ThomasM hat geschrieben:Für mich war es schon als Teenager klar, dass Drohungen und Druck nicht Teil eines echten Glaubens sein können. Ich hatte die Versuche der Erwachsenen, mich "zu erziehen" zur Genüge durchschaut, um mich dem Druck durch Überzeugung zu beugen.
Da ging es mir sehr ähnlich. Ich hatte mich ebenfalls nicht wegen der Drohungen von Hölle und Verdammnis und anderen erhobenen Zeigefingern dem Glauben zugewendet. Klar, da man in die Kultur hineinwächst, als Kleinkinf getauft wurde, entsprechend erzogen wurde, wurde der Glaube quasi aufgezwungen. Aber als ich älter war, habe ich sehr früh begonne, tiefer nachzudenken. Und da hielt ich mich auch an anderen Dingen fest, die mir meinen Glauben bestätigten.
Ich habe mich dem Druck gebeugt (es war einfacher zu tun, was mir gesagt wurde, als aufzubegehren und zu kämpfen, wenn man keine Aussicht hat zu gewinnen), aber ich hatte innerlich immer meinen eigenen Kopf und fand oft genug Wege, das zu tun, was ich wollte.
Wirklichen Druck von zuhause hatte ich nicht. Ich ging freiwillig und von mir aus als Kind in die Kirche (und als Jugendlicher - und später als junger Erwachsener). Ich habe mich freiwillig firmen lassen.
Erst viel später, als ich aus dem Alter raus war, erzogen zu werden, wurde ich "überrascht von Liebe". Ich erkannte, dass Gott nicht der war, den so viele Menschen in dem Versuch, andere "zu erziehen" propagierten. Ich erkannte, dass Gott anders war, als das Gottesbild, das so oft vermittelt wurde.
Wie Gott ist, kann niemand sagen. Auch du machst dir da ein Gottesbild. Und das deinige unterscheidet sich von dem derjenigen, die primär an den grausamen Rachegott glauben. Mein Gottesbild war auch durchgehend positiv.
Da erst begann die Bibel wichtig zu werden, denn dann erst begann ich, die Texte, die dort standen, richtig einzuordnen.
Und da unterscheiden wir uns wohl ziemlich. Ich habe die Bibel als Hindernis empfunden. Gerade das AT stieß mir immer wieder sauer auf. Dann habe ich erlebt, wie die Bibel als Begründung hergenommen wurde, andere Menschen niederzumachen - in meiner eigenen Gemeinde, ich habe da viel diskutiert. Die Bibel war die Wurzel vielen Übels. Ich begann trotz der Bibel zu glauben. Ich glaubte noch immer an Jesus als Gottessohn und nur die Evangelien waren hier für mich maßgeblich.
Ich habe also keinen Aberglauben an einen zornigen Gott abgelegt, ich habe den Glauben an einen liebenden, verzeihenden, helfenden Gott abgelegt. Wobei das nichts mit der Bibel zu tun hatte. Den Glauben legte ich aus reiner Logik und aus der Beobachtung der Natur ab. Und trotzdem hat mich das Ablegen des Glaubens frei gemacht, ja, befreit. Vermutlich hat das durchaus etwas mit mir selbst zu tun, mit einem Aspekt meiner Psyche, meiner Anlagen, die durchaus in Konflikt mit meinem Glauben stehen konnten.
Und es sind nicht die Gesetze, nicht die Drohungen, nicht die Versuche, die Israelis als Volk oder die Menschen in den Gemeinden zu erziehen, die das Herzstück der Bibel sind.
Hm, sieht halt nicht jeder so. Bei einigen Extremisten (auch hier im Forum) kommt es mir eher so vor, als wäre das Evangelium störend und nervig, da sie sich primär auf das AT und die Apokalypse (warum auch immer) beziehen.