Lehre uns beten

Rund um Bibel und Glaube
Helmuth
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#1 Lehre uns beten

Beitrag von Helmuth » Sa 7. Jan 2017, 00:29

Lukas 11,1 hat geschrieben: Und es begab sich, dass er an einem Ort im Gebet war; und als er aufhörte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte!
Jesu Jünger dürfte schon länger aufgefallen sein, dass sich Jesus immer wieder zurückgezogen hatte um zu beten. Seine Art zu beten hat sich von der wie sie es aus der Synagoge bislang in Erfahrung gebracht haben unterschieden, zumal sie die vielen Wunder und Machttaten durch Jesus sahen. Auch die von Johannes dürfte anders gewesen sein.

Jesus lehrte sie danach das wohl bekannteste aller Gebete, das uns als "Vater Unser" überliefert ist. Ich habe in Erfahrung gebracht habe, dass wesentlich mehr dahintersteckt, als uns durch formale Gebete vermittelt werden könne. Ich möchte meine Erfahrung mit anderen teilen und mich auch über die tiefe Bedeutung mit euch austauschen.

Dazu gehört auch:

- Wie gestaltet sich mein/euer Gebetsleben?
- Was können wir dabei voneinander lernen?
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Novas
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#2 Re: Lehre uns beten

Beitrag von Novas » Sa 7. Jan 2017, 06:08

Helmuth hat geschrieben:
Lukas 11,1 hat geschrieben: Und es begab sich, dass er an einem Ort im Gebet war; und als er aufhörte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte!
Jesu Jünger dürfte schon länger aufgefallen sein, dass sich Jesus immer wieder zurückgezogen hatte um zu beten. Seine Art zu beten hat sich von der wie sie es aus der Synagoge bislang in Erfahrung gebracht haben unterschieden, zumal sie die vielen Wunder und Machttaten durch Jesus sahen. Auch die von Johannes dürfte anders gewesen sein.

Jesus lehrte sie danach das wohl bekannteste aller Gebete, das uns als "Vater Unser" überliefert ist. Ich habe in Erfahrung gebracht habe, dass wesentlich mehr dahintersteckt, als uns durch formale Gebete vermittelt werden könne. Ich möchte meine Erfahrung mit anderen teilen und mich auch über die tiefe Bedeutung mit euch austauschen.

Dazu gehört auch:

- Wie gestaltet sich mein/euer Gebetsleben?
- Was können wir dabei voneinander lernen?


Eine schöne Frage. Das ist in der Tat eines der wichtigsten Elemente für das Christsein. Dabei ist es hilfreich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass es keine Wirklichkeit außerhalb von Gott gibt: "Denn IN IHM LEBEN WIR ;), bewegen wir uns und sind wir". (Apg 17,28) - Gebet im Sinne Jesu bedeutet für mich: bewusst sein, dass ich ebenfalls der geliebte Sohn bin, der im Vater ist und der Vater in mir. Die Menschen sind wie Fische im Meer die vergessen haben, dass sie schon im Meer sind. "Wo bist Du?, fragt Gott Adam. Darauf können wir antworten: "Vater, wir sind in Dir". Gebet bedeutet also: still werden und in seine Gegenwart erwachen.

Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhöret, wenn sie viel Worte machen.Matthäus 6:7

Jesus vertröstet uns nicht auf das kommende Leben, denn er weist hin auf die Wahrheit im Hier und Jetzt: "kommt und seht!". Anstatt viel zu plappern, gilt es ganz wach zu werden. Still. Offen. Weit. Jesus lernte schon aus seiner jüdischen Tradition, dass Gott barmherzige Liebe (rachamim) und zärtliche Zuwendung (chesed) ist, was wir ähnlich in der islamischen Tradition finden, wo die zentralen Namen Gottes der Barmherzige und der Erbarmer sind, al-rahman und al-rahim. Gebet bedeutet für mich ganz zentral, dass ich mich öffne für diese göttliche Wirklichkeit der Liebe, Lebendigkeit und Barmherzigkeit, sodass ich zum Gefäß für sie werde.

“Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens“

Beispielhaft finde ich auch dieses Gebet:

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zu frischem Wasser. Er erquickt meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Psalm 23

Der Herr ist mein Hirte“ ist ein wunderbarer Ausdruck dafür, dass wir uns immer und überall, jederzeit, von der inneren Stimme des Heiligen Geistes führen lassen können, anstatt uns von der Ruhelosigkeit des Ego durch die Welt treiben zu lassen. „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir, o Gott“, sagte Augustinus. Gebet bedeutet für mich vorallem: Ruhe finden in Ihm. Mich entspannen, mich fallen lassen in seine Gegenwart und dann lasse ich mich führen. Ich habe die paradoxe Erfahrung gemacht, dass sich dann meine Wünsche trotzdem erfüllen oder sogar übertroffen werden. Oder ich erlebe Momente wunschlosen Glücklichseins und tiefen Friedens.
Das ist Gnade.

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Pflanzenfreak
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#3 Re: Lehre uns beten

Beitrag von Pflanzenfreak » Sa 7. Jan 2017, 11:41

Novalis hat geschrieben: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir, o Gott“, sagte Augustinus. Gebet bedeutet für mich vorallem: Ruhe finden in Ihm. Mich entspannen, mich fallen lassen in seine Gegenwart und dann lasse ich mich führen. Ich habe die paradoxe Erfahrung gemacht, dass sich dann meine Wünsche trotzdem erfüllen oder sogar übertroffen werden. Oder ich erlebe Momente wunschlosen Glücklichseins und tiefen Friedens.
Das ist Gnade.
Hab Dank für diese Deine Worte und die Erinnerung an etwas was ich ebenfalls erlebt habe.

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NIS
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#4 Re: Lehre uns beten

Beitrag von NIS » Sa 7. Jan 2017, 11:46

"Ruhe, das höchste Glück auf Erden, kehrt sehr oft nur durch Einsamkeit in das Herz."
(Friedrich Schiller)
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Helmuth
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#5 Re: Lehre uns beten

Beitrag von Helmuth » Sa 7. Jan 2017, 12:47

Mein Pastor lehrte mich, dass Gebet nicht Christenpflicht sondern vielmehr ein Lebensstil sei. Das musste ich erst lernen. Denn anfangs waren die Gebetstreffen, an denen ich z.B. in der Gemeinde teilgenommen hatte, anstrengeend und zeitraubend. Ich empfand es mühsam und eben noch als Pflicht. Das sollte sich ändern als ich erkannte, wie Gott auf Gebete reagiert und mich dafür auch belohnte und segnete und mich durch das Leben mittels seines Geistes führt.

Ich ging dazu über nicht nur in Gemeinschaft mir Brüdern und Schwestern zu beten, sondern auch ganz allein, z.B. zu Hause oder auf den Straßen Wiens. So denke ich verbrachte Jesus auch viele, viele Stunden und Nächte. Er und der Vater, jetzt mal ganz unter sich. Du kannst dann beten wie dir der Schnabel gewachsen ist und musst ncht auf die Peinlichkeiten oder Befindlichkeiten anderer Rücksicht nehmen. Eine gar befreiende Erfahrung.

Heute betrachte mich als Kämpfer in der weltweiten Gebetsarmee Gottes. Das klingt vielleicht für den einen oder anderen befremdend, wie auch viellecht JHWH Zebaot, Herr der herrscharen, nicht jedermanns Sache ist, Gott derart sehen zu können. Ist er aber.

Als solcher bin ich aber kein Söldner, der für Lohn kämpft, sondern Eigentum meines Oberfehlshabers Jesus. Es geht dann bis zum Leben oder Tod.
Röm 14, 8 hat geschrieben: Denn leben wir, so leben wir dem Herrn, und sterben wir, so sterben wir dem Herrn; ob wir nun leben oder sterben, wir gehören dem Herrn.
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Raiauer
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#6 Re: Lehre uns beten

Beitrag von Raiauer » So 8. Jan 2017, 11:29

Hallo, das Vaterunser zeigt vor allem, dass man Gottes Interessen zu seinen Interessen machen sollte. Jesus hat dies immer wieder vorgelebt. Er lebte für Gott und seinen Willen. Er lehrte seine Jünger so auch zu beten. Gottes Königreich, dass Gottes Namen heiligt und dafür sorgen wird, dass Gottes Wille einmal auch auf der Erde in vollem Umfang geschieht. Also weg von primär meinen Interessen, hin zu was ist Gott wichtig.

LG Rainer
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Helmuth
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#7 Re: Lehre uns beten

Beitrag von Helmuth » So 8. Jan 2017, 17:46

Leider wurde gerade das "Vater Unser" in vielen Gottesdiensten zu einem Formelgebet degradiert. Mit den Lippen plappern, mit dem Herzen nicht dabei.

Das Gröbste was mir untergekommen ist, war mein Religionsleher aus der Schulzeit. Wir mussten zu Beginn der Stunde aufstehen und er ratschte das Gebet in Sekundenbruchteilen herrunter, als gelte es da einen neuen Rekord zu brechen. Dann sagte darauf pfeilschnell "Setzen".

Heute verwende ich gerade das VU gerne zum Einsteig in mein Gebet. Ich starte einfach "Vater unser im Himmel", und oft ist es mir schon passiert, dass ich über die zweite Zeile "geheiligt werde dein Name" nicht hinauskomme, weil der Heilige Geist in mir aufzeigt wie sehr ich darin oft noch Mangel habe. Dann bete ich oft lange Zeit, wie und was ich dazu ändern könnte und bitte Gott mir gnädig beizustehen.

Gebet hat wirklich nichts mit vorgefertigten Gebetsmühlen zu tun. Es muss aus dem Herzen kommen.
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Pflanzenfreak
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#8 Re: Lehre uns beten

Beitrag von Pflanzenfreak » So 8. Jan 2017, 17:52

Raiauer hat geschrieben: das Vaterunser zeigt vor allem, dass man Gottes Interessen zu seinen Interessen machen sollte. Jesus hat dies immer wieder vorgelebt. Er lebte für Gott und seinen Willen. Er lehrte seine Jünger so auch zu beten. Gottes Königreich, dass Gottes Namen heiligt und dafür sorgen wird, dass Gottes Wille einmal auch auf der Erde in vollem Umfang geschieht. Also weg von primär meinen Interessen, hin zu was ist Gott wichtig.
... gut ausgedrückt. Wenn es in dieser Haltung gebetet wird, dann freut sich Gott darüber, erst recht wenn wir das 10 mal am Tag tun!

JackSparrow
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#9 Re: Lehre uns beten

Beitrag von JackSparrow » So 8. Jan 2017, 18:02

NIS hat geschrieben:"Ruhe, das höchste Glück auf Erden, kehrt sehr oft nur durch Einsamkeit in das Herz."
(Friedrich Schiller)
Obwohl doch Schiller neben seinen Dramen hauptsächlich für seine zahlreichen Affären bekannt war...


Raiauer hat geschrieben:Also weg von primär meinen Interessen, hin zu was ist Gott wichtig.
Wie zum Beispiel kein Schweinefleisch zu verzehren, weil das für Gott ein Greuel ist.

Helmuth
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#10 Re: Lehre uns beten

Beitrag von Helmuth » So 8. Jan 2017, 22:10

Schiller hat, was Gebet betrifft keine Bedeutung. Humanisten beten ja auch nicht nicht, sie dünken sich auch ohne Gott gut. Vergiss es.

Gut ist aber nur Gott, und daher ist eine wichtige Funktion des Gebetes, dass wir um Weisheit bitten, wie man in Gottes Augen "gut" sein soll. Es ist in vielen Situationen des alltäglichen Lebens gar nicht so einfach, die richtige Entscheidung zu treffen. Es stehen mehrere Aspekte gegenüber, man schwankt zwischen Meinungen, muss zwischen Pro und Kontra, Vor- und Nachteilen anwägen und weiß von vornherein oft nicht so recht, was richtig wäre.

Hier kommt dem Gebet eine wichtige Funktion zu. Wer bittet dem wird gegeben, wer sucht der wird finden, wer anklopft, dem wird aufgetan. Man sollte sich in unklaren Situationen also nicht voreilig zu einer Entscheidung drängen lassen, sondern Gott im Gebet suchen, ob er etwas anzeigt. Und er tut das auch.

Ich praktiziere das nun schon lange. Das funktioniert.
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