Pluto hat geschrieben:Im Grunde stimmen weder du noch Ratzinger zu
Doch - beide stimmen den naturwissenschaftlichen Beobachtungen zu - aber eben nicht den weltanschaulichen Schlussfolgerungen daraus.
Pluto hat geschrieben:Falls es gewesen ist, wie du es darstellen möchtest, wozu braucht der Geist überhaupt einen Körper.
Braucht er ja prinzipiell nicht - für uns Menschen im Dasein schon, aber nicht prinzipiell. - Wie sonst könnte die Theologie von "Geistwesen" sprechen?
Pluto hat geschrieben:Was war der Sinn einer göttlichen Schöpfung? Erkläre mir doch mal was Gott mit der Schöpfung von Geist erreichen wollte.
Da kann man nur spekulativ antworten - eine Möglichkeit wäre: Gott wollte sich in Schöpfung weitergeben und von ihr erkannt werden. - Dieselbe Frage wäre: Warum gibt es überhaupt Natur? - Nicht "wie", sondern "warum".
Pluto hat geschrieben:Das ist eine müssige Frage, weil die Ereignisse eben NICHT historisch waren.
Wie willst Du das wissen?
Pluto hat geschrieben:Warum wäre ein Wunder theologisch wahrscheinlicher?
Weil geistige Erscheinungen in der materiellen Welt aus dieser Sicht nicht ungewöhnlich sind.
Pluto hat geschrieben:Gibt es denn andere wirkliche Spuren die nicht Illusionen sein könnten?
"Könnten" schon, aber eben nicht "müssten".
Pluto hat geschrieben:Im zweiten Schritt möchte er nun beweisen, dass Gott existiert, in dem er Gott seinen Vorstellungen gleichsetzt. Und genau dies geht nach den Regeln der Logik NICHT.
DAS ist richtig. - Aber das hat nichts mit dem Wesen Gottes zu tun - er "ist" nicht ein Gedanke des Menschen.
Gleichzeitig ist Anselms "Fehler" unvermeidbar, da es IMMER so ist, dass man Beweise nicht auf dem "Sein" des Objekts aufbaut, sondern auf seiner eigenen Wahrnehmung. - Insofern macht er logisch alles richtig, nur dass eben die Setzung, auf der er diese Logik aufsetzt, angreifbar ist. - Es ist kein Stockfehler, sondern ein grundsätzliches Problem. - Das gilt übrigens auch für die Wissenschaft.
Pluto hat geschrieben:Was du nicht bereit bist, einzugestehen, ist, dass es den dialektische Prozess wie Hegel ihn beschreibt möglicherweise gar nicht. gibt.
Auch richtig - auch das ist eine Setzung, die zwar saugut begründet ist, aber deshalb nicht wahr sein MUSS. - Genauso wie die Grundlage des Kritischen Rationalismus saugut begründet ist, aber deshalb nicht wahr sein muss. - Letztlich landest Du bei Sokrates' "Ich weiss, dass ich nichts weiß".
Und mit Blick auf das Thread-Thema "Offenbarung": Persönlich glaube ich, dass Offenbarung wie auch Karfreitag die Zusammenführung von Wahrnehmung und Realität ist - die ontologische Differenz zwischen Wahrnehmung und Realität (für Kenner: das ist anders gemeint als bei Heidegger) wird hier aufgehoben. - Erkenntnis und Realität fallen zusammen.
Pluto hat geschrieben:Eben das ist ja das Problem: Warum meinte Anselm damit Gott beweisen zu können?
Weil er aus meiner Sicht genau denselben Fehler macht, den die Menschen bis heute machen: Er übersieht, dass seine Logik auf einer Setzung beruht, die selbst nicht falsifizierbar ist.
Pluto hat geschrieben:Aber hier geht es um die Existenz Gottes, und da verstehe ich nicht, wozu das ganze Versteckspiel gut sein soll. Warum will sich Gott verbergen?
Weil er sich nicht verordnen will, sondern erkannt sein will. - Im übergreifenden Sinne des Wortes geht es hier um Aufklärung des Menschen - und Aufklärung erreicht man nicht dadurch, dass man auswendig lernen lässt. - Oder mit Goethes Worten: "Erwerbe, um es zu besitzen".