Gottes Gesetz führt zum Tod

Rund um Bibel und Glaube
ThomasM
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#1 Gottes Gesetz führt zum Tod

Beitrag von ThomasM » Mo 7. Aug 2017, 13:50

Für Christen (und Juden) ist das Gesetz, verstanden als das Gesetz, das Gott den Menschen gegeben hat, von besondere Bedeutung.
Dies trifft besonders auf Juden zu, die sich als das auserwählte Volk Gottes verstanden haben, da ihnen Gott sein Gesetz durch Mose persönlich überreicht hat. Die Einhaltung der Gesetze ist kultischer und theologischer Schwerpunkt im Glauben der Juden.

Dies hat die Christenheit in nicht unerheblichen Maße übernommen und auch hier im Forum zeigt sich immer wieder, wie stark Gesetzesorientiert viele Christen sind. Immer wieder findet sich die Einstellung, dass von den Menschen immer verlangt wird, dass sie die Gesetze einhalten müssen. Tun sie es nicht, wird Gott sie strafen (schreibt z.B. Hemul) oder mit einem Fluch belegen (schreibt z.B. Helmuth).

Dabei ist diese Orientierung auf das Gesetz überhaupt nicht christlich. Am deutlichsten findet sich dies bei Paulus im Römerbrief, wo es heißt
Röm 7,5
Von Natur aus waren wir einst der Gewalt der Sünde ausgeliefert und wurden von unseren selbstsüchtigen Wünschen beherrscht. Durch das Gesetz wurde die Sünde in uns erst geweckt, so dass wir taten, was letztendlich zum Tod führt.
Röm. 7,9+10
Erst seit das Gesetz mit seinen Geboten in die Welt kam, wurde auch die Sünde in mir lebendig, 10 und damit brachte mir das Gesetz den Tod. So hat mich Gottes Gebot, das den Weg zum Leben zeigen sollte, letztlich dem Tod ausgeliefert.
Das zeigt klar, dass gilt: Wer das Gesetz Gottes predigt, der predigt den Tod.
Was Paulus allerdings darüber hinaus ausdrücken will, ist: Wer Jesus predigt, predigt das Leben.
Das sieht man, wenn man schaut, worauf Paulus im Römerbrief hinaus will
Röm. 7, 22-25
Ich stimme Gottes Gesetz aus tiefster Überzeugung und mit Freude zu. 23 Dennoch handle ich nach einem anderen Gesetz, das in mir wohnt. Dieses Gesetz kämpft gegen das, was ich innerlich als richtig erkannt habe, und macht mich zu seinem Gefangenen. Es ist das Gesetz der Sünde, das mein Handeln bestimmt. 24 Ich unglückseliger Mensch! Wer wird mich jemals aus dieser tödlichen Gefangenschaft befreien? 25 Gott sei Dank! Durch unseren Herrn Jesus Christus bin ich bereits befreit.

Trotz dieser klaren Worte des Paulus, versuchen viele Christen immer wieder, sich auf das Gesetz zu stützen und ihre Verkündigung auf das Gesetz zu konzentrieren. Ein Trick dabei ist (so hat mir ein ZJ es mal gesagt), dass sich die Worte des Paulus nur auf das jüdische Gesetz beziehen, aber im NT ist ein neues Gesetz aufgebaut worden, das dessen Platz übernimmt. Ich möchte hier argumentieren, warum die Worte des Paulus auch heute noch volle Gültigkeit haben.

1. Gottes Gesetz kann nicht eingehalten werden
Die Leute, die sich an Gesetzen orientieren, tun immer so, als wäre es simpel, diese einzuhalten, man müsse nur wollen. Sei es nun Freundlichkeit, Feindesliebe, Sexualität, Ehrlichkeit, Bereitschaft zum Zuhören oder oder, egal, worum es geht. Hat man jemand der behauptet, dass Gott das oder das fordert, dann tut er so, als wäre das möglich.
Aber Paulus sagt es selbst in Röm 7, 23. Er, der Apostel, der mit am stärksten Gott und seine Gesetze liebt, selbst ihm ist es unmöglich, das einzuhalten, was er als richtig erkannt hat.
Das gilt für uns alle. Auch Hemul kann die Gesetze, die er verkündigt nicht einhalten, auch Helmuth kann es nicht, niemand kann es.

2. Gesetze sind nur äußerlich
Aus Gottes Perspektive sind Gesetze nur äußerlich. Zwar ist deren Einhaltung nicht schlecht, aber es ist NICHT das, was Gott will. Gott will unser Herz, er will, dass wir seine Kinder sind, er will unseren Glauben, also unsere Überzeugung, dass wir zu ihm gehören.
Jes. 1,11-13
Der HERR fragt: »Was soll ich mit euren vielen Opfern anfangen? Ich habe genug von euren Schafböcken und dem Fett eurer Mastkälber; das Blut eurer Opfertiere ist mir zuwider, sei es von Stieren, Ziegenböcken oder Lämmern. 12 Ihr kommt zum Tempel und wollt dort in meine Gegenwart treten. Doch in Wirklichkeit zertrampelt ihr nur meinen Vorhof. Hat irgendjemand das von euch verlangt? 13 Hört endlich mit diesen nutzlosen Opfern auf! Ich kann euren Weihrauch nicht mehr riechen.
Jer. 31,33
Der neue Bund, den ich dann mit dem Volk Israel schließe, wird ganz anders aussehen: Ich schreibe mein Gesetz in ihr Herz, es soll ihr ganzes Denken und Handeln bestimmen. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.
Das heißt: Jemand, der in seinem Herzen Gott ablehnt, aber seine Gesetze einhält, hat nichts gewonnen, gar nichts. Allerdings sieht die Bibel auch, dass ein solcher Fall nur theoretisch ist. Denn wer in seinem Herzen nur sich selber folgt, der wird auch so handeln und damit - wie alle - gegen das Gesetz verstoßen.
Aber der Verstoß ist irrelevant, das Herz (=seine Überzeugung, sein Glaube) ist das, was diesen Menschen verurteilt.

3. Gesetze sind menschliche Machtmittel
Einige tausend Jahre Erfahrung mit jüdischen und christlichen Gesetzen haben gezeigt, dass Gesetze eigentlich nichts weiter sind, als ein menschliches Machtmittel.
Bereits die Juden haben sich mit Hilfe der Gesetze von ihrer Umgebung abgetrennt und dadurch in langen Jahren ihre eigene Identität beibehalten.
Diesen sozialen Mechanismus benutzen auch viele christliche Sekten (z.B. auch die ZJ), indem sie Sondergesetze vertreten, die von niemanden sonst vertreten wird. Indem sie behaupten, dass dies "Gottes Gesetze" seien, üben sie Macht auf ihre Mitglieder aus und bringen sie dadurch zur Räson.
Das zeigt, dass die Konzentration auf Gesetze zum Missbrauch geradezu einlädt und viele Gemeinden, die Gesetzesorientiert sind, beweisen das auch.

4. Christliche Verkündigung muss sich auf die Freiheit vom Gesetz konzentrieren
Wie anders als die Verkündigung der Vertreter der Gesetzlichkeit hört sich dagegen Jesus an
Mat. 7,12
Behandelt die Menschen stets so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet. Denn das ist die Botschaft des Gesetzes und der Propheten
Mat. 37-40
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand.‹4 38 Das ist das erste und wichtigste Gebot. 39 Ebenso wichtig ist aber ein zweites: ›Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.‹5 40 Alle anderen Gebote und alle Forderungen der Propheten sind in diesen beiden Geboten enthalten.«
Es ist auch, wie Paulus betont
Röm. 6,15
Soll das nun etwa heißen, dass wir bedenkenlos sündigen können, weil uns ja Gottes Gnade gilt und wir das Urteil des Gesetzes nicht mehr zu fürchten brauchen? Natürlich nicht!
Während das Gesetz nichts mehr gilt, weil es nur zum Tod führt, so gilt doch. Hat Jesus mein Herz verwandelt, dann halte ich die Gesetze von mir aus. Nicht mehr Drohung oder Verkündigung von Gottes Fluch bringt mich dazu, das zu tun, was Gott will, sondern Jesu Liebe.
Nur so kann dem Gesetz wirklich Genüge getan werden.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Novas
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#2 Re: Gottes Gesetz führt zum Tod

Beitrag von Novas » Mo 7. Aug 2017, 14:14

ThomasM hat geschrieben:Dies hat die Christenheit in nicht unerheblichen Maße übernommen und auch hier im Forum zeigt sich immer wieder, wie stark Gesetzesorientiert viele Christen sind. Immer wieder findet sich die Einstellung, dass von den Menschen immer verlangt wird, dass sie die Gesetze einhalten müssen. Tun sie es nicht, wird Gott sie strafen (schreibt z.B. Hemul) oder mit einem Fluch belegen (schreibt z.B. Helmuth)

Die Christen würden gut daran tun, wenn sie dem einzig wahren Rabbi (Jesus Christus) ihr Gehör schenken würden, anstatt irgendwelchen Menschen, die in der Regel eine persönliche Agenda verfolgen und die wahren Lehren der Propheten dadurch verfälschen. Leider wird von vielen Christen ein ganz entscheidender Wesenszug Jesu übersehen: er war ein Mystiker (das Tauferlebnis Jesu ist ein typisches Beispiel für eine tiefe mystische Erfahrung). Wenn ein Mystiker etwas sagt, dann hat es meistens nicht nur eine, sondern gleich mehrere Bedeutungen. Es ist unmöglich Jesus nur auf der Ebene des Literalsinns zu verstehen. Was das Gottesbild angeht, so ist für Christen die Vaterbeziehung Jesu absolut verbindlich, was aber auch nicht als Gegenbild zur Mutter und einem mütterlichen Gottesverständnis begriffen, sondern als Antwort auf die menschliche Angst gesehen werden sollte. Von diesem “Vater” her ist der Mensch von Grund auf bejaht, nicht nur manchmal und wenn er sich richtig verhält, sondern schon immer. Das ist der Ankerpunkt der gesamten jesuanischen Spiritualität.

Ein Christ muss keineswegs perfekt sein, immer heilig und alles richtig machen. Sein Seelenheil hängt auch nicht von der perfekten Theologie ab, als könnten fehlbare Menschen soetwas zustande bringen, sondern von der rechten Lebensweise, die aus der richtigen Gottesbeziehung erwächst. Dabei ist das Gesetz mehr eine Art Straßenverkehrsordnung, die nur die grundlegende Richtung definiert. Dabei werden wir immer wieder Herausforderungen und Prüfungen erleben (jeder hat sein Kreuz zu tragen) und auch hier ist das Leben Jesu beispielhaft, denn in der Wüste wurde er vom Teufel versucht, doch das hat ihn nie von seinem Weg abgebracht. Die Evangelien stimmen darin überein, dass Jesus ein Mensch war, der sich als vom Vater getragen erlebte.

Bild
Die Versuchungen Christi, Mosaik aus dem 13. Jahrhundert im Markusdom (Venedig)


Wichtig ist die Frage, was einen normalen Menschen von Jesus unterscheidet. Es ist letztlich die Sünde. Doch nicht im moralischen Sinne, sondern in einem spirituell-theologischen Sinne: Sünde ist dem reinen Wortsinn nach die Absonderung von Gott. Jesus hat sich niemals von Gott abgesondert. Er lebte immer und ausnahmslos mit einem vollkommenen Gottesbewusstsein. Selbst inmitten des Leidens hat er sich nicht von Gott abgewandt, sondern eher noch tiefer zugewandt: eli eli lama sabachthani („Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Mk 15,34, Mt 27,46) - er hat auch in diesem Moment nicht an der Existenz Gottes gezweifelt. Mal ganz davon abgesehen, dass diese Jesusworte nicht zufällig dort stehen, denn sie sind als ein Verweis auf den Propheten Jesaja zu lesen, der eine Vision vom leidenden Gottesknecht hatte, die sich durch Jesus erfüllte.

Dabei ist diese Orientierung auf das Gesetz überhaupt nicht christlich. Am deutlichsten findet sich dies bei Paulus im Römerbrief

Richtig. Christlich ist es, wenn man die Gnade und Barmherzigkeit über das Gesetz stellt. Eben gerade deshalb weil das Christentum eine sehr tiefe Einsicht in die Psychologie des Menschen besitzt: wir wissen um seine Schwäche und Gebrochenheit. Wir leben in einer Welt voller gebrochener Menschen. Eine gesetzliche Religion verlangt etwas vom Menschen, was kein Mensch einhalten kann. Noch nicht mal die großen Heiligen haben sich immer nur heilig verhalten. Bevor der “heilige” Paulus zum Christus-Nachfolger wurde, war er selbst ein leidenschaftlicher Christen-Verfolger. So viel zu seiner Heiligkeit ;) wir alle entwickeln uns vom Unheiligen zum Heiligen, aber diese Erleuchtung ist nicht billig zu haben. Es ist ein Weg, der manchmal sehr leicht zu gehen ist, als würde man von den Schwingen der Engel getragen werden, doch an anderen Tagen ist es eher ein spiritueller Kampf. Da ich selbst Phasen der Depression erlebt habe, weiß ich sehr gut aus eigener Erfahrung, was das bedeutet. Der Perfektionismus mancher Christen scheitert ganz einfach an der Realität des menschlichen Daseins.

Gottes Gesetz kann nicht eingehalten werden
Die Leute, die sich an Gesetzen orientieren, tun immer so, als wäre es simpel, diese einzuhalten, man müsse nur wollen.

Wenn wir alle vollkommen erleuchtete Wesen wären, dann wäre das einfach. Sind wir aber nicht. Der Perfektionismus ist in Wahrheit eine absolut teuflische Ideologie, da er von Menschen etwas verlangt, was sie niemals erfüllen können. Viele Mädchen wollen perfekt sein und entwickeln dann eine Essstörung, weil die Medien ein unerreichbares Schönheitsideal postulieren (bei zwischen 10 - 15% endet diese Essstörung übrigens tödlich) eine Freundin von mir hatte eine solche Störung, wäre beinahe daran gestorben, aber hat dann die Kurve gekriegt. Wie genau das gelungen ist, weiß ich nicht, aber sie sagt, dass ihr Glaube an Jesus sie geheilt und befreit hat. Jesus und nicht das Gesetz :)

Zur Feier des Gesetzes hat auch noch niemand Lieder geschrieben. Für Jesus hingegen schon


Novas
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#3 Re: Gottes Gesetz führt zum Tod

Beitrag von Novas » Mo 7. Aug 2017, 17:44

So sehen freie und geistig gesunde Menschen aus




Das ist die wohl erfolgreichste christliche Band - Hillsong United - die überall auf der Welt Menschen zum Glauben geführt haben. Etwa durch Androhung von Strafe und Verdammnis? Nein, in dem sie von der Liebe Gottes singen. All die Teufel fürchten sich und erzittern angesichts solcher Menschen, denn keine Macht dieser Welt kann die erwachten Söhne und Töchter Gottes stoppen. Sie können unsre Körper foltern, einsperren, zerschmettern, zerteilen, ertränken, in die Luft sprengen, erschießen und enthaupten, aber sie werden niemals unsren Geist einsperren. Wenn der Geist einmal zur Freiheit erwacht ist, dann bleibt er es.

Darum singen die Söhne Gottes und hissen die Fahne zum Sieg ;)

1.Korinther 15 Wenn aber das Verwesliche wird anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht:Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?

Nicht das Gesetz, sondern der LEBENDIGMACHENDE GEIST befreit.

Zuletzt geändert von Novas am Mo 7. Aug 2017, 18:48, insgesamt 2-mal geändert.

Rembremerding
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#4 Re: Gottes Gesetz führt zum Tod

Beitrag von Rembremerding » Mo 7. Aug 2017, 18:00

Novalis hat geschrieben: Christlich ist es, wenn man die Gnade und Barmherzigkeit über das Gesetz stellt. Eben gerade deshalb weil das Christentum eine sehr tiefe Einsicht in die Psychologie des Menschen besitzt: wir wissen um seine Schwäche und Gebrochenheit. Wir leben in einer Welt voller gebrochener Menschen. Eine gesetzliche Religion verlangt etwas vom Menschen, was kein Mensch einhalten kann.
Man muss Gnade und Barmherzigkeit gar nicht über das Gesetz stellen, sondern das Gesetz ist in der Gnade und Barmherzigkeit des Herrn. Denn in Jesus ist das Gesetz vollendet, womit ein Christ, lebt Jesus in ihm, mit Jesus das Gesetz bereits vollendet in sich trägt, aus Gnade und Barmherzigkeit zur Barmherzigkeit für den Nächsten. Das Gesetz ist allein dazu da die Sünden offenkundig zu machen sowie deren Lohn als Urteil.
Als Christ muss man sich keine Sorgen machen, das Gesetz nicht erfüllen zu können, denn der Mensch kann es sowieso nicht. Aber Jesus kann es und tut es in mir, wenn ich dem zustimme. Dazu will und nimmt er jeden so wie er ist, auch mit seinen Sünden, und will ihn verwandeln. Überall dort, wo des Menschen Liebe für den Anderen nicht ausreicht, kann man den Herrn darum bitten, dass er in mir den anderen liebt.

Werke aus dem Gesetz und nicht aus Liebe neigen dazu gezählt zu werden, bürokratisch abgeheftet: Heute schon genug Kapitel der Bibel gelesen? In diesem Monat schon genügend Heftchen für den Berichtszettel verteilt? Schon die obligatorische Gebetszeit eingehalten und die entsprechende Anzahl der Gebete gesprochen? Aus falschen Motiven getan, erhält dafür niemand einen Lohn im Himmel.
Letztendlich werden dem Menschen vor Jesus alle Masken heruntergezogen und die Antwort auf die Frage Jesu ist entscheidend: Hast du mir geglaubt, dass ich dich liebe?
Deshalb diese teuflische Falle:
Der Perfektionismus ist in Wahrheit eine absolut teuflische Ideologie, da er von Menschen etwas verlangt, was sie niemals erfüllen können.
Ein Mensch muss sich selbst annehmen. Selbsterkenntnis ist Gotteserkenntnis und umgekehrt. Wie tief trifft dieser Vers in jedes menschliche Herz und kann zugleich heilen (1Joh 3:20, EÜ):
Denn wenn das Herz uns auch verurteilt - Gott ist größer als unser Herz und er weiß alles.
Da steht nicht: Gott gibt uns nur Kraft, sondern Gott nimmt uns vollständig an, weil und obwohl er alles weiß. Wenn Gott, der größer ist, als wir, uns annehmen kann, warum sollen wir uns dann selbst in unserer Kleinheit, Unvollkommenheit und Sündhaftigkeit nicht annehmen können? Auch mit der krummen Nase, zu dick, zu dünn, dumm, aufgeblasen, erfolglos, gescheitert, im Gefühl weniger wert zu sein, als jemand anders, oder sonstwas. Indem der große Gott um jeden von uns weiß, schenkt er uns in dieser unbedingten Annahme eine größere Würde, als sie die Welt uns je geben könnte. Für jedes sich selbst verurteilende, noch so unwürdige Häufchen Mensch hat Gottes Sohn sein Leben aus Liebe hergegeben, weil er es wert war.
Und es ist Gottes einzigartiges Wissen als Schöpfer um uns, seine Liebe, die uns verändern kann, zu dem Menschen, zu jener Seele, so wie Gott sie wollte und erschaffen hat. Schritt für Schritt, fallend und wieder aufstehend muss diese Verwandlung niemand aus sich allein heraus tun müssen, sondern Jesu, die Liebe, tut es. Allein dem muss man vertrauen.

Servus :wave:
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Novas
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#5 Re: Gottes Gesetz führt zum Tod

Beitrag von Novas » Mo 7. Aug 2017, 18:24

Rembremerding hat geschrieben:Man muss Gnade und Barmherzigkeit gar nicht über das Gesetz stellen, sondern das Gesetz ist in der Gnade und Barmherzigkeit des Herrn. Denn in Jesus ist das Gesetz vollende

Ja, wenn man es zu Ende denkt, dann ist es so. Das Gesetz selbst ist ein Ausdruck der Barmherzigkeit. Es lehrt uns die göttliche Denkweise, die Liebe und Weisheit ist. Doch an erster Stelle steht nicht das Gesetz, sondern der Mensch, für dessen Wohl es formuliert wurde. Jesus wollte verlorene Seelen nicht verurteilen, sondern sie retten. Eine meiner Lieblingserzählungen der Bibel ist die Geschichte vom verlorenen Sohn, denn letztlich sind alle Menschen dieser Welt verlorene Söhne und Töchter. Manchen ist ihre eigene Verlorenheit nur noch nicht bewusst geworden, sie haben es sich darin gemütlich gemacht :D man muss sich nur mal genau die heutige Chartmusik anhören, um zu wissen, was die Menschen innerlich bewegt:

Ich wünsch' dir noch 'n geiles Leben
Mit knallharten Champagnerfeten
Mit fame, viel Geld, dicken Villen und Sonnenbrillen
Ich seh' doch ganz genau, dass du eigentlich was Anderes willst
Ich wünsch' dir noch 'n geiles Leben
Ab jetzt wird es mir besser gehen
Vergiss den fame, all die Villen und die Sonnenbrillen
Ich fühl' jetzt ganz genau, dass ich das zu meinem Glück nicht brauch'

Du führst ein Leben ohne Limit
56 Wochen, alle Gläser sind zerbrochen
Zwischen denen du nichts findest
Merkst du nicht, dass auch du langsam verschwindest?

~ Glasperlenspiel, Ich wünsch Dir noch ein geiles Leben

Das Lied war für einen Zeitraum von elf Wochen das erfolgreichste deutschsprachige Lied in den deutschen Singlecharts. Sicher nicht ganz grundlos. Jean Paul Sartre, der große Philosoph des Existenzialismus, hat das - ohne es zu wissen - diese Verlorenheit und Misere des Menschen hervorragend beschrieben. Sartre schreibt in Das Sein und das Nichts:

"Ich bin in die Welt geworfen, (. .) in dem Sinn, dass ich mich plötzlich allein und ohne Hilfe finde, engagiert in eine Welt, für die ich die gesamte Verantwortung trage, ohne mich, was ich auch tue, dieser Verantwortung entziehen zu können, und sei es für einen Augenblick, denn selbst für mein Verlangen, die Verantwortlichkeiten zu fliehen, bin ich verantwortlich. "

Jesus ist sicher nicht gekommen, um die Verlorenen zu richten, sondern sie zu retten. Um die Niedergeschlagenen aufzurichten, die Kranken zu heilen, die Gefangenen zu befreien, um den Hoffnungslosen einen Weg zu zeigen, der sie zurück ins Leben führt und weit darüber hinaus. Um sie nach Hause zu holen - und das ist sicher nicht diese Welt aus Schall und Rauch und Staub. So schön diese Welt auch sein kann, aber ich bin nur auf Durchreise hier :wave:

Wo gehn wir denn hin? Immer nach Hause. Novalis, Quelle: Heinrich von Ofterdingen


2Lena
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#6 Re: Gottes Gesetz führt zum Tod

Beitrag von 2Lena » Do 10. Aug 2017, 13:42

ThomasM hat geschrieben:Die Einhaltung der Gesetze ist kultischer und theologischer Schwerpunkt im Glauben der Juden.
Nur, es sind im jüdischen Rechtswesen keine der Verurteilungen zu sehen, die ein heutiger Bibelleser der Bibel als "Wort Gottes" zuschreibt. Selbst mit dem Fernglas sieht man die nicht.
Was ist der Grund?
Siehe das hier schon einmal gebrachte Beispiel über 1. Römer 29
http://www.4religion.de/viewtopic.php?f ... +29#p73085

Angesichts anderer "Inhalte" ist deine Schlussfolgerung, lieber ThomasM, Unsinn:
ThomasM hat geschrieben:Wer das Gesetz Gottes predigt, der predigt den Tod.
Man kann sich bei den Versen allerdings totlachen. Diese Gefahr ist drin.

Bei Röm. 7, 22-25 hast du eine falsche Perspektive, da auch hier die Mehrfachbedeutungen fehlen.
"Gesetze" gibt es überall, Naturgesetze, mathematische Regeln, Gestze der Physik und der Psychologie.
Römer 7 erklärt wie die Reihen gehen, Mechanismen der "Gesetze". Weil es Wiederholungen gibt, kommt es zum Gesetz und regiert über die Leute zeitlebens. Auch du "reagierst" damit. Du geht nirgends auf den Grund. Man sollte nicht irgendwelche Verse aus dem Zusammenhang reißen ....

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#7 Re: Gottes Gesetz führt zum Tod

Beitrag von 2Lena » Do 10. Aug 2017, 13:46

Rembremberding hat geschrieben:Man muss Gnade und Barmherzigkeit gar nicht über das Gesetz stellen, sondern das Gesetz ist in der Gnade und Barmherzigkeit des Herrn. Denn in Jesus ist das Gesetz vollendet, womit ein Christ, lebt Jesus in ihm, mit Jesus das Gesetz bereits vollendet in sich trägt, aus Gnade und Barmherzigkeit zur Barmherzigkeit für den Nächsten.
Hast du wirklich verstanden, was du hier geschrieben hast?
Mein Eindruck kommt so - da ist etwas guter Wille. Probier ich das tägliche Leben, ist eine Kirchenpredigt so etwas wie ein Ballspiel mit einem Schläger ohne Netzspannung.

ThomasM
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#8 Re: Gottes Gesetz führt zum Tod

Beitrag von ThomasM » Do 10. Aug 2017, 14:01

2Lena hat geschrieben: Angesichts anderer "Inhalte" ist deine Schlussfolgerung, lieber ThomasM, Unsinn:
Nun, deine Art mit Gesetzlichkeit umzugehen, ist halt, dir eine persönliche Übersetzung zu schaffen, die von der Übersetzung aller anderer Menschen abweicht.
Das ist dein Weg.

Den kann ich aber so nicht mitgehen, tut mir leid, dir sagen zu müssen, dass ich der Übersetzung anderer Experten mehr vertraue als deiner.

Mir ging es hier darum, dass selbst, wenn man die Bibel in herkömmlicher Weise übersetzt, die Gesetzlichkeit, wie sie hier im Forum von so manchem vertreten wird, nicht gerechtfertigt ist.
Da es aus dieser Richtung keinen Widerspruch gibt, ist mein Beitrag erfolgreich.
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2Lena
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#9 Re: Gottes Gesetz führt zum Tod

Beitrag von 2Lena » Do 10. Aug 2017, 19:06

ThomasM hat geschrieben:Den kann ich aber so nicht mitgehen, tut mir leid, dir sagen zu müssen, dass ich der Übersetzung anderer Experten mehr vertraue als deiner.
Ein Blick auf den Link:
viewtopic.php?f=10&t=1639&p=73085&hilit=1.+R%C3%B6mer+29#p73085
hätte dir "ALLES" sagen können.

Dort siehst du, dass der ganze Fehler darin liegt, dass die Übersetzungen nirgends passen.
Übersetzt ist zwar richtig, aber ...
dem Text ist nicht zu trauen.
Der ist eine flexible Denkanleitung.

Novas
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#10 Re: Gottes Gesetz führt zum Tod

Beitrag von Novas » Do 10. Aug 2017, 19:29

2Lena hat geschrieben:
Rembremberding hat geschrieben:Man muss Gnade und Barmherzigkeit gar nicht über das Gesetz stellen, sondern das Gesetz ist in der Gnade und Barmherzigkeit des Herrn. Denn in Jesus ist das Gesetz vollendet, womit ein Christ, lebt Jesus in ihm, mit Jesus das Gesetz bereits vollendet in sich trägt, aus Gnade und Barmherzigkeit zur Barmherzigkeit für den Nächsten.
Hast du wirklich verstanden, was du hier geschrieben hast?

Was ist an seiner Aussage inhaltlich falsch? Es ist der Sinn der Gesetze und Gebote uns mit dem Wesen des göttlichen Geistes vertraut zu machen. Jesus selbst bekam als jüdischer Junge Religionsunterricht erteilt: “Sie fanden ihn im Tempel, wie er mitten unter den Lehrern saß, Ihnen zuhörte und Fragen stellte.” (Lukas 2,46) er wurde als Bar-Mizwa, Sohn des Gesetzes, von spirituellen Lehrern im Glauben unterwiesen. Die Weisheit Jesu ist aus dem jüdischen Glauben erwachsen, dem Studium der Tora, den Weisungen Gottes und der Auslegung der Prophetenworte. Er besuchte ein Bet ha-Midrasch („Lehrhaus“) die Gleichnisse Jesu sind eine typisch rabbinische Lehrmethode. Wobei der Religionsunterricht Jesu schon sehr viel früher begann: in seinem eigenen Elternhaus. Er wurde vom ersten Augenblick seines Lebens an im Glauben der Mütter und Väter Israels eingeführt. Praktisch bedeutete das, dass er die Heiligen Schriften auswendig lernte (das war damals selbstverständlich ;) ) und das kam dem späteren Wanderprediger sicherlich sehr zugute, da es sehr umständlich gewesen wäre, wenn er eine ganze Bibliothek mit sich geführt hätte.

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