Novalis hat geschrieben:Die christlichen Werte haben zu Leid geführt?
Ja, du musst nur die Geschichte des Christentums bemühen. Es wurde die "Frohe Botschaft" in alle Welt gebracht - zusammen mit Mord und Totschlag. Jetzt sind letzteres für dich sicherlich keine christlichen Werte - für mich auch nicht, zugegeben. Als christliche Wertvorstellung kann man aber durchaus ansehen, dass man sich als Mensch der Erbsünde schuldig zu fühlen hat, sich seiner so unglaublichen Verfehltheit immer wieder bewusst wird, dass man ständig seine Schuld bekennt, um dadurch Buße zu tun und sich wieder auf den rechten Weg einzunorden. Dieses sich ständig als schlecht ansehen scheint durchaus ein christlicher Wert zu sein - das Motiv tritt auch heute immer wieder auf, selbst hier. Und allen Menschen einzureden, wie schlecht sie doch sind, wie unwürdig - insbesondere die Frau an sich, da sie doch Adam verführt haben soll... usw. - das ist nicht so nett... Auch die christlichen Werte hinsichtlich der Sexualmoral empfinde ich als grenzwertig und setzt Menschen unter Druck. Wenn du nur die Werte "Liebe deinen Nächsten" (etc.) siehst, dann scheint das nicht ganz so christlich zu sein (nur auf dem Papier). Warum sonst würden sich gerade die "Christen" ständig so fetzen. Siehe hier livetrail und Novalis als ein Beispile von vielen. Ihr macht euch ja ständig gegenseitig fertig, schreibt von Verleumdung, beleidigt euren jeweiligen speziellen Glauben (also die Detailauslegungen des Anderen). Ich erkenne gerade in den Foren von Seiten der christlichsten Schreiber mit am wenigsten diese christlichen Werte. Was sind sie also, diese ominösen christlichen Werte?
Mit solchen Begriffen wie „Religionswahn“ sollte man vorsichtig sein. Denn es gehört auch zu meinen Rechten, dass ich ein religiöser Mensch sein darf.
Warum ziehst du dir diesen Schuh dann an? Würdest du ein uneheliches Kind aus jeder Gemeinschaft ausschließen, als Bastard beschimpfen, es öffentlich demütigen? Nein? Gut, denn auch das nenne ich religiösen Wahn - und der war früher Usus. Es hat schon gereicht, wenn jemand mal an einem Sonntag nicht in der Kirche war und das Dorf zerreißt sich die Mäuler. Und eine Frau, die ohne Mann ein Kind bekam, wurde fertiggemacht - das könnte man ja sogar irgendwie begründen, wenngleich Maria auch ein uneheliches Kind zur Welt brachte.
Wenn Religion so ausgelegt wird, dass Menschen darunter real leiden müssen, finde ich das einen Wahnsinn. Vielleicht siehst du das anders, mag sein.
Oder wie die Bibel es in ihrer großartigen Bildsprache sagt: das Leben außerhalb des Garten Eden.
Oh ja, die großartige Bildsprache der Bibel *hüstel*. Du überspringst vermutlich die üblen Passagen, die in wunderschönen Bildern Krematorien und das Zerstückeln von Menschen beschreibt (ein Beispiel von so vielen).
Wenn etwas wahnsinnig ist, dann ist es der Glaube an das Getrenntsein.
Hm, du darfst das Wort Wahnsinn verwneden, ich nicht... interessant.
Das ist eigentlich die Aufgabe der Religion, dass sie uns in das Bewusstsein führt, dass wir schon eins sind. Doch aus irgendeinem Grund können viele Menschen dieses grundlegende Sein-in-Gott nur schwer glauben.
Oder glauben, aber nicht spüren. Das ist eigentlich die Bedeutung von „Sünde“.
Ich sehe es eher als Sünde, andere Menschen aufgrund ihrer "gottgegebenen" Eigenschaften als per se sündhaft einzustufen und von ihnen zu verlangen, wider der Natur ihre Eigenschaften zu verleugnen. Für dich ist es Sünde, wenn man das, was Gott gegeben hat (deinem Glauben nach) auch annimmt und nicht zurückweist. Dafür bist du an ein Buch gekettet, das in sich eine Mischung aus gut, ganz nett und abgrundtief böse ist - die Gottesbilder daraus sind widersprüchlich und ich vermute, dass kein Buch der Welt so viele Leichen und so viel Qual bedingt hat, wie dieses Machwerk. Aber ich schweife ab...
Was bleibt: für dich ist Homosexualität Sünde und ein Gräuel. Ich gehe davon aus, dass auch du wenigstens die Betroffenen nicht mehr steinigen willst. So sehen es offenbar viele Fundis. Die großen Kirchen tauen da zum Glück langsam auf und zeigen ein menschleiches Antlitz. Aber deine Meinung steht dir zu, solange du nicht offensiv auf Homosexuelle losgehst - wovon ich mal nicht ausgehe.
Dass du aber nicht zugeben kannst oder willst, dass gerade(!) das Christentum für viel Leid verantwortlich ist, finde ich mal wieder sehr schräg. Einsicht wäre der erste Schritt, diese wirklichen Sünden in Zukunft zu vermeiden. Fehlt die, dann finde ich es grotesk, Kleinigkeiten hochzuhängen, aber Dinge wie Massenmord (im Namen Gottes) zu akzeptieren (steht ja in der Bibel)...
Lös dich doch mal nur in Gedanken von der Schrift und denke über die Werte an sich nach. Dann denke vielleicht über das nach, was Jesus angeblich gesagt haben soll. Und erst dann lies nochmal das Alte Testament durch. Auch wenn du dann immer noch exakt die selbe Sichtweise in deinem Glauben hast, kannst du Menschen, die Kritik an den Inhalten des Glaubens haben, vielleicht besser verstehen (falls du das überhaupt willst).
Glaub, was du willst - ich würde dafür kämpfen, dass du das darfst. Aber wenn du deinen Glauben als Legitimierung für das Herabwürdigen von Menschen sehen würdest, dann würdest du diese verletzen. Und da muss dann Schluss sein. Satanisten dürfen ja auch keine Jungfrauen opfern - auch wenn das Beispiel extremer ist. Sie dürfen aber Satan offen anbeten - das nennt sich Religionsfreiheit. Früher wären sie dafür von Christen verbrannt worden. Heute dürfen das Christen zum Glück nicht mehr. Aber sie dürfen Homosexuellen das Leben schwer machen...