Novalis hat geschrieben:Ich habe mich vor einer Weile mit einem Mädchen unterhalten, die bei den ZJ ist und das war ein sehr liebenswürdiger, anständiger und intelligenter Mensch. Am Ende ist es vollkommen egal, welcher Gruppe jemand angehört, entscheidend ist der Charakter eines Menschen.
Den ersten Satz glaube ich dir und den zweiten unterschreibe ich (fast). Manche Gruppen sind so, dass man mit gutem Charakter nicht daran teilhaben kann.
Natürlich bin ich gegen Verbot von Religionsgemeinschaften, da ich für Religionsfreiheit bin. Insofern finde ich ein mögliches Verbot der ZJ in Russland ebenfalls verkehrt.
Dennoch muss ich zugeben, dass ich eine Gemeinschaft, die zum einen so verblendet ist, dass sie unterstützt, Menschen sterben zu lassen, weil sie aus dogmatischen Gründen gewisse Behandlungsmethoden ablehnen, kritisch sehe und da die Moral hinterfrage. Zudem denke ich mir, wenn eine Gemeinschaft mit üblen, an Hirnwäsche nah herankommenden Methoden intern für Zucht und Ordnung sorgt (z. B. mit Isolation arbeitet und den Mitgliedern teils Kontaktverbote zu Familie und ehemals nahestehenden Personen verbietet), also selbst sehr autokratisch ist, dann ist ein Problem dieser Gemeinschaft mit anderen autokratischen Systemen in sich nicht ohne Ironie des Schicksals.
Wenn es sich dann zudem um eine Religionsgemeinschaft handelt, die sich offen und direkt gegen menschliche Grundrechte wendet und Kindern in süßen, netten Zeichentrickfilmchen homophobe Propaganda (und allgemein sexualfeindliche, aufklärungsfeindliche Inhalte) in den Kopf setzt, damit aus ihnen selbst homophobe Menschen werden, dann wird die Ironie noch größer, wenn sie in einem Land, deren Führung selbst homophob ist, sie verbieten würde.
Die Einzelmitglieder können natürlich nett und freundlich sein, aber der Fisch stinkt vom Kopf. Die ZJ sind eine extremistische, radikale Sekte (in meinen Augen), die mehr Leid verursachen als sie Gutes tun. Frag mal Aussteiger, frag mal Menschen, die nicht der Zentrale hörig sind. Mir tun auch und gerade Kinder, deren Eltern ZJ sind, leid. Vor allem dann, wenn die psychologisch harten Erziehungsmethoden auch an ihnen angewendet werden.
Da ich nicht zu weit ausholen wollte, packte ich meie Kritik eben in diesen zugegebenermaßen "etwas zynischen" Einwurf.
Du kannst die ZJ ja ganz supertoll finden. Du findest Homophobie vielleicht auch toll. Und ebenso den sozialen Druck, den die Gemeinschaft auf ihre Schäfchen ausübt. Und vielleicht feierst du mit dem Wachturm mit, wenn Eltern, deren Kinder gestorben sind, weil sie nicht behandelt wurden, als Helden gefeiert werden.
Ich sehe die ZJ kritischer als du. Und ja, ich bin gerne ab und an auch zynisch. Ich bin aber auch nicht wie du auf einem Auge blind (alles religilöse ist toll, alles säkulare Müll). Mir sind die ZJ zu radikal. Fundamentalisten sehen das natürlich anders, klar.