Wind hat geschrieben:Um errettet zu werden, muss man erst einmal die Notwendigkeit dazu erkennen.
Wovon und wofür soll man denn errettet werden?
Wie kommt ein Mensch dazu, zu meinen, er müsse errettet werden?
Was erwartet man von einer Errettung?
Ich denke, ohne irgendetwas vom Christentum zu wissen, kommt man überhaupt nicht auf die Idee, von irgendetwas errettet werden zu müssen.
In die Richtung hatte ich auch schon gedacht beim Lesen des Thread-Themas.
Die Vorstellung des Errettetwerdens kann man schon konkretisieren. Im wesentlichen Sinn es folgende Möglichkeiten, die in Religionen eine Rolle spielen, die Rettung
a) vom Leid
b) vom Ende der eigenen Existenz, von der Sterblichkeit
Letztlich laufen die religiösen Vorstellungen immer auf diese beiden Punkte hinaus.
Also auf die Idee vom Leid erlöst sein zu wollen oder der eigenen Sterblichkeit zu entkommen (und sei es durch ein Leben nach dem Tod), da kann man schon darauf kommen ohne Christentum!
Worauf man nicht ohne weiteres kommt, sind die Konkretisierungen, die im Christentum gemacht wurden.
Also z.B. eine abstrakte Schuld, die dem Menschen anhaftet vor Gott und die wie ein Rucksack vom einzelnen Menschen entfernt werden muss und die quasi nicht direkt zur Person gehört, aber an dieser beseitigt werden kann. Der einzelne müßte hierzu seelisch gar nicht wirklich Gott nah sein, sondern er muss von seiner Person die Schuld entnommen bekommen. Dann käme er quasi in die leidlose Unsterblichkeit. (Errettung von der dies verhindernden Schuld)
Sehe zwar nicht, wozu diese Vorstellung gut sein soll, aber man kommt auch nicht ohne weiteres auf so etwas.
Rationaler wirkt zum Beispiel die Änderung der Psyche einer Person, die Gottes Qualitäten näher kommt, als Grundlage göttlicher Reaktion.
Letztlich kommt man im Christentum bei Errettung auf einen etwas seltsamen Sachverhalt.
Ein Vater hat einen bösen Sohn und einen guten Sohn (der Erstgeboren, Symbol: Jesus).
Errettet werden müsse der Sohn nun werden von der Strafe Gottes für das Bösesein. Dies geschieht nun dadurch, dass der unschuldige Sohn mit dessem Einverständnis zu Tode gequält wird. Wenn der böse Sohn nun hieran glaubt, ist er errrettet. Ob er dabei in seiner Psyche Gott nahe ist oder nicht, spielt keine Rolle. Wenn auch eingeräumt wird, dass der Böse sich wenigstens aus Dankbarkeit für die Errettung ein wenig gut sein sollte. Wobei dies dann eh nicht von dem bösen Sohn kommt, sondern aus Gott selbst.
Auf so eine Konstellation der Errettung muss man tatsächlich erst einmal kommen.
Diesen anderen für sich sterben lassen muss nun ausdrücklich erfolgen, damit die Errettung erfolgen kann. In der Konsequenz ist dann jeder, der das Christentum nicht kennt im ewigen Leid.
Das klingt auch vielen Vertretern dieser religiösen Richtung (die sich unwissentlich an heidnische Opferrituale der griechischen und römischen antiken Gedanken- und Götterwelt anlehnen) ein wenig zu krass.
So gibt es dann Konstruktionen, in denen dies geheilt werden soll (Es kann ja nicht sein, dass die ganzen gottesnahen jüdischen Akteure im AT, da sie sich nicht auf Jesus berufen können, verdammt sind). Steht zwar nicht im NT, wird aber über eine Phantasie herausgearbeitet: Jesus war 3 Tage im Totenreich, wo er dann predigte und die Chance zur Dogmenannahme gab. Oder die Vorstellung dass am Ende aller Tage diejenigen, die noch nie von Jesus gehört haben, eine Chance hierzu erhalten. Wie auch immer. Wie sollte das funktionieren. "Hi, ich bin Jesus - glaubst Du an mich. Mein Papa hat mich für Dich massakrieren lassen und wenn Du das so annimmst (es kostet Dich auch nix) dann bist Du nun errettet, egal was Du für ein sadistischer Killer warst". ??