Theodizee

Rund um Bibel und Glaube
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fin
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#1481 Re: Theodizee

Beitrag von fin » So 11. Dez 2016, 11:50

-- Aufklärung --

sven23 hat geschrieben:
fin hat geschrieben:-- Irrlehren --

sven23 hat geschrieben: Und als Gottessohn hätte er das Unheil voraussehen müssen. Hat er aber nicht.
q.e.d.

Hat er sehr wohl ...

Du hast anscheinend das NT nicht gelesen oder entsprechende Passagen nicht verstanden! :roll:

Jesus hat vorrausgesehen, ...

(1) dass die Kirchenväter die Juden als Gottesmörder stigmatisieren werden,
(2) dass Luther mit widerlichem Antismetismus Stimmung gegen die Juden machen würde,
(3) dass selbst ein Hitler sich auf Luther berufen würde
(4) und alles im Holocaust enden würde?
(5) Kannst du dafür Belege bringen, die nicht ins Allgemeine und Blaue hinein prophezeien?

Wie lautete noch deine ursprüngliche Kernaussage?

sven23 hat geschrieben:Und als Gottessohn hätte er das Unheil voraussehen müssen. Hat er aber nicht.

Doch - er hat das "Unheil" vorausgesehen!
Das NT ist allerdings kein Wahrsagebuch, wo alle zukünftigen Handlungsstränge minutiös nachzulesen wären ... :roll:

Punkte (1-4) benötigen dagegen mehr Sorgfalt und Differenzierung in der Besprechung!
Zuletzt geändert von fin am So 11. Dez 2016, 13:34, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#1482 Re: Theodizee

Beitrag von closs » So 11. Dez 2016, 12:09

sven23 hat geschrieben:Nicht selten werden Konvertiten als unsichere Kantonisten betrachtet.
Und so sieht man das halt wechselseitig - um so wichtiger ist der ökumenische Ansatz - so weit es halt geht.

sven23 hat geschrieben:nseriösität war deine Argumentation.
Ja - in Bezug auf Dein Zitat und nicht auf "die" Juden. Manchmal grenzt Du an Gemeingefährlichkeit.

sven23 hat geschrieben:Und als Gottessohn hätte er das Unheil voraussehen müssen. Hat er aber nicht.
Hä? - Natürlich hat er das.

sven23 hat geschrieben:dann kannst du ja auch auf den wissenschaftlichen TÜV-Stempel verzichten.
Nein - systematische Arbeit auf Basis welcher Setzung auch immer ist Wissenschaft.

sven23 hat geschrieben:Der Anspruch besteht nur für die historische Jesusforschung.
Dies Anspruch besteht fälschlich, wenn HKM säkular interpretiert.

sven23 hat geschrieben:Die neutestamentliche Forschung hat niemanden zu fürchten
Niemand hat etwas zu fürchten. - Ein Bäcker ist ein Bäcker und ein Metzger ist ein Metzger.

sven23 hat geschrieben:Erfüllung findet das Judentum nur, wenn es die christliche Sichtweise übernimmt.
So würde es der Katholizismus vermutlich sehen.

sven23 hat geschrieben:Bestätigung einer Setzung durch Interpretation ist nichts anderes als ein Zirkelschluss.
Das ist genau das, was ich neulich gesagt habe - im erweiterten Sinne des Wortes "Zirkelschluss" - mit dem Hinweis, dass es dann nichts gibt, was nicht irgendwie zirkelschlüssig ist. - Insofern sehe ich diesen Punkt nicht dramatisch - und wieder scheinst Du zu übersehen, dass dieser Punkt gleichermaßen die HKM betrifft.

sven23 hat geschrieben:Das geht nun mal in der (echten) Forschung nicht. Hier dürfen keine Fakten und Erkenntnisse aus ideologischen Gründen unter den Tisch fallen.
Die Hürde, die man überwinden muss, um Dir klar zu machen, dass christliche Lehrsätze mit der HKM wenig bis nichts zu tun haben, scheint sehr hoch zu sein. - Es fallen dort keine Fakten der HKM unter den Tisch, weil diese überhaupt nicht im Weg sind.

sven23 hat geschrieben:So viel ich weiß, haben die Herrschaften nichts zur historischen Jesusforschung beigetragen.
Alles andere würde mich überraschen. - War das alles? :lol:

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sven23
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#1483 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » So 11. Dez 2016, 13:24

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nicht selten werden Konvertiten als unsichere Kantonisten betrachtet.
Und so sieht man das halt wechselseitig - um so wichtiger ist der ökumenische Ansatz - so weit es halt geht.
Ja klar, die Ökumene zwischen Judentum und Islam ist besonders erfolgreich. Denkt man an Sunniten und Schiiten, dann funktioniert das noch nicht mal innerhalb ein und derselben Religion.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:nseriösität war deine Argumentation.
Ja - in Bezug auf Dein Zitat und nicht auf "die" Juden. Manchmal grenzt Du an Gemeingefährlichkeit.
Indem ich historische Zitate bringe? :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und als Gottessohn hätte er das Unheil voraussehen müssen. Hat er aber nicht.
Hä? - Natürlich hat er das.
Dann wäre er ja mitschuldig. Da würde ich ihn eher in Schutz nehmen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:dann kannst du ja auch auf den wissenschaftlichen TÜV-Stempel verzichten.
Nein - systematische Arbeit auf Basis welcher Setzung auch immer ist Wissenschaft.
Also doch, ohne TÜV Stempel kannst du nicht glauben. Natürlich kann man jedes Glaubenskonstrukts systematisch bearbeiten. Das ist aber nicht der Punkt. Den historische Jesusforschung bleibt hier nicht stehen, sondern will Entstehung und Entwicklung rekonstruieren, also nicht nur das glaubensdogmatisch kontaminierte Endprodukt. Deshalb ist in der historischen Jesusforschung nur die HKM zu gebrauchen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Der Anspruch besteht nur für die historische Jesusforschung.
Dies Anspruch besteht fälschlich, wenn HKM säkular interpretiert.
Und wieder verwechselst du Wissenschaft mit Glaubensdogmatik.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die neutestamentliche Forschung hat niemanden zu fürchten
Niemand hat etwas zu fürchten. - Ein Bäcker ist ein Bäcker und ein Metzger ist ein Metzger.
Eben, Wissenschaft ist Wissenschaft und Glaubensdogmatik ist Glaubensdogmatik.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Erfüllung findet das Judentum nur, wenn es die christliche Sichtweise übernimmt.
So würde es der Katholizismus vermutlich sehen.
Und diese Einstellung hat die Unheilsgeschichte des Christentums mit verursacht.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Bestätigung einer Setzung durch Interpretation ist nichts anderes als ein Zirkelschluss.
Das ist genau das, was ich neulich gesagt habe - im erweiterten Sinne des Wortes "Zirkelschluss" - mit dem Hinweis, dass es dann nichts gibt, was nicht irgendwie zirkelschlüssig ist. - Insofern sehe ich diesen Punkt nicht dramatisch - und wieder scheinst Du zu übersehen, dass dieser Punkt gleichermaßen die HKM betrifft.
Nö, sie muß nichts setzen und tut es auch nicht.
Es wäre genau so ein Blödsinn, wenn man für die Unwirksamkeit eines Medikaments die Doppelblindstudie verantwortlich machen würde, nach dem Motto: ihr habt nicht gesetzt, dass es wirkt. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das geht nun mal in der (echten) Forschung nicht. Hier dürfen keine Fakten und Erkenntnisse aus ideologischen Gründen unter den Tisch fallen.
Die Hürde, die man überwinden muss, um Dir klar zu machen, dass christliche Lehrsätze mit der HKM wenig bis nichts zu tun haben, scheint sehr hoch zu sein. - Es fallen dort keine Fakten der HKM unter den Tisch, weil diese überhaupt nicht im Weg sind.
Da läßt dich dein Kurzzeitgedächtnis mal wieder im Stich. Berger und Ratzinger sind die besten Beispiele.
https://www.bibelwerk.de/sixcms/media.p ... stbuch.pdf


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:So viel ich weiß, haben die Herrschaften nichts zur historischen Jesusforschung beigetragen.
Alles andere würde mich überraschen. - War das alles? :lol:
Die Frage kann ich zurückgeben. War das alles an Literaturempfehlungen zur historischen Jesusforschung? :roll:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#1484 Re: Theodizee

Beitrag von closs » So 11. Dez 2016, 14:10

sven23 hat geschrieben:Ja klar, die Ökumene zwischen Judentum und Islam ist besonders erfolgreich.
Ist es nicht - um so wichtiger sind Anstrengungen dahin.

sven23 hat geschrieben:Indem ich historische Zitate bringe?
Das waren nicht "DIE" Juden, die das gesagt haben, sondern halt EIN Rabbi. - Ist Trump "DIE" Amerikaner?

sven23 hat geschrieben:Dann wäre er ja mitschuldig.
Das hätte jetzt wieder was mit theologischen Grundlagen zu tun - eigener Thread.

sven23 hat geschrieben:Also doch, ohne TÜV Stempel kannst du nicht glauben.
ISt das ein Vorschlag? - Trifft jedenfalls nicht die PRaxis. - Wie kommst Du auf so was?

sven23 hat geschrieben:Deshalb ist in der historischen Jesusforschung nur die HKM zu gebrauchen.
Solange sie sich diszipliniert auf Sacharbeti beschränkt, stimmt das. - Aber das scheint gar nicht so einfach zu sein - ich erinnere daran, dass Du kürzlich 5 INTERPRETATIVE Aussagen als SACH-Aussagen verstanden hast. - Da scheint also einiges im Argen zu sein.

sven23 hat geschrieben:Und wieder verwechselst du Wissenschaft mit Glaubensdogmatik.
Nein - s.o.

sven23 hat geschrieben:Und diese Einstellung hat die Unheilsgeschichte des Christentums mit verursacht.
So ist es - das kommt davon, wenn man Erkenntnis erzwingen will. - ODer wie der Amerikaner sagt: " Man kann nicht Jungfräulichkeit durch Vögeln erreichen". :lol:

sven23 hat geschrieben:Nö, sie muß nichts setzen und tut es auch nicht.
Du meinst das wirklich - und da liegt das Problem. - Denn aus dieser Weichenstellung leiten sich Schlussfolgerungen ab, die immer mehr in die Irre führen.

sven23 hat geschrieben:Da läßt dich dein Kurzzeitgedächtnis mal wieder im Stich. Berger und Ratzinger sind die besten Beispiele.
DAs sehe ich durchaus auch kritisch - nur: Das hat (bei Dir: traditionell :lol:) nichts mit dem zu tun, was ich gesagt habe.

sven23 hat geschrieben: War das alles an Literaturempfehlungen zur historischen Jesusforschung?
Das war KEINE Empfehlung zur historischen Jesusforschung, sondern zur Einordnung der Disziplin "HKM" - ich hätte noch Popper nennen sollen. Er macht ziemlich klar, was Kritischer Rationalismus ist - nämlich eine METHODIK - bzw. EINE Methodik.

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sven23
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#1485 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » So 11. Dez 2016, 15:16

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ja klar, die Ökumene zwischen Judentum und Islam ist besonders erfolgreich.
Ist es nicht - um so wichtiger sind Anstrengungen dahin.
Dann streng dich mal an. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Indem ich historische Zitate bringe?
Das waren nicht "DIE" Juden, die das gesagt haben, sondern halt EIN Rabbi. - Ist Trump "DIE" Amerikaner?
Habe ich nicht behauptet. Diese Ansichten stehen sicher für gut 20% des Judentums, das als orthodox gilt, und sicher auch für einen Teil des traditionellen Judentums. Säkulares Judentum lassen wir mal außer Acht.
Bestenfalls findet man solche Betrachtungen zu Jesus:

"Die Kreuzigung Jesu, wie sie in den kanonisierten Evangelien berichtet wird, ist leider der zentrale Hintergrund für den christlichen Antijudaismus. Die systematische Verteufelung des Judentums durch den christlich motivierten Antijudaismus ist schließlich die Wurzel des modernen Antisemitismus. Auch wenn engagierte christliche Theologen immer wieder betonen, dass der Prozess ein römisches Gerichtsverfahren und die Kreuzigung eine römische Todesstrafe war, so hält sich das Bild der „jüdischen Gottesmörder" bis in die Gegenwart."
Quelle: Jesus-Betrachtungen aus jüdischer Sicht.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Dann wäre er ja mitschuldig.
Das hätte jetzt wieder was mit theologischen Grundlagen zu tun - eigener Thread.
Ja, mach mal einen eigenen Thread, falls dich das Thema interessiert.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Also doch, ohne TÜV Stempel kannst du nicht glauben.
ISt das ein Vorschlag? - Trifft jedenfalls nicht die PRaxis. - Wie kommst Du auf so was?
Weil du gebetsmühlenartig auf dem wissenschaftlichen TÜV-Siegel bestehst, das aber in der historischen Jesusforschung nichts bringt. Das sollte inzwischen auch der Letzte verstanden haben. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Deshalb ist in der historischen Jesusforschung nur die HKM zu gebrauchen.
Solange sie sich diszipliniert auf Sacharbeti beschränkt, stimmt das. - Aber das scheint gar nicht so einfach zu sein - ich erinnere daran, dass Du kürzlich 5 INTERPRETATIVE Aussagen als SACH-Aussagen verstanden hast. - Da scheint also einiges im Argen zu sein.
Das liegt überhaupt nichts im Argen. Sachergebnisse sind nun mal Sachergebnisse. Hier ein paar Beispiele:

"In den Evangelien wird immer wieder berichtet, dass Jesus in Synagogen gepredigt oder geheilt habe. Dieses Bild seiner Wirksamkeit ist wohl unhistorisch, denn archäologisch und inschriftlich sind für die Zeit Jesu in Galiläa so gut wie keine Synagogen nachweisbar. Die Evangelisten haben hier die Verhältnisse ihrer Gegenwart in die Zeit Jesu zurückprojiziert. Jesus dürfte vor allem in Privathäusern und im Freien gewirkt haben.
...
Unklar ist, aufgrund welchen nach jüdischem Recht strafbaren Tatbestandes das Synedrium Anklage gegen Jesus erhoben hat. Möglicherweise hat man ihn als falschen Propheten angesehen (vgl. Dtn 13,1-6; 18,9-22). Vieles deutet aber darauf hin, dass es gar kein formelles Verfahren gegen Jesus vor dem Synedrium gegeben hat, da das in Mk 14,53-65 geschilderte Verhör allen jüdischen Prozessprinzipien widerspricht. Das Motiv des Vorgehens der jüdischen Autoritäten gegen Jesus ist dagegen relativ eindeutig zu erkennen. Er rüttelte mit seiner Verkündigung, vor allem mit der Kritik am Tempel, an den Privilegien der Lokalaristokratie. Sie konnte sich bei dem Bemühen, diesen lästigen galiläischen Wanderprediger loszuwerden, vermutlich der Sympathie großer Teile der Jerusalemer Bevölkerung sicher sein, da deren Existenz häufig vom Tempel abhing.
...
Die synoptische Tradition ist sich darin einig, dass im Zentrum der Verkündigung Jesu die "Königsherrschaft Gottes" (βασιλεὶα τοῦ θεοῦ/ basileia tou theou) stand (vgl. auch Joh 3,3.5). Er knüpfte dabei an die in der frühjüdischen Tradition verbreitete Vorstellung an, dass Gott gegenwärtig verborgen als König über die Welt herrscht und diese Herrschaft dereinst am Ende der Zeit offenbar werden wird. Im Gegensatz zur Tradition sah Jesus aber bereits seine Gegenwart durch die in seiner Wirksamkeit hereinbrechende Gottesherrschaft geprägt (Lk 11,20; vgl. 10,18). Die entscheidende Heilswende vollzieht sich bereits. Die endgültige Vollendung der Königsherrschaft Gottes steht mit Gewissheit unmittelbar bevor (vgl. Mk 1,15f.; Mt 5,3f.par). "

Quelle: Bibelwissenschaft

Verstehst du jetzt, warum Theißen sagt:
„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und diese Einstellung hat die Unheilsgeschichte des Christentums mit verursacht.
So ist es - das kommt davon, wenn man Erkenntnis erzwingen will. - ODer wie der Amerikaner sagt: " Man kann nicht Jungfräulichkeit durch Vögeln erreichen". :lol:
Dazu braucht es katholische Theologen, die ein gerissenes Jungfernhäutchen wieder heile exegesieren können. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nö, sie muß nichts setzen und tut es auch nicht.
Du meinst das wirklich - und da liegt das Problem. - Denn aus dieser Weichenstellung leiten sich Schlussfolgerungen ab, die immer mehr in die Irre führen.
Der methodische Atheismus geht davon aus, dass es in der Geschichte kein übernatürliches Eingreifen durch Götter gibt oder gegeben hat. Meinst du das? Ein Gerd Theißen ist sicher kein Atheist.
Selbst ein Dogmatiker wie Trillhaas komm zu folgenden Ergebnissen, die sich übrigens mit der neutestamentlichen Forschung decken.

„Der sog. historische Jesus und der Christus, an den die Gemeinde glaubt, sind nicht
identisch. Ob Jesus sich selbst verkündigt hat, ist zum mindesten sehr fraglich. Die
christologischen Würdenamen sind ihm von der Gemeinde beigelegt worden. Jesus ist im
Wesentlichen eschatologischer Prophet gewesen. Jesu Wirken ist mit seinem Tode zu Ende.
Hat Jesus die nahe Parusie verkündigt und sie zur Basis seiner Forderung nach Umkehr und
seiner rigorosen Ethik gemacht, so gilt, dass diese Voraussetzung nicht eingetreten ist, dass
er also gescheitert ist. In der Geschichte dieses historischen Jesus kommt Ostern nicht
vor.”


"Der Theologieprofessor Werner Stenger nimmt Nietzsches Philippika als Ansporn für die bei ihm Studierenden, indem er warnend den Finger hebt, Nietzsche habe aufgedeckt, dass "Theologen in der Gefahr stehen, für ihre Auslegung der Bibel solche Privilegien zu beanspruchen"(6) und er meint mit Privilegien den Fehler, den mancher Theologe macht, wenn er "als Glaubender den Büchern der Bibel eine größere Autorität über sich einräumt als anderen Büchern" und dann versucht ist, "die biblischen Texte bei der Auslegung methodisch grundsätzlich anders zu behandeln als andere schriftliche Dokumente aus Vergangenheit und Gegenwart.""
Norbert Rodenbach

Fazit: es kann für biblische Texte keine Sonderbehandlung geben.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Da läßt dich dein Kurzzeitgedächtnis mal wieder im Stich. Berger und Ratzinger sind die besten Beispiele.
DAs sehe ich durchaus auch kritisch - nur: Das hat (bei Dir: traditionell :lol:) nichts mit dem zu tun, was ich gesagt habe.
Eigentlich schon, denn die beiden Herrschaften sind ziemlich beleidigt, wenn man ihnen die Ergebnisse der neutestamentlichen Forschung unter die Nase hält. "Ich bin hier der Exeget" kann daran nichts ändern, auch wenn Berger der Kamm schwillt. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: War das alles an Literaturempfehlungen zur historischen Jesusforschung?
Das war KEINE Empfehlung zur historischen Jesusforschung, sondern zur Einordnung der Disziplin "HKM" - ich hätte noch Popper nennen sollen. Er macht ziemlich klar, was Kritischer Rationalismus ist - nämlich eine METHODIK - bzw. EINE Methodik.
Das versuchen wir dir doch die ganze Zeit zu vermitteln. Die historisch-kritische Methode ist ein Werkzeug, kein setzungsabhängiges Glaubensdogma.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Münek
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#1486 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » So 11. Dez 2016, 16:16

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das war KEINE Empfehlung zur historischen Jesusforschung, sondern zur Einordnung der Disziplin "HKM" - ich hätte noch Popper nennen sollen. Er macht ziemlich klar, was Kritischer Rationalismus ist - nämlich eine METHODIK - bzw. EINE Methodik.
Das versuchen wir dir doch die ganze Zeit zu vermitteln. Die historisch-kritische Methode ist ein Werkzeug, kein setzungsabhängiges Glaubensdogma.
Es ist mir ein Rätsel, dass ein so intelligenter Mensch wie unser lieber Kurt sowas Simples nicht geschnallt kriegt.

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#1487 Re: Theodizee

Beitrag von closs » So 11. Dez 2016, 16:54

sven23 hat geschrieben: Die entscheidende Heilswende vollzieht sich bereits. Die endgültige Vollendung der Königsherrschaft Gottes steht mit Gewissheit unmittelbar bevor (vgl. Mk 1,15f.; Mt 5,3f.par). "Quelle: Bibelwissenschaft
Das würde Ratzinger unterschreiben. - Soweit ich sehen kann, sind die bisher zitierten Beispiele Sach-Beispiele.

sven23 hat geschrieben:„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Das ist nur dann eine Sach-Aussagen, wenn man es einfach so stehen lässt. - Interpretiert man nämlich, dass damit die Wiederkunft Jesu im apokalyptischen Sinne gemeint ist, kann man voll daneben liegen . das ist dann KEIN Sachergebnis mehr.

sven23 hat geschrieben:Die synoptische Tradition ist sich darin einig, dass im Zentrum der Verkündigung Jesu die "Königsherrschaft Gottes" (βασιλεὶα τοῦ θεοῦ/ basileia tou theou) stand (vgl. auch Joh 3,3.5). Er knüpfte dabei an die in der frühjüdischen Tradition verbreitete Vorstellung an, dass Gott gegenwärtig verborgen als König über die Welt herrscht und diese Herrschaft dereinst am Ende der Zeit offenbar werden wird. Im Gegensatz zur Tradition sah Jesus aber bereits seine Gegenwart durch die in seiner Wirksamkeit hereinbrechende Gottesherrschaft geprägt (Lk 11,20; vgl. 10,18). Die entscheidende Heilswende vollzieht sich bereits. Die endgültige Vollendung der Königsherrschaft Gottes steht mit Gewissheit unmittelbar bevor (vgl. Mk 1,15f.; Mt 5,3f.par). "
Das ist korrekt - aber es wäre (falsch) interpretiert, würde man daraus eine apokalyptische Wiederkunft interpretieren.

All diese Dinge sind der Theologie auch ohne HKM bekannt - das Problem liegt in der verweltlichten Interpretation aus säkular-historisch-kritischer Sicht. - Warum hält die HKM einfach die Klappe und belässt es bei Sachaussagen OHNE Interpretationen?

Münek hat geschrieben:Es ist mir ein Rätsel, dass ein so intelligenter Mensch wie unser lieber Kurt sowas Simples nicht geschnallt kriegt.
Ihr denkt zu kurz. - Ihr meint, dass die Ergebnisoffenheit auf operativer Ebene Setzungen auf methodischer Ebene vergessen machen kann. - Das ist ein krasser Denkfehler.

Darüber könnte man hinwegsehen, wenn sich nicht daraus ein ganzes Gebäude an Fehlschlüssen entwickeln würde - u.s.: HKM sei wissenschaftlich und alles andere nicht. - Es ist eine Katastrophe, ein Abgrund an Selbsttäuschung.

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#1488 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » So 11. Dez 2016, 17:04

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Die entscheidende Heilswende vollzieht sich bereits. Die endgültige Vollendung der Königsherrschaft Gottes steht mit Gewissheit unmittelbar bevor (vgl. Mk 1,15f.; Mt 5,3f.par). "Quelle: Bibelwissenschaft
Das würde Ratzinger unterschreiben. - Soweit ich sehen kann, sind die bisher zitierten Beispiele Sach-Beispiele.
Das ist die Naherwartung. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Das ist nur dann eine Sach-Aussagen, wenn man es einfach so stehen lässt. - Interpretiert man nämlich, dass damit die Wiederkunft Jesu im apokalyptischen Sinne gemeint ist, kann man voll daneben liegen . das ist dann KEIN Sachergebnis mehr.
Jesus hatte doch keine Naherwartung auf sich selbst. :roll:
Er glaubte an das nahe Gottesreich (Königsherrschaft nach jüdischer Tradtion). Aber nicht in einer fernen Zukunft, sondern als unmittelbar bevorstehendes Ereignis. Die Umdeutung der Naherwartung auf Jesus hin erfolgte später. Der Verkünder wurde zum Verkündeten.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die synoptische Tradition ist sich darin einig, dass im Zentrum der Verkündigung Jesu die "Königsherrschaft Gottes" (βασιλεὶα τοῦ θεοῦ/ basileia tou theou) stand (vgl. auch Joh 3,3.5). Er knüpfte dabei an die in der frühjüdischen Tradition verbreitete Vorstellung an, dass Gott gegenwärtig verborgen als König über die Welt herrscht und diese Herrschaft dereinst am Ende der Zeit offenbar werden wird. Im Gegensatz zur Tradition sah Jesus aber bereits seine Gegenwart durch die in seiner Wirksamkeit hereinbrechende Gottesherrschaft geprägt (Lk 11,20; vgl. 10,18). Die entscheidende Heilswende vollzieht sich bereits. Die endgültige Vollendung der Königsherrschaft Gottes steht mit Gewissheit unmittelbar bevor (vgl. Mk 1,15f.; Mt 5,3f.par). "
Das ist korrekt - aber es wäre (falsch) interpretiert, würde man daraus eine apokalyptische Wiederkunft interpretieren.
Die Umdeutung auf Jesus ist spätere "Rezeption". siehe oben

closs hat geschrieben: All diese Dinge sind der Theologie auch ohne HKM bekannt - das Problem liegt in der verweltlichten Interpretation aus säkular-historisch-kritischer Sicht. - Warum hält die HKM einfach die Klappe und belässt es bei Sachaussagen OHNE Interpretationen?
Von wem sollte sich die Forschung einen Maulkorb verpassen lassen und warum? :roll:


closs hat geschrieben: Darüber könnte man hinwegsehen, wenn sich nicht daraus ein ganzes Gebäude an Fehlschlüssen entwickeln würde - u.s.: HKM sei wissenschaftlich und alles andere nicht. - Es ist eine Katastrophe, ein Abgrund an Selbsttäuschung.
Selbstverständlich, die ganze neutestamentliche Forschung beruht hauptsächlich auf Selbsttäuschung. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1489 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » So 11. Dez 2016, 17:26

fin hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und als Gottessohn hätte er das Unheil voraussehen müssen. Hat er aber nicht.

Doch - er hat das "Unheil" vorausgesehen!
Das NT ist allerdings kein Wahrsagebuch, wo alle zukünftigen Handlungsstränge minutiös nachzulesen wären ... :roll:
Also nichts konkretes, eher was auf Nostradamus-Niveau.

fin hat geschrieben: Punkte (1-4) benötigen dagegen mehr Sorgfalt und Differenzierung in der Besprechung!
Dann leg mal los.
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#1490 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » So 11. Dez 2016, 17:53

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es ist mir ein Rätsel, dass ein so intelligenter Mensch wie unser lieber Kurt sowas Simples nicht geschnallt kriegt.
Ihr denkt zu kurz.
Das kann nur jemand behaupten, der ideologische Scheuklappen trägt und sich scheut, seine realitätsverzerrende Glaubensbrille abzusetzen, um mal einen klaren Blick auf die Wirklichkeiten dieser Welt zu riskieren.

closs hat geschrieben:Ihr meint, dass die Ergebnisoffenheit auf operativer Ebene Setzungen auf methodischer Ebene vergessen machen kann. - Das ist ein krasser Denkfehler.
Wer auf Setzungen angewiesen ist, hat diese anscheinend bitter nötig. Da beginnt der Selbstbetrug, der durch die sich anschließende Hermeneutik noch vertieft wird. Wissenschaft hat das nicht nötig, weil sie ihre möglichen Ergebnisse nicht vorher schon festlegt.

closs hat geschrieben:Darüber könnte man hinwegsehen, wenn sich nicht daraus ein ganzes Gebäude an Fehlschlüssen entwickeln würde - u.s.: HKM sei wissenschaftlich und alles andere nicht. - Es ist eine Katastrophe, ein Abgrund an Selbsttäuschung.
So kann man die Wahrheit in ihr Gegenteil verkehren. Wer postuliert, im Besitz ewiggültiger Wahrheiten zu sein, begibt sich außerhalb
der Wissenschaft. Wissenschaft und der Glaube an die Existenz transzendenter, mit bestimmten Attributen ausgestatteter Wesenheiten schließen sich nun mal aus.

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