Wie geht es Gott?

Rund um Bibel und Glaube
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lovetrail
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#1 Wie geht es Gott?

Beitrag von lovetrail » Do 26. Jan 2017, 19:42

Hallo!

Heute hatte ich ein Gespräch mit einem jungen Menschen, der auf Grund seines Lebenswandels seinen Eltern Kummer bereitet.

Und da kam mir der Gedanke, ob denn Gott bzw sein Sohn, Jesus Christus nicht auch Kummer haben, wenn die Menschen ihre eigenen Wege gehen.

Man liest ja auch im Neuen Testament vom Zorn Gottes. Aber dabei geht ein wenig unter, wie es Gott dabei geht. Man denkt sofort an das Gericht für bestimmte Menschen:

zB:
Denn es wird offenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen offenbart (Römer 1, 18-19; Elb)

Gibt es abgesehen vom Zorn Gottes Bibelstellen, die zeigen, dass Gott leidet, dass es ihn schmerzt, wenn Menschen ungehorsam sind?

In einer Beziehung will man den anderen nicht verletzen. Und so könnte man ja auch sagen, man unterlässt bestimmte Sünden, bzw kehrt um davon, um Jesus nicht zu verletzen. Oder steht er da drüber? Ist Gott emotional beteiligt, oder ist er diesbezüglich unbeeindruckbar.

Was denkt ihr?

LG
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Erich
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#2 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Erich » Fr 27. Jan 2017, 10:17

Hallo Lovetrail!

Dazu fallen mir z.B. diese Verse ein:
Lk 19,41-44
41 Und als er (Jesus) nahe hinzukam, sah er die Stadt und weinte über sie
42 und sprach: Wenn doch auch du erkenntest zu dieser Zeit, was zum Frieden dient! Aber nun ist's vor deinen Augen verborgen.
43 Denn es wird eine Zeit über dich kommen, da werden deine Feinde um dich einen Wall aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten bedrängen
44 und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du heimgesucht worden bist.
Mk 3,5 Und er sah sie ringsum an mit Zorn und war betrübt über ihr verstocktes Herz und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und seine Hand wurde gesund.
Joh 13,21 Als Jesus das gesagt hatte, wurde er betrübt im Geist und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.
Jes 63,10 Aber sie waren widerspenstig und betrübten seinen Heiligen Geist; darum ward er ihr Feind und stritt wider sie.

Mt 16,21 Seit der Zeit fing Jesus an, seinen Jüngern zu zeigen, wie er nach Jerusalem gehen und viel leiden müsse von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen.

Lk 24,45-48
45 Da öffnete er ihnen das Verständnis, sodass sie die Schrift verstanden,
46 und sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage;
47 und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem
48 und seid dafür Zeugen.

Hes 18,23 Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der HERR, und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt?
LG! Erich
Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. (Hebr 13,8)

Rembremerding
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#3 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Rembremerding » Fr 27. Jan 2017, 10:58

@Erich
einige der Verse sind mir auch spontan eingefallen. Auch als Jesus zum toten Lazarus kam, war er ebenso zutiefst betrübt (Joh 11:33). Das griechische Wort "erschüttert" (tarasso) an jener Bibelstelle meint dabei eine tiefe Bewegung, Erregung, Bestürzung im Innern, es wird auch für die Erschütterungen bei einem Erdbeben verwendet. Das Mitleid ging Jesus also durch "Mark und Bein", durch sein ganzes Wesen. Vgl. ebenso Joh 12:27.


Im Menschen Jesus leidet Gott mit den Menschen. Kein Leid ist Jesus als Gottes Sohn fremd geblieben.
Gott ist die Liebe, eine göttliche Liebe, die der Mensch nicht kennt, aber erahnen kann, wenn der Sohn Gottes sein Leben, das Leid, selbst für seine Feinde verschenkt. Aus Leid wird Liebe, aus Liebe wurde Leid.

Gottes Wesen, die göttliche Immanenz jedoch kennt kein Leid, denn da ist nichts, was ihm fehlt.
Diese göttliche Liebe besitzt aber göttliches Mitleid. So leidet Gott, wenn seine Geschöpfe verführt sind zum Bösen. So leidet Gott, wenn seinen Kindern Leid angetan wird, genauso wenn sie anderen Leid antun. So leidet Gott, wenn seine geliebten Geschöpfe weniger als das würdevoll Große sein wollen, das Gott für sie vorgesehen hat. Bei jedem Leid, das Menschen angetan wird, leidet als erster Gott.
Dann bewegt Gott der Eifer seiner Liebe, seine brennende Liebe, dazu, dem Bösen Einhalt zu gebieten. Dann kann Gottes Eifer seiner Liebe den Menschen dazu bewegen, dass er aus Leid Liebe gebiert, in dem er ebenso das Leid verschenkt, nachdem er es angenommen hat.

Gott geht es gut. Jesus Christus geht es gut, er erfreut sich bester Gesundheit und ewigem Leben. Jesus ist auferstanden, Jesus lebt. Christen leben in ihm und er in uns. Die ganze Schöpfung lebt in und durch ihn, weil Jesus Christus das Leben, das SEIN an sich ist.


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lovetrail
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#4 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von lovetrail » Fr 27. Jan 2017, 16:13

Hallo!

@Erich: Danke für die Verse, die aber den irdischen Jesus betreffen. Ich frage mich, ob auch der auferstandene Jesus diese Gemütsbewegungen (wie Weinen) hat. Würde mich freuen, wenn es so ist.

Eine Stelle die mE ein wenig quer dazu steht, wäre diese:

24 Denn Christus ist nicht hineingegangen in ein mit Händen gemachtes Heiligtum, ein Abbild des wahren Heiligtums, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen,
25 auch nicht, um sich selbst oftmals zu opfern, wie der Hohepriester alljährlich mit fremdem Blut in das Heiligtum hineingeht
26 - sonst hätte er oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an -; jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter offenbar geworden, um durch sein Opfer die Sünde aufzuheben. (Heb.9,24-26; Elb.)
Vermutlich bezieht sich dieses "leiden" hier ausschließlich auf sein Opfer am Kreuz. Er wird wohl weiterhin sowas wie Mitleid haben mit der Schöpfung.

Liebe ohne Mitleiden ist eigentlich nicht denkbar.

Rembremerding hat geschrieben:So leidet Gott, wenn seine geliebten Geschöpfe weniger als das würdevoll Große sein wollen, das Gott für sie vorgesehen hat. Bei jedem Leid, das Menschen angetan wird, leidet als erster Gott.
Wäre schön, wenn wir dazu Bibelverse finden könnten.

LG
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#5 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Rembremerding » Fr 27. Jan 2017, 17:01

lovetrail hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:So leidet Gott, wenn seine geliebten Geschöpfe weniger als das würdevoll Große sein wollen, das Gott für sie vorgesehen hat. Bei jedem Leid, das Menschen angetan wird, leidet als erster Gott.
Wäre schön, wenn wir dazu Bibelverse finden könnten.

LG
Aber @lovetrail, als Christ braucht man dazu doch keine Bibelverse, man schöpft seine viel größere Gewissheit doch aus dem Glauben. Wenn der Mensch größer als die Engel sein wird, wenn er Vater zum allmächtigen Gott sagen darf, wenn er mit diesem liebevollen Gott Gemeinschaft, Beziehung haben darf, wenn dieser Gott seinen einzigen Sohn für den Menschen hergibt, welche große Würde hat da doch der Mensch in den Augen Gottes. Schätzen und erkennen wir diese Würde überhaupt?

Jeder menschliche Elternteil gibt seinem Kind aus Liebe keinen Stein, wenn es einen Fisch verlangt, und um wieviel größer ist da die Liebe Gottes. Wenn Gott sagt, er gibt dem Menschen Leben in Fülle (unsere Bestimmung im Dasein!) und das ewige Leben ohne Leid und Tränen, dann schenkt er ihm das auch. Wenn ein menschlicher Vater schon unsagbar leidet, wenn er sein Kind leiden sieht, um wieviel mehr wird da Gott leiden, wenn er sein Kind, sein Geschöpf leiden sieht? Mag ein menschlicher Vater dann in eifernder Liebe zum Kind in Zorn ausbrechen, um es aus dem Leid zu erlösen, so wird Gott in seiner eifernder Liebe seine Liebe ausbrechen lassen, um zu trösten, ermutigen, zu ertragen. Das ist es doch, was wir Christen im Leid erleben! Und manchmal gebietet Gott dem Bösen, das Leid verursacht, auch Einhalt, damit das Gute wieder Raum erhält und darin Chance zum Besseren geschehen kann, wenn der Leidtragende und der Leidverursachende es will (Versöhnung). Und aus demselben Grund kann Gott auch Leid heilen.

Gottes "Trost" dabei wird sein, dass jedes Leid auch ein Weg zur Liebe und damit zu ihm sein kann. Indem ein Mensch sein Leid annimmt, erträgt, es aufopfert für andere, anderen Menschen im Leid näher kommt, im Leid den Sinn seines Lebens auf Gott hin besser erkennt, trägt er sein Kreuz und wird zu einem Nachfolger des Herrn. Wie er, kann somit der Mensch Leid in Liebe verwandeln.

Gott wird den Seinen alles zum Guten wenden, weil Gott gut ist. Gott wird den Seinen alles zur Liebe wenden, weil Gott Liebe ist. Die "Seinen" sind jene, die in Jesus sind und er in ihnen, alle zusammen sein Leib.

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#6 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Roland » Fr 27. Jan 2017, 17:20

lovetrail hat geschrieben:Danke für die Verse, die aber den irdischen Jesus betreffen. Ich frage mich, ob auch der auferstandene Jesus diese Gemütsbewegungen (wie Weinen) hat. Würde mich freuen, wenn es so ist.

Ja, es ist so. Gerade weil Jesus in seinem irdischen Leben alles durchlitten hat, was Menschen durchleiden können, kann er als der Auferstandene sozusagen "aus eigener Erfahrung", mit uns leiden:

Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.
Hebr. 4, 15
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

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#7 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Erich » Fr 27. Jan 2017, 17:40

Hallo Lovetrail!

lovetrail hat geschrieben:Ich frage mich, ob auch der auferstandene Jesus diese Gemütsbewegungen (wie Weinen) hat. Würde mich freuen, wenn es so ist.

Ich weiß jetzt nicht (genau), ob ich Dich recht verstanden habe, denn Du weißt doch 100%ig als gläubiger Christ:
Gott, der Heilige Vater und der Heilige Sohn und der Heilige Geist, ist immer derselbe! (ER ändert sich nicht) - Zum Beispiel:
Jes 41,4 Wer tut und macht das? Wer ruft die Geschlechter von Anfang her? Ich bin's, der HERR, der Erste, und bei den Letzten noch derselbe.
Jes 46,4 Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten.
Eph 4,10 Der hinabgefahren ist, das ist derselbe, der aufgefahren ist über alle Himmel, damit er alles erfülle.
Hebr 1,12 ... Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht aufhören.
Hebr 13,8 Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.

Wo, wann, wozu, weshalb, usw. sollte das sich ändern?

LG! Erich
Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. (Hebr 13,8)

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#8 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von lovetrail » Fr 27. Jan 2017, 17:45

Okay, freut mich, dass ihr das so seht. :-) Ich habe das noch gar nicht so im Blick gehabt. Eröffnet für mich eine neue Perspektive.

Heisst das aber nun, dass Gott bzw sein Sohn bei allem Leid auf der Erde, aller Kreatur mitleiden?

Und weiter gedacht: Leidet Gott auch mit jenen, die er züchtigt? Leidet er auch mit jenen, die in den Feuersee kommen?

LG lovetrail
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#9 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von lovetrail » Fr 27. Jan 2017, 17:47

Wobei mein Fokus jetzt darauf gerichtet ist, dass ich eigentlich Jesus kein Leid bereiten möchte.

LG
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#10 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Erich » Fr 27. Jan 2017, 17:47

Sehr gut!
Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. (Hebr 13,8)

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