Ruth hat geschrieben:
Aber was Schmerzen, Trauer und sonstige Gefühle mit den Menschen machen, und wie Menschen darauf reagieren, ich denke, das weiß Gott nicht im Voraus. Er kann Impulse geben, dass Menschen etwas tun, was gut für sie ist. Aber ob die Menschen es genauso tun, das weiß er erst, wenn sie es tun. Ich selbst verstehe mich selbst auch oft nicht, wenn ich mit Schmerzen oder auf Enttäuschung reagiere, anders, als ich es ohne Leiden würde.
Da hast du recht und auch wieder nicht. Gott weiß tatsächlich nicht, wie du auf eine Situation oder einem Schmerz reagieren wirst, denn du hast einen freien Willen. Aber er sieht, wie du reagierst, denn für Gott, der außer der Zeit ist, ist alles im Jetzt. Man muss hier Fügung, Vorausbestimmung (durch Gott) und das Vorauswissen Gottes aufgrund seiner Überzeitlichkeit unterscheiden.
Gott weiß, wie sich deine Entscheidung auf dein Leben auswirkt, denn er sieht bereits das Ergebnis, aber den konkreten Augenblick, in dem du dich entscheidest, beeinflusst er direkt nicht. Jedoch kann er es indirekt tun: etwa indem er deinen Schutzengel beauftragt, dir eine Lösung einzuflüstern oder den Hl. Geist. Es liegt nun am Menschen darauf zu hören und die Geister unterscheiden zu lernen, denn es gibt auch andere und du selbst, die einem etwas einflüstern. Gott kann auch Dinge zulassen, damit du andere zur Hife werden kannst oder andere dir zur Hilfe kommen können. Gott weiß vielleicht auch um dein Gebet oder das Gebet anderer für dich in deiner Not, in dem du deinen Willen seinem Willen übergibst. So kann er etwas mit deiner Zustimmung tun oder heilen. Gottes Wege und Tun sind immer weit über unserem Denken und Tun angesiedelt und er tut alles aus Liebe, auch wenn man das in einem Leid oft nicht wahrhaben will. Man muss auch bedenken, dass es einen Unterschied gibt, zwischen der einmaligen Schuld durch eine falsche Entscheidung an einer schmerzhaften Situation und den Folgen dieser Entscheidung.
Und wie ich schon oben schrieb, hat der Schreiber des Hebräerbriefes mehrmals erwähnt, dass Jesus nun als Mittler zwischen Gott und Menschen stände, weil er selbst Leiden erlebt hat. Es gibt also auch hier ein Vorher und Nachher, in dem sich vieles geändert hat.
Da hast du recht. Und hier ist das trinitarische Verständnis wichtig und dass Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott ist.
Gott kann nicht leiden, weil er in sich keinen Mangel hat. Aber er kann mitleiden an der Not seiner Kinder und Geschöpfe.
In Jesus tritt Gott in das Fleisch und als Mensch erfährt er alles Leid, körperlicher, wie seelischer Art, das ein Mensch erleiden kann. Ab jetzt betrifft das Leid des Menschen Gott nicht nur im mitleiden, sondern direkt als persönliches Leid. Gott hat durch Jesus gewissermaßen den Mangel des Fleisches, das Leid, in sein Wesen aufgenommen, aber dort auch verwandelt - in Liebe. Denn alles Leid des Herrn geschah aus Liebe zum Vater und zu uns Menschen. Hier könnte man nun weiter über das Kreuzesmysterium sprechen, aber das sprengt das Thema.
Servus