GanzBaff hat geschrieben:Ooooooh doch liebe Magdalena, Du glaubst garnicht wie glücklich
Kann ich verstehen - im Christentum wird heutzutage die Theologie überbetont, was zu einer Einengung des persönlichen Erfahrungsraumes führt. Ebenso gibt es eine reichhaltige gottlose Spiritualität, die viel zu selten gewürdigt wird, die auch einen großen Freigeist beinhaltet. Es wird leider gerne so getan, als sei lediglich die institutionalisierte Religion imstande die Sinnfrage angemessen zu behandeln. Aber das ist Quatsch. In meinen Augen geht es nicht um die Gegenüberstellung von "Religion/Glaube" und "Unglaube/Gottlosigkeit" sondern um eine Synthese, was längst zur christlichen Tradition gehört: Cusanus Coincidentia Oppositorum ( Gott als Zusammenfall der Gegensätze ).
Es braucht den surrealistischen Humor von Luis Buñuel:"Die Welt wird immer absurder. Nur ich bin weiter Katholik und Atheist. Gott sei Dank!" Oder mit Meister Eckhart:"Gott, ein Nichtgott, eine Nichtperson, ein Nichtbild"
Jene »Mystik ohne Gott«, die so typisch für die deutsche Literatur der Jahrhundertwende, ist, steht zugleich für einen allgemeinen kulturellen Zustand Ihrer Zeit, d. h. ihres wissenschaftlichen, sozialen, intellektuellen und literarisch-künstlerischen Lebens.
Drei Thesen werden in der vorliegenden Arbeit formuliert und anhand von führenden Theoretikern und Dichtern der Zeit (Nietzsche, Mauthner, Kassner, Heinrich Mann, Musil, Rilke, Hauptmann, Hofmannsthal, Altenberg u. a.) belegt.
Die Welt sei dem Menschen und seiner Erkenntnis nicht (mehr) zugänglich. Diese Überzeugung betrifft insbesondere die Möglichkeiten, die man der Sprache und den Wissenschaften zutraut. Diese Verunsicherung führt zu einer nachhaltigen Erkenntnis- und Sprachskepsis.
Neue geistige Strömungen (Monismus, Lebensphilosophie) ersetzen alte Religiosität und bilden den bewußtseinsgeschichtlichen Rahmmen für das Phänomen »Neomystik«, in der die imaginierte oder erlebte Einheit der traditionellen Mystik mit Gott auf die entgöttlichte Weit bezogen wird. So soll dem verunsichernden Gefühl der Entfremdung von der Welt begegnet werden.
Diese Mystik bedarf - wie die alte Mystik - eines besonderen sprachlichen Ausdrucks und ist daher eng mit literarästhetischen Überlegungen verknüpft und wird Ihrerseits selbst zum Thema von Literatur.
Quelle