechen.
Jedenfalls muss erst einmal verstanden werden, dass Jesus mit beiden Beinen in der jüdischen Religion verankert war. Was man nach seinem Tod daraus machte, ist eine völlig andere Geschichte.
Maryam hat geschrieben: ↑Do 30. Dez 2021, 16:57
Die späteren Ablassbriefe, bei denen wohl das konzilisch abgesegnete Erbsündedogma sehr einnahmefördernd war (Wie vor Jesus Aufklärungszeit über Gottes wahren unblutigen , opferfreien Vergebungskriterien, der Verkauf der Opfertiere) weisen auch auf vorchristliches Unterfangen hin.
Da kann man ziemlich sicher sein, dass Jesus den Ablasshandel genau so entschieden abgelehnt hätte, wie den Tempelkult der Sadduzäer. Aber da liegen ja roundabout 1500 Jahre dazwischen und fragen können wir ihn nicht mehr.
Maryam hat geschrieben: ↑Do 30. Dez 2021, 16:57
Ebenso das Verbrennen von weisen Frauen (und auch von solchen Christen die sich den antichristlichen Kirchenlehren nicht beugen wollten = Ketzer) hatte nichts mit dem Christentum zu tun, sondern wurde von Jahwe gefordert, also dem persönlichen Gott der Hebräer in Menschengestalt.
Die Kreuzzüge widersprachen auch christlichem Bestreben, dem Reich Gottes zur Ausbreitung zu verhelfen. Kreuzzüge waren wiederum durch das damalige Kirchentum in die Wege geleitet worden.
Man kann aber nicht alle Verbrechen des Christentums dem jüdischen Gott Jahwe in die Schuhe schieben, von dem man sich ja angeblich lösen wollte. Man hatte aber das Problem, dass man die Religion des Juden Jesus nicht völlig außer Acht lassen konnte. Diese Erblast mußte man zwangläufig in die neue Religion mit hinein nehmen.
Hinzu kam, dass man die biblischen Schriften als von Gott inspiriert und irrtumsfrei proklamierte. Von da an sah man sich gezwungen, jede Abweichung von dieser "Wahrheit" energisch zu bekämpfen. Manche bezeichnen das als den eigentlichen Sündenfall der Kirche.
Maryam hat geschrieben: ↑Do 30. Dez 2021, 16:57
Das Kreuz war ja nicht christliches Symbol, sondern der Fisch und das XP
Das Kreuz wurde zum Symbol der Kreuzestheologie des Paulus. Er ist ja der eigentliche Erfinder des Christentums. Erst durch seine Umdeutung des schändlichen Hinrichtungstodes am Kreuz in einen von Gott gewollten Opfertod für die ganze Menschheit münzte er eine Niederlage in einen Sieg um. Eigentlich müßte man vom Paulinismus sprechen, statt vom Christentum.
Maryam hat geschrieben: ↑Do 30. Dez 2021, 16:57
Denn die Kreuzigung wurde durch den Hohen Rat gefordert.
Der Hohe Rat hätte viel fordern können, die Gerichtsbarkeit lag aber allein in den Händen der römischen Besatzungsmacht. Und die haben ihn wohl als Aufrührer zum Tode verurteilt. Wie wir ja gesehen haben, kann der Prozess in der beschriebenen Weise nicht stattgefunden haben. Historiker haben über 20 Verfahrensfehler ausgemacht, die den Verdacht nahelegen, dass wir es hier wieder mal mit einem Phantasieprodukt der Evangelisten zu tun haben.
Zu Lebzeiten Jesu hatten die Juden (bis auf die Sadduzäer) sicher kein prinzipielles Problem mit Jesus. Diskussionen über die richtige Gesetzesauslegung sind im Judentum normal, bis auf den heutigen Tag. Die grundsätzlichen Probleme entstanden doch erst
nach seinem Tod, als man ihn als Messias und Gottessohn verkaufen wollte. Als nach der Zerstörung des Tempels die Sadduzäer keine Rolle mehr spielten und die Pharisäer als die Bewahrer des jüdischen Glaubens übrig geblieben waren, lehnten sie aus nachvollziehbaren Gründen die Vergottung des Wanderprediger entschieden ab. Die Pharisäer standen also dem neuen theologischen Konzept von Paulus und den Evangelisten im Wege. Die "Rache" der Evanglisten bestand nun darin, dass sie die Pharisäer rückwirkend zu Gegenspielern von Jesus machten, was historisch gesehen gar nicht den Tatsachen entspricht. Indem man die Schuld an seinem Tod den Juden zuschob, schlug man 2 Fliegen mit einer Klappe. Einerseites konnte man Jesus besser seiner eigenen Religion entfremden (seht her: die Juden haben ihn ja abgelehnt), andererseits konnte man den Römern signalisieren, dass von der neuen Sekte keine Gefahr für die Macht Roms ausgeht. "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und gebt Gott, was Gottes ist", gilt als Erfindung des Evangelisten Matthäus, die genau diesem Zweck dienen soll.
Maryam hat geschrieben: ↑Do 30. Dez 2021, 16:57
Mindestens alle Jahre wieder sollten sich Christen in aller Welt fragen, ob sie wirklich begriffen haben, was Jesus Christus, respektive der in ihm wohnende Geist Gottes damals durch die Aufklärungskampagne über wahrhaft gottgefälliges Leben und Vergeben in jener Gegend verändern wollte.
Aufklärung geht aber nur mit historisch-kritischer Forschung. Wenn man gar nicht unterscheiden will zwischen dem historischen Jesus und der Kunstfigur, die durch Paulus und die Evangelisten erschaffen wurde, dann singt man das Lied der Kirche, ob man will oder nicht.