Geburtsgeschichte Jesu harmonisieren

Rund um Bibel und Glaube
Helmuth
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#45 Re: Geburtsgeschichte Jesu harmonisieren

Beitrag von Helmuth » Di 3. Jan 2017, 10:06

fin hat geschrieben: Nachtrag: Die Darlegungen von Raiauer und Halman erscheinen mir vernünftig und plausibel. Meiner Ansicht nach, geht es weniger darum, die Integrität von Lukas in Frage zu stellen, sondern eher darum, ob die innere Struktur (Integrität) der Erzählung konsistent ist ...
Deine Recherchen zu Matth. und Lukas hatte ich auch schon angstellt und früher die These entwickelt, dass Widersprüche in der Bibel vorhanden sind.

Es gibt in evangelikalen Kreisen die Extremposition, dass die Schrift irrtumslos und das Wort Gottes unfehlbar ist. Demnach werden Widersprüche nur als "scheinbare" Widersprüche betrachtet und es einem nur an der fehlenden Kenntnis bzw. Erkenntnis fehle. Diese können durch intensives Forschen errungen werden.

Ein Ansicht, die meiner Meinung nach mehr ein götzendienerisches Anbeten der Schrift mit sich bringt, zeitraubende Studien benötigt, anstelle deren göttlichen Wahrheitsgehalt zu erfassen. Viele haben sich darin schon verstrickt und sind dadurch auch von der Wahrheit wieder abgeirrt. Die Schrift selbst legt Zeugnis ab sich nicht in den Fabeln und Geschlechtsregistern zu verstricken.

Ich bin vorsichtig geworden, vorliegende Diskrepanzen schärfer als notwendig zu kritisieren, nur weil ich sie selbst nicht auflösen kann. Einige dieser Widersprüche stellten sich tatsächlich als scheinbar heraus. Anderseits wurde mit Krampf versucht ALLES aufzulösen, was von den Bibelkritikern je vorgeworfen wurde. Dazu gibt es sogar Websites mit hunderten von Beispielen. Von einer Beschäftigung damit rate ich aus gerade erwähnten Gründen ab. Es ist wie bei der Virenbekämpfung. Hat man einen bekämpft, erscheint ein neuer. Dennoch funktioniert ein PC bei anständiger Pflege.

Heute vertrete ich die Position, dass die Form der Bibel, die uns vorliegt in der Tat die unfehlbaren Aussprüche Gottes enthält. Man wird dadurch gerettet, wenn man diese im Glauben annimmt. Darüber hinaus gibt es aber wie in allen menschlichen Bereichen Schwachstellen aufgrund der rein menschlichen Perspektive der Berichterstattung, wie auch der Sprache, Überlieferung bzw. Übersetzung. Einiges davon ist mir geläufig.

Bei einem Gerichtsprozess sollte ein Richter an der Wahrheitsfindung Interesse haben, und nicht von vornherein voreingenommen sein Urteil im Herzen schon festgelegt haben. Wenn er nun darauf wartet, bis irgendein falscher Zeuge auftritt, der mit seiner Schönrederei zwar überzeugende Worte findet, aber dennoch ein Meineidiger ist, um danach seinen Vorurteilspruch loszudonnern so hat er eben ein falsches Urteil gesprochen und der Gerechtigkeit nicht zum Sieg verholfen. Bei der Bibel heißt es, man hat Gott zum Lügner erklärt, IHN, der bekannt aber nicht lügt.

Vielmehr hätte ein Richter sich damit zu beschäftigen, aus den vielen einzelnen teils unvollkommenen und oft einander widersprechenden Aussagen genau diese Tatbestände herauszuarbeiten, um zu den eigentlichen Fakten und Tatsachen zu gelangen, auf dass sein Spruch der Wahrheit und damit der Gerechtigkeit diene. Das war das Werk der Kanonisierung der Bibeltexte, AT wie NT.

Beim diesem uns vorliegenden Bibelkanon haben wir noch dazu den Tatbestand, dass inspiriert vom Heiligen Geist angetrieben heilige Männer geschrieben haben. Damit wacht Gott souverän über das Wort als auch der entsprechenden Überlieferung. Ein großer Vorteil somit gegenüber jeder anderen Literatur.

So sehe ich es auch mit dem Wort Gottes. Wer es versteht, den Faktor Mensch herauszuarbeiten und diesen vom Faktor Gott zu isolieren, der wird die Bibel als das Wort Gottes auch nicht in Frage stellen, denn die Bibel enthält ohne Umschweife alle relevanten, d.h. heilsentscheidenden Worte Gottes.

Zu einem anderen Urteil kommen nur die, welche Gott ohnehin nicht glauben wollen, Es ist nicht ein nicht Können, sondern ein nicht Wollen, die Herzenshaltung also.

Daher lasse ich die Diskrepanzen zwischen Lukas und Matthäus für mich einmal so im Raum stehen. Denn eines dürfte klar sein. Die Unteschiede sind in keinster Weise so relevant um heilsentscheidende Bedeutung zu erlangen.

Ich überlasse es daher den namhaften und renommierten Geschichtsforschern hier weitere Erkenntnisse zu Tage zu bringen, sicher aber nicht den hier selbsternannten Bibelforschern mit ihrem mangelhaften Wissen und den ohnehin zweifelhaften Motiven.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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ProfDrVonUndZu
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#46 Re: Geburtsgeschichte Jesu harmonisieren

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Di 3. Jan 2017, 18:14

fin hat geschrieben:
Gemäß Lukas kehrte die Familie (nach der Weihe in Jerusalem) nach Nazareth zurück.
Gemäß Matthäus floh die Familie (von Betlehem aus) nach Ägypten.

Wie bringt ihr beide Aussagen in eine sinnvolle Chronologie, die folgende Referenzpunkte berücksichtigt?

- Geburt Jesu in Betlehem
- Besuch der Sterndeuter (Hl. 3 Könige) aus dem Morgenland
- Beschneidung Jesu
- Weihehandlung in Jerusalem
- Flucht nach Ägypten
- Kindermord in Betlehem (Herodes)
Was willst du viel mehr ? Da fehlt nur noch am Ende
- Rückkehr nach Nazareth, weil Joseph dem Herrscher Archelaos in Judäa aus dem Weg gehen wollte

Bei Lukas fehlt der Zwischenaufenthalt in Ägypten, was aber nicht heißt, dass er nicht in seine Geschichte passen würde. Also ein wirklicher Widerspruch ist das nicht, da wir ja keine exakten Zeitangaben haben. Nur zum gleichen Zeitpunkt kann ein Mensch nicht an verschiedenen Orten sein, aber wir haben da einen Spielraum von ein paar Jahren.
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#47 Re: Geburtsgeschichte Jesu harmonisieren

Beitrag von Pluto » Di 3. Jan 2017, 19:52

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Bei Lukas fehlt der Zwischenaufenthalt in Ägypten, was aber nicht heißt, dass er nicht in seine Geschichte passen würde. Also ein wirklicher Widerspruch ist das nicht, da wir ja keine exakten Zeitangaben haben.
Wenn ich dich richtig verstehe, enntweder hat Lukas nicht historisch gearbeitet, oder spätere Schreiber haben den Wortlaut manipuliert.

So oder so ist das skandalös, meinst du nicht auch? So geht man doch nicht mit einem solch ernstem Thema um!
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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fin
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#48 Re: Geburtsgeschichte Jesu harmonisieren

Beitrag von fin » Di 3. Jan 2017, 22:04

-- Betlehem, Ägypten und Nazareth --

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
fin hat geschrieben:
Gemäß Lukas kehrte die Familie (nach der Weihe in Jerusalem) nach Nazareth zurück.
Gemäß Matthäus floh die Familie (von Betlehem aus) nach Ägypten.

Wie bringt ihr beide Aussagen in eine sinnvolle Chronologie, die folgende Referenzpunkte berücksichtigt?

- Geburt Jesu in Betlehem
- Besuch der Sterndeuter (Hl. 3 Könige) aus dem Morgenland
- Beschneidung Jesu
- Weihehandlung in Jerusalem
- Flucht nach Ägypten
- Kindermord in Betlehem (Herodes)

Was willst du viel mehr ?
Bei Lukas fehlt der Zwischenaufenthalt in Ägypten, was aber nicht heißt, dass er nicht in seine Geschichte passen würde.

Du darfst uns deine widerspruchsfreie Version gerne in chronologischer Folge aufzeigen, ansonsten bleibt es nur d/eine lose Behauptung.

:idea:

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Halman
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#49 Re: Geburtsgeschichte Jesu harmonisieren

Beitrag von Halman » Mi 4. Jan 2017, 00:08

Ich versuche mich mal an einer Harmonisierung der von @fin angebenen Verse aus Jesu Geburtsgeschichten. Es beginnt mit den Versen aus dem Lukasevangelium:
21 Und als acht Tage um waren und er beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, welcher genannt war von dem Engel, ehe er im Mutterleib empfangen war. 22 Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz des Mose um waren, brachten sie ihn hinauf nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen, [...]
Jesu Eltern befolgten offensichtlich Lev 12:2-4 und die Zeit von der Geburt bis zur Beschneidung und die anschließenden Tage der Reinigung dauerten insgesamt 40 Tage.
Die Geburtsgeschichten legen unterschiedliche Schwerpunkte und berichten recht knapp über die Ereignisse. Zwar entsteht gem. Luk 2:39 der Eindruck, als wenn Joseph und Maria mit Jesus nach den 40 Tagen von Jerusalem direkt nach Nazareth reisten, doch scheint mir dies der Knappheit und lukaischen Fokusierung geschuldet zu sein. Möglicherweise hatte er auch keine Kenntnis von dem von Matthäus erzählten Geschehen.

Die Verse aus dem Matthäusevangelium spielen offenbar einige Monate später. Die Weisen aus dem Morgenland kamen aus der Gegend von Mesopotamien oder Babylon und die Juden brauchten für diese Reise, als sie im Jahre 537 n. Chr. aus dem babylonischen Exil zurückkehrten, mindestens vier Monate.
Laut dem matthäischen Narrativ ließ Herodes der Große alle Kinder bis zu zwei Jahren in Bethlehem ermorden. Also ging Herodes offenbar davon aus, dass Jesus unter zwei Jahre alt war. Offenbar waren mehrere Monate seit den 40 Tagen, über die Lukas berichtet, vergangen. Jesus lag nicht mehr in einer Krippe im Stall, sondern die Weisen (vermutlich zoroastrische Priester) besuchten Jesus und seine Eltern in einem Haus in Bethlehem.
Es scheint so, dass sich Joseph und Maria nach den 40 Tagen erstmal in Bethlehem niedergelassen hatten; vermutlich arbeitete Joseph dort als Tekton (Handwerker). Es wäre auch durchaus logisch nicht mit einem Säugling 148 Kilometer nach Nazareth zu reisen.
Vermutlich wurde Jesus irgendwann in seinem ersten Lebensjahr von den Weisen besucht, wie wir in Matthäus in folgenden Worten lesen:
1 Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: [...] 11 und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. ... 13 Als sie aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir's sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen. 14 Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten ...
Monate oder wenige Jahre später kehrten Jospeh und Maria aus Ägypten zurück und reisten diesmal nach Nazareth, weshalb Jesus gem. Matthäus Nazoräer genannt wird. Offenbar hielten Jesu Eltern seinen Geburtsort geheim, was mir aufgrund der matthäischen Schilderung plausibel erscheint.
[...] 39 Und als sie alles vollendet hatten nach dem Gesetz des Herrn, kehrten sie wieder zurück nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth. 40 Das Kind aber wuchs und wurde stark, voller Weisheit, und Gottes Gnade lag auf ihm.
Die Bibelzitate sind Mat 2:1; Mat 2:11; Mat 2:13-14; Luk 2:21-22; Luk 2:39-40
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#50 Re: Geburtsgeschichte Jesu harmonisieren

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Mi 4. Jan 2017, 01:31

Pluto hat geschrieben:Wenn ich dich richtig verstehe, enntweder hat Lukas nicht historisch gearbeitet, oder spätere Schreiber haben den Wortlaut manipuliert.

So oder so ist das skandalös, meinst du nicht auch? So geht man doch nicht mit einem solch ernstem Thema um!
Lukas hat so gearbeitet, wie er das in seiner Einleitung auch sagt. Er hat wieder gegeben, was er nach geforscht hat. Der Quellbericht über die Flucht nach Ägypten lag ihm, im Gegensatz zu Matthäus, nicht vor. Wer sagt denn, dass er den Anspruch der Lückenlosigkeit zu erfüllen hat ? Das bietet doch auch kein anderes Evangelium. Jesus war ca. 3 Jahre mit seinen Jüngern unterwegs. Das Durchlesen aller Evangelium braucht insgesamt nur ein paar Stunden. Da fehlt doch offensichtlich eine ganze Menge. Herrje wie unhistorisch ...
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#51 Re: Geburtsgeschichte Jesu harmonisieren

Beitrag von fin » Mi 4. Jan 2017, 01:32

Halman hat geschrieben:Ich versuche mich mal an einer Harmonisierung der von @fin angebenen Verse aus Jesu Geburtsgeschichten.

Es scheint so, dass sich Joseph und Maria nach den 40 Tagen erstmal in Bethlehem niedergelassen hatten; vermutlich arbeitete Joseph dort als Tekton (Handwerker).

Das widerspricht den Angaben von Lukas 2:21-39, denn dort steht, daß sie das Kind zur Weihe nach Jerusalem führten und danach in Nazareth blieben ...

21 Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde. 22 Dann kam für sie der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, 23 gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. 24 Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. 25 In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. 26 Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. 27 Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, 28 nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: 29 Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. 30 Denn meine Augen haben das Heil gesehen, 31 das du vor allen Völkern bereitet hast, 32 ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. 33 Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. 34 Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. 35 Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. 36 Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; 37 nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. 38 In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. 39 Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.

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#52 Re: Geburtsgeschichte Jesu harmonisieren

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Mi 4. Jan 2017, 02:50

Lukas 2,39 buchstäblich zu nehmen, geht sowieso nicht. Da mutet man der Familie aber etwas viel auf einmal zu, "alles" ?
Ja was denn ALLES ? Das war doch Jesu Auftrag das Gesetz zu erfüllen
Matthäus 5,17 Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.
Römer 10,4 Denn das Endziel des Gesetzes ist Christus, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit.
Und was ist überhaupt ALLES aus dem Gesetz des Herrn ? Nur das Gesetz Mose ? Das ganze oder nur die im Kontext betreffenden Stellen 3. Mose 12 und 4. Mose 18,15

Aber evtl. gehört im Sinne des Lukasevangeliums die von Matthäus 2,15 als erfüllte Prophezeiung angegebe Stelle Hosea 11,1 In Verbindung mit dem Befehl aus Matthäus 2,13 auch noch zu "alles" - "nach dem Gesetz des Herrn".
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Raiauer
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#53 Re: Geburtsgeschichte Jesu harmonisieren

Beitrag von Raiauer » Mi 4. Jan 2017, 06:36

fin hat geschrieben:
Das widerspricht den Angaben von Lukas 2:21-39, denn dort steht, daß sie das Kind zur Weihe nach Jerusalem führten und danach in Nazareth blieben ...

Hallo Fin....ja, das sieht so aus, wenn man nur diesen Bericht kennen würde. Aber man hat eben auch noch den Bericht von Matthäus, der interessanterweise zeitlich an Lukas Bericht anknüpft. Lukas und Matthäus vermischen sich nicht in ihren Erzählungen. lukas beschreibt die ersten 40 Tage. Matthäus beschreibt die anschliessenden 2 jahre. Lukas hat den Bericht über die weiteren Ereignisse mit der Flucht nach Ägypten nicht berücksichtigt. Sehe es mal aus folgender Perspektive und schaue dir Matthäus 2:1 an

Als Jesus während der Herrschaft von König Herodesa in Bethlehem, einer Stadt in Judäa, geboren war, kamen Sterndeuter aus einem Land im Osten nach Jerusalem.

Das klingt auf den ersten Blick so, als würden die Sterndeuter gleich nach der Geburt erscheinen. Aus dem Kontext weiss man aber, dass schon 2 jahre vergangen waren. Man muss also generell bei der Bibel einzelne Verse stets im Kontext des gesamten Bibelberichts sehen und werten. Solche Beispiele kommen immer wieder vor. In der Apostelgeschichte steht, dass Paulus nach seiner Bekehrung nach Jerusalem zu den Aposteln ging. Paulus selbst erwähnt aber zuvor noch eine Reise nach Arabien die ungefähr 3 jahre dauerte. Nur durch den Kontext kann man solche "Zeitsprünge" entdecken. Deshalb ist die Bibel aber nicht ungenau, sondern zwei getrennte Berichte heben unterschiedliche Perspektiven. In einem Gespräch mit deiner freundin erwähnst du dass du nach der Realschule das Fachabi gemacht hast. In deinem beruflichen Lebenslauf taucht aber noch ein Freiwilligenjahr auf dass zeitlich dazwischen lag, aber im Gespräch mit der Freundin nicht erwähnt wurde, weil der Gesprächsverlauf das so ergab und im Kontext das Freiwilligenjahr keine Rolle spielte. Paulus hat seine Bekehrung in der Apostelgeschichte zweimal geschildert, aber jedes mal mit anderen Schwerpunkten, weil der Rahmen in dem er erzählt hatte, jedses Mal ein anderer war.( vergleiche mal seine beiden Schilderngen in Apg 22 und 26) Du hattest einen Unfall. Du musst den Unfall der Polizei und den Ärzten schildern. Ich möchte wetten dass du zwei unterschiedliche Geschichten erzählst.Lukas erzählt viel von den Wundern Jesu. Kann man besser verstehen, wenn man weiss dass er Arzt war. Matthäus erwähnt die Geschichte wo Jesus durch ein Wunder dafür sorgt dass sie die geforderte Steuer zahlen können. Klar dass das bei Matthäus dem Steuereinnehmer eine Rolle spielt. Alle anderen Evangelisten erzählen diese Geschichte nicht. Durch den Kontext weiss man dass zwischen Lukas 2:39 a und Lukas 2:39 b , noch der Bericht von Matthäus lag. Das ist zugegebenerweise eine Eigenart der Bibel, die wenn man sich darauf einlässt, ein spannendes Studium erschliesst.

LG Rainer
Ich bin Zeuge Jehovas

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fin
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#54 Re: Geburtsgeschichte Jesu harmonisieren

Beitrag von fin » Mi 4. Jan 2017, 12:21

-- Innere Konsistenz --

Raiauer hat geschrieben: Man muss also generell bei der Bibel einzelne Verse stets im Kontext des gesamten Bibelberichts sehen und werten.
-
Nur durch den Kontext kann man solche "Zeitsprünge" entdecken.
Hallo Raiauer, ich denke, das leuchtet jedem ein, auch folgendes Beispiel von dir ...

Raiauer hat geschrieben: In einem Gespräch mit deiner freundin erwähnst du dass du nach der Realschule das Fachabi gemacht hast. In deinem beruflichen Lebenslauf taucht aber noch ein Freiwilligenjahr auf dass zeitlich dazwischen lag, aber im Gespräch mit der Freundin nicht erwähnt wurde, weil der Gesprächsverlauf das so ergab und im Kontext das Freiwilligenjahr keine Rolle spielte.

Natürlich lassen sich Lebensläufe und zugehörige Ereignisse makro- oder mikroskopisch betrachten, je nach Maßgabe. Man zoomt in das jeweilige Zeitfenster hinein. Hinzu kommen unterschiedliche Kriterien (Filter), um eine Auswahl zu treffen. Das beeinträchtigt aber nicht die innere Konsistenz einer chronologischen Gesamtstruktur - zB. Biographie.

In der Regel bereichern verschiedene Standpunkte (Perspektiven) eine Gesamtschau, zb. die Betrachtung eines Baumes von 4 Seiten. Diese Analogie ließe sich auch auf das NT übertragen, in der 4 Evangelisten über das Leben Jesu berichten, einander bestätigen und ergänzen.

Raiauer hat geschrieben: Deshalb ist die Bibel aber nicht ungenau, sondern zwei getrennte Berichte heben unterschiedliche Perspektiven.

Das möchte man annehmen. Wenn es sich so verhält, dann sollte es doch kein Problem sein, die erwähnten Ereignisse in eine sinnvolle Chronologie zu bringen. :roll: Zur Erinnerung ...

fin hat geschrieben:-- Betlehem, Ägypten und Nazareth --

Rätselhaft erscheint mir die Chronologie, da Lukas und Matthäus wie folgt berichten ...

Wie bringt ihr beide Aussagen in eine sinnvolle Chronologie, die folgende Referenzpunkte berücksichtigt?

- Geburt Jesu in Betlehem
- Besuch der Sterndeuter (Hl. 3 Könige) aus dem Morgenland
- Beschneidung Jesu
- Weihehandlung in Jerusalem
- Flucht nach Ägypten
- Kindermord in Betlehem (Herodes)

Zeig doch bitte mal eine entsprechende Chronologie auf, die relevante Referenzpunkte (nach Lukas und Matthäus) in eine Übereinstimmung bringen - bitte ganz konkret - gerne tabellarisch :thumbup:

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