Beitrag
von HabeAcht » Fr 6. Apr 2018, 10:45
Tatsächlich findet man in der Bibel nichts von Ostern. Nirgendwo steht aber, dass es dem Christen nicht erlaubt ist, Feste zu feiern. Im Alten Testament der Bibel findet man, dass Gott Feste einsetzt, aber auch dass Menschen Feiern zur Erinnerung begehen, die Gott nicht angeordnet hat: Das Purimfest wurde zur Erinnerung der Rettung der Juden vor Hamans Mordplan gefeiert (Ester 9). Viel später kam dann das Tempelweihfest dazu (vgl. Johannes 10,22), bei dem die Reinigung des Tempels gefeiert wurde, den Antiochus Epiphanes 168 v.Chr. geschändet hatte.
(Übrigens: Mit Sicherheit kannten heidnische Völker ähnliche Feste wie das jüdische Tempelweihfest. Hätten die Juden deshalb darauf verzichten sollen, es zu feiern?)
Abischai vermutet hinter dem Osterfest - das zweifelslos von Menschen eingesetzt wurde - eine heidnische Tradition. Ist das bewiesen?
Nein! Oft wird vermutet, dass sich der Name "Ostern" von der germanischen Frühlingsgöttin Ostara ableitet. Dazu gehöre auch der Osterhase und das Osterei, die Symbole der Fruchtbarkeit seien.
Viele Sprachwissenschaftler gehen davon aus, dass das Wort nach einer Falschübersetzung des Wortes "albae" durch die Franken ins Angelsächsische als easter übersetzt worden und von dort wieder als Ostern zu uns gelangt ist. Die Tradition des Ostereis kommt stattdessen von einem Brauch, der sich mit der Ostern vorangehenden Fastenzeit entwickelt habe. In der Fastenzeit war der Genuss von Eiern verboten, sodass es dann zu Ostern ein Überangebot von Eiern gab. In kirchlicher Interpretation wies man allerdings auch schon früh darauf hin, dass Eier gute Symbole für das Auferstehungsfest sind. Zum einen sind Eier offensichtlich ziemlich rund. An ihrer Oberfläche kann man keinen Anfang und kein Ende finden. Damit wurden sie als Zeichen der Unendlichkeit, des ewigen Lebens angesehen. Der Christ kann sich seines ewigen Lebens sicher sein, weil Jesus für seine Sünde gestorben ist (Karfreitag) und weil er mit seiner Auferstehung aus den Toten (Ostern) die Macht des Todes besiegt hat, für sich und auch für alle Menschen, die sich ihm existentiell anvertrauen.
Zuweilen wird auch auf eine andere Geschichte aus der frühen Christenheit verwiesen. Damals hatte eine von den Römern verfolgte Christin das Ei als Symbol benutzt, um zu erklären, dass aus etwas scheinbar Totem durchaus etwas Lebendiges kommen kann. Ebenso ist es mit der Auferstehung Jesu. Da wo es rein biologisch unmöglich ist, dass Tote wieder lebendig werden, ist so etwas doch passiert, weil Gottes Macht größer ist als die der Natur.
Während der Christenverfolgung im Römischen Reich wurde eine junge Frau vor den Richter geführt. Nachdem sie zugab Christin zu sein machte sich der gebildete Beamte über sie lustig. Für ihn war vollkommen klar, tot bleibt tot. Also verspottete er die junge Christin. Wie könne man so dumm sein an Jesus Christus zu glauben, der ganz eindeutig am Kreuz hingerichtet und gestorben sei. Die Frau erbat sich einen Tag Bedenkzeit und wurde am nächsten Morgen erneut vor den Richter gebracht. Diesmal hatte sie ein Ei dabei. Sie hielt es dem Beamten entgegen. In diesem Moment pickte das Küken von innen ein Loch in die Schale. Von außer sähe das Ei aus wie ein toter Stein, erklärte die Christin. Und doch befindet sich hinter der harten Schale wirkliches Leben, unsichtbar für den äußeren Beobachter. Der Richter war beeindruckt. Trotzdem ließ er die Frau wegen ihres Glaubens an den Auferstandenen hinrichten.
Aber wäre "Ostern" heidnisch, selbst wenn es sich von heidnischen Göttern ableitete?
Auch das nicht. Gerade die deutsche Sprache ist gespickt mit Worten, die aus dem Germanischen stammen. Unser Donnerstag leitet sich vom germanischen Donnergott Donar ab, der Freitag ist nach der Göttin Freya, der Sonntag nach dem Sonnengott benannt. Bei unseren Monatsnamen geht es weiter: Mars ist der römische Kriegsgott, und unser Januar ist nach dem doppelgesichtigen Janus benannt. Feiern wir mit diesen Benennungen römische oder germanische Gottheiten oder zu Ostern die Frühlingsgöttin. Dürfen wir Ostern nur deshalb nicht feiern, weil heidnische Völker um die gleiche Jahreszeit ihre Göttin ehrten? Und was ist mit den Völkern, bei denen es den Ausdruck Ostern nicht gibt? Dürfen Franzosen feiern, weil dieses Fest bei ihnen "Passah" (paques) heißt?
Schädlich könnte ein Fest dann sein, wenn es mich von der Anbetung Gottes wegbrächte und zum Götzendienst aufriefe oder es ein falsches Bild von Gott und Jesus Christus vermittelte. Natürlich muss man zugeben, dass das, was zu Ostern in den Geschäften auftaucht, auf Plakaten beworben wird oder im Internet zu sehen ist, um Geschäfte zu machen, nicht viel mit dem Sinn von diesem Fest zu tun haben. Niemand bestreitet auch, dass die Osterfeiertage für viele nur noch ein paar zusätzliche freie Tage sind, an denen man die Kinder Eier suchen lässt und das Wochenende nutzt, um mit der Familie in Urlaub zu fahren.) Aber zu Ostern gedenken Christen besonders und sehr intensiv der Auferstehung Jesu. Natürlich sollte man dieses Gedenken der Taten Gottes nicht auf ein paar Tage im Jahr beschränken. Christen sollten eigentlich jeden Sonntag das Osterfest feiern!
Deshalb: Christliche Freiheit!
Wer also in richtigem Gedenken an die Bedeutung von Ostern feiert, braucht kein schlechtes Gewissen zu haben. Aber es bleibt auch jedem unbenommen, sie nach seiner eigenen Gewissenentscheidung nicht zu feiern.
Es liegt an uns selbst, unseren Mitmenschen ein Zeugnis davon zu geben, wie Ostern wirklich zur Ehre des Herrn begangen werden können. Es liegt weder an der sprachgeschichtlichen Bedeutung noch an den historischen Wurzeln eines Festes, ob es heidnisch ist oder nicht. Man weicht im Grunde genommen vor dem Missbrauch der christlichen Feste zurück, wenn man sie nur deshlab nicht feiert, weil in unserer Zeit oft nur noch ein kommerzielles Ereignis daraus gemacht wird.
Niemand sollte daraus also eine Streitfrage von Christ oder Nicht-Christ machen und ein neues Gesetz aufstellen: "Christen dürfen kein Ostern feiern!"
Dies allein will ich von euch lernen: Habt ihr den Geist aus Gesetzeswerken empfangen oder aus <der> Kunde des Glaubens? Seid ihr so unverständig? Nachdem ihr im Geist angefangen habt, wollt ihr jetzt im Fleisch vollenden? Habt ihr so vieles vergeblich erlitten – wenn wirklich auch vergeblich?
(Galater 3,2-4)