Theodizee

Rund um Bibel und Glaube
closs
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#1261 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Fr 25. Nov 2016, 23:17

Münek hat geschrieben:Auf jeden Fall hat sich JAHWE in der Hiob-Dichtung alles andere als mit Ruhm bekleckert.
Versuche es mal sinnbildlich zu verstehen - es handelt sich hier nicht um ein historisches Geschehen.

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fin
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#1262 Re: Theodizee

Beitrag von fin » Fr 25. Nov 2016, 23:27

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Hiob-Dichtung
Versuche es mal sinnbildlich zu verstehen - es handelt sich hier nicht um ein historisches Geschehen.

Zur Erinnerung:

fin hat geschrieben:-- Verführungen, Entführungen, Überführungen --

closs hat geschrieben: Zur Erinnerung: Bei Buber ist es so übersetzt, als sei es "jener" (also ein anderer als Jahwe), der David gereizt hat. Das wär dann in Übereinstimmung mit 1.Chr. - Die meisten Übersetzungen aber sagen, dass Jahwe der Verführer war, weil sie das Demonstrativ-Pronomen "jener" auf Jahwe beziehen - dann gäbe es einen sachlichen Widerspruch zu 2.Sam.

Letztendlich (auch bei Übereinstimmung) wären wir bei Hiob angelangt. Und dort fände man die Ausgangsfrage (wie sie hier für David gestellt wurde) in reiner und konzentrierter Form!

Bild
http://www.pnn.de/fm/61/thumbnails/hepr ... 184050.jpg

Was also besagt Hiobs Geschichte - eurer Ansicht nach - closs, münek ...
Was ist ihr moralischer Inhalt?

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#1263 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Fr 25. Nov 2016, 23:57

fin hat geschrieben:Was also besagt Hiobs Geschichte - eurer Ansicht nach - closs, münek ... Was ist ihr moralischer Inhalt?
"Moralisch" kann ich überhaupt keinen Gehalt entdecken, weil unser moderner Begriff "Moral" dazu nicht passt.

Aufs Maximum reduziert würde ich sagen, dass die "Moral von der Geschicht" :lol: ist, dass das Theozentrische über dem Anthropozentrischen steht. - Ontologisch würde ich es in Übereinstimmung mit Heidegger sehen (der seine Sprüche sicherlich NICHT religiös-motiviert von sich gegeben hat - aber es passt halt trotzdem):
• „Das Sein ist die Voraussetzung für das Seiende"
• „Das Sein bleibt also stets das Sein eines Seienden"

Ersetze "Sein" durch "Gott" und "Seiendes" durch "Mensch"/"Hiob", dann verstehst Du sicher, was ich meine.

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Münek
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#1264 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Sa 26. Nov 2016, 00:32

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Auf jeden Fall hat sich JAHWE in der Hiob-Dichtung alles andere als mit Ruhm bekleckert.
Versuche es mal sinnbildlich zu verstehen - es handelt sich hier nicht um ein historisches Geschehen.
Deshalb gebrauchte ich ja den Begriff Hiob-DICHTUNG.

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sven23
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#1265 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » Sa 26. Nov 2016, 07:09

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das ist ja gerade das satanische, dass man die grausamen Gottesbilder des AT selbst im 21. Jahrhundert noch zu rechtfertigen versucht.
Du hast nach dieser Aussage hier nicht im Ansatz verstanden, worum es in "Hiob" geht.
Eigentlich schon.
Die Schreiber wollten das Theodizeeproblem angehen, aber erwiesen ihrem Gott damit einen Bärendienst.
Die Botschaft ist: trifft dich das Leid, dann halte trotzdem am Glauben fest und du wirst dafür belohnt werden. Das Pikante an der Hiob-Geschichte ist: Gott selbst wird hier zum Leid-Verursacher.
Es ist wie so oft: Religion/Kirche bietet Lösungen für Probleme an, die sie selbst geschaffen hat.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#1266 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » Sa 26. Nov 2016, 07:12

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das ist ja gerade das satanische, dass man die grausamen Gottesbilder des AT selbst im 21. Jahrhundert noch zu rechtfertigen versucht.
Du hast nach dieser Aussage hier nicht im Ansatz verstanden, worum es in "Hiob" geht.
Auf jeden Fall hat sich JAHWE in der Hiob-Dichtung alles andere als mit Ruhm bekleckert.
Genau so ist es. Auch wenn es kein historisches Geschehen ist, macht Gott hier keine gute Figur.

Ich habe gestern abend das Buch Hiob gelesen – Gott kommt darin nicht sonderlich gut weg.
(Virginia Woolf, brit. Schriftstellerin, 1882-1941)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1267 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Sa 26. Nov 2016, 09:47

sven23 hat geschrieben:Das Pikante an der Hiob-Geschichte ist: Gott selbst wird hier zum Leid-Verursacher.
Das ist sogar richtig und gar nicht pikant. Es liegt im Sinn des sog. "Sündenfalls".

sven23 hat geschrieben:Ich habe gestern abend das Buch Hiob gelesen – Gott kommt darin nicht sonderlich gut weg.
(Virginia Woolf, brit. Schriftstellerin, 1882-1941)
Super Adresse. - Sie las es an EINEM Abend (ich habe 2 Monate gebraucht, weil es so dialektisch verzwickt ist).

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#1268 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » Sa 26. Nov 2016, 10:33

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das Pikante an der Hiob-Geschichte ist: Gott selbst wird hier zum Leid-Verursacher.
Das ist sogar richtig und gar nicht pikant. Es liegt im Sinn des sog. "Sündenfalls".
Auch wieder so eine typisch christliche Vergötzung des Sündenbegriffs.
Und ganz ehrlich: wer braucht einen Gott, der noch zum bestehendem Leid zusätzliches hinzufügt? Ein Paradigmenwechsel wäre dann zwischen AT und NT nicht erkennbar.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ich habe gestern abend das Buch Hiob gelesen – Gott kommt darin nicht sonderlich gut weg.
(Virginia Woolf, brit. Schriftstellerin, 1882-1941)
Super Adresse. - Sie las es an EINEM Abend (ich habe 2 Monate gebraucht, weil es so dialektisch verzwickt ist).
Ja, es ist schon schlimm, wie viele Menschen in Deutschland immer noch unter einer Leseschwäche leiden. :lol:
Aber Kopf hoch, das wird noch.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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fin
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#1269 Re: Theodizee

Beitrag von fin » Sa 26. Nov 2016, 11:54

-- Sein oder nicht sein --
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das Pikante an der Hiob-Geschichte ist: Gott selbst wird hier zum Leid-Verursacher.
Das ist sogar richtig und gar nicht pikant. Es liegt im Sinn des sog. "Sündenfalls".

Erklär das doch bitte mal etwas ausführlicher.

Aber komm uns nicht wieder mit solchen Vereinfachungen, wie :D ...

closs hat geschrieben:
fin hat geschrieben:Was also besagt Hiobs Geschichte - eurer Ansicht nach - closs, münek ... Was ist ihr moralischer Inhalt?

Aufs Maximum reduziert würde ich sagen, dass die "Moral von der Geschicht" :lol: ist, dass das Theozentrische über dem Anthropozentrischen steht.
• „Das Sein ist die Voraussetzung für das Seiende"
• „Das Sein bleibt also stets das Sein eines Seienden"

Ersetze "Sein" durch "Gott" und "Seiendes" durch "Mensch"/"Hiob", dann verstehst Du sicher, was ich meine.

Hm, wenn es so simpel ist, wie kommt es dann, daß ...

sven23 hat geschrieben:Ich habe gestern abend das Buch Hiob gelesen – Gott kommt darin nicht sonderlich gut weg.
(Virginia Woolf, brit. Schriftstellerin, 1882-1941)
closs hat geschrieben:Super Adresse. - Sie las es an EINEM Abend (ich habe 2 Monate gebraucht, weil es so dialektisch verzwickt ist).

Welche dialektischen Verzwickungen hast du im Sinn?

-

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#1270 Re: Theodizee

Beitrag von Pluto » Sa 26. Nov 2016, 12:59

fin hat geschrieben:-- Sein oder nicht sein --
Wie siehst du denn das Buch Hiob?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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