Neuzeitliche Exegese der Bibel

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Andreas
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#431 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Andreas » So 4. Jan 2015, 23:06

Als Christ ist man ja immer ein Sünder und entwickelt eine gewisse Routine im Sünden bekennen. Also ich hab auch meine teuflischen Seiten :devil: die Tendenz geht aber Richtung :engel:

Salome23
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#432 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Salome23 » So 4. Jan 2015, 23:08

Andreas hat geschrieben:Als Christ ist man ja immer ein Sünder und entwickelt eine gewisse Routine im Sünden bekennen. Also ich hab auch meine teuflischen Seiten :devil: die Tendenz geht aber Richtung :engel:
Also du bist es-der gemeint ist? :shock:

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Münek
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#433 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Münek » So 4. Jan 2015, 23:45

Salome23 hat geschrieben:Mich würde mal interessieren, wie reagiert wird, wenn ich sage:

Einer von euch hier im Forum ist ein Teufel

De "Gehörnte" fristet sein Dasein doch nur noch im Kasperle-Theater.

:devil: :devil: :devil:
Zuletzt geändert von Münek am So 4. Jan 2015, 23:52, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#434 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von closs » So 4. Jan 2015, 23:45

Salome23 hat geschrieben:Also du bist es-der gemeint ist? :shock:
Er nimmt das Kreuz auf sich. :angel: :silent:

Salome23
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#435 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Salome23 » So 4. Jan 2015, 23:51

Cool-dass darauf reagiert wird...

Die Jünger taten es scheinbar nicht, warum?


Johannes 6
62 Wenn ihr nun den Sohn des Menschen dahin auffahren seht, wo er vorher war?
63 Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben;
64 aber es sind einige unter euch, die nicht glauben. Denn Jesus wusste von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer es war, der ihn überliefern würde.
65 Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt, dass niemand zu mir kommen kann, es sei ihm denn von dem Vater gegeben.
66 Von da an gingen viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm.
67 Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr etwa auch weggehen?
68 Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens;
69 und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.
70 Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch, die Zwölf, erwählt? Und von euch ist einer ein Teufel.

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Münek
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#436 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Münek » So 4. Jan 2015, 23:55

Salome23 hat geschrieben:Cool-dass darauf reagiert wird...

Die Jünger taten es scheinbar nicht, warum?

Weil sie kein Internet kannten.

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Halman
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#437 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Halman » Mo 5. Jan 2015, 02:51

:wave:

Leider hatte ich in den Wochen, in denen die Feiertage so wunderbar vielen, aus familiären Gründen (familäre Gemeinschaft bot sich da einfach an) leider nur wenig Zeit für das Forum, so dass ich meistens nur still mitlesen konnte. Wie ich mit Freude feststelle, entwickelt sich diese lebendige Diskussion dynamisch weiter und bei all der schönen Produktivität komme ich gar nicht mehr hinterher.
Natürlich ist es klar, dass gerade bei diesem Unterthema zur Exegese die Meinungen sehr verschieden sind, je nach zugrundeliegender Bibelhermeneutik, welche ja jeder Exegese voran geht. Daher habe ich einfach mal in Wikipedia zu diesem kontroversen Thema nachgeschlagen; im Artikel über die Naherwartung habe ich hierzu einige interessante Anmerkungen gefunden. Im Abschnitt über die Naherwartung in den Evangelien wird festgestellt:
In den synoptischen Evangelien sind drei verschiedene Aussagen-Reihen in Bezug auf das Kommen des Reiches Gottes zu finden: Erstens Hinweise auf eine rasche Wiederkehr Jesu, zweitens Hinweise auf ein Verzögern dieser Wiederkehr,
Ferner wird unter diesem Abschnitt im 4. Abs. angeführt, dass einige jesuanische Gleichnisse und der Auftrag zur weltweiten Verkündigung des Evangeliums auf einen längeren Zeitraum hinweisen.

Besonders interessant fand ich die Erklärung unter dem Abschnitt über Andere Texte des Neuen Test:
Für bald finden wir den griechischen Ausdruck en táchei, wiederzugeben durch schnell, eilends oder mit großer Geschwindigkeit. Davon leitet sich unser Fremdwort Tachometer (Geschwindigkeitsmesser) ab. Dieses Wort steckt auch in Jesu Ankündigung "Ich komme bald" (Offenbarung 3,11; 22,7.12.20), griechisch tachy. Das sagt nicht unbedingt, dass der Zeitraum bis zum Kommen Jesu kurz ist, sondern vor allem, dass sein Kommen blitzartig und überraschend sein wird.
Dies deckt sich auch mit dem Gesamtkontext jesuanischer Prophezeiungen. Es geht nicht um eine bestimmbare Zeit (bspw. zu meinen Lebzeiten), sondern um die Unbestimmbarkeit von Jesu plötzlichem Kommen wir ein "Dieb in der Nacht".

Manche erwarten eine sichtbare Ankunft („Advent“) Jesu. Der Begriff Advent leitet sich vom lateinischen adventus ab, was „Kommen“ oder „Ankunft“ bedeutet. Dies ist allerdings eine irreführende Übersetzung des griechischen Wortes παρουσία (parousía), welches „Gegenwart“ oder „Anwesenheit“ bedeutet. Ferner entnehme ich dem prophetischen Worten des NT, dass Jesu Parousía unsichtbar sein würde, da die Mehrheit laut Jesu Worten (wie in den Tagen Noahs) davon keine Kenntnis nehmen würden - gewissermaßen verhüllt in einer Wolke (so war ja auch die Himmelfahrt).

In der Verklärung/Umwandlung gewährte Jesus drei seiner Jünger eine visionäre Vorschau seiner himmlischen Herrlichkeit in seinem [König]Reich. Dieser Verklärung ging gem. Luk 9:27 folgendes Versprechen voraus:
27 Ich sage euch aber in Wahrheit: Es sind einige unter denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie das Reich Gottes gesehen haben.
28 Es geschah aber etwa acht Tage nach diesen Worten, dass er Petrus und Johannes und Jakobus mitnahm und auf den Berg stieg, um zu beten.
Und dort sahen sie das Reich Gottes. Der lukanische Hinweis "nach diesen Worten" stellt m. E. einen innertextlichen Zusammenhang zwischen Jesu Versprechen und der Verklärung auf dem Berg her.

Markus stellt diese Verbindung (analog zu Matthäus) einfach mit dem Wort "Und"* her, womit Jesu Ankündigung mit der Umwandlungsszene auf dem Berg verknüpft wurde.
Zitat aus Mk 9,1-2:
1 Und er sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es sind einige von denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie das Reich Gottes in Kraft haben kommen sehen.
2 Und nach sechs Tagen nimmt Jesus Petrus und Jakobus und Johannes mit und führt sie für sich allein auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen umgestaltet;

*Im griechischen Grundtext steht das griechische Bindewort Καὶ (kai):
Zitat aus Mk 9:
1 Καὶ ἔλεγεν αὐτοῖς, Ἀμὴν λέγω ὑμῖν ὅτι εἰσίν τινες ὧδε τῶν ἑστηκότων οἵτινες οὐ μὴ γεύσωνται θανάτου ἕως ἂν ἴδωσιν τὴν βασιλείαν τοῦ θεοῦ ἐληλυθυῖαν ἐν δυνάμει.2 Καὶ μετὰ ἡμέρας ἓξ παραλαμβάνει ὁ Ἰησοῦς τὸν Πέτρον καὶ τὸν Ἰάκωβον καὶ τὸν Ἰωάννην, καὶ ἀναφέρει αὐτοὺς εἰς ὄρος ὑψηλὸν κατ’ ἰδίαν μόνους. καὶ μετεμορφώθη ἔμπροσθεν αὐτῶν,
Analog zu Matthäus verstreichen laut Makus nur ἓξ (hex, sechs) Tage, doch laut Lukas sind es etwa οκτω (acht) Tage.
Zitat aus Luk 9,28:
28 εγενετο δε μετα τους λογους τουτους ωσει ημεραι οκτω και παραλαβων τον πετρον και ιωαννην και ιακωβον ανεβη εις το ορος προσευξασθαι
Woher dieser kleine Diskrepanz herrührt, vermag ich nicht festzutellen.
Nach jüdischer Zählung wurden auch angebrochene Tage mitgezählt. Vielleicht brach ein weiterer Tag an, als Jesus mit Petrus, Jakobus und Johannes auf dem Berg stieg, so dass es an die sieben Tage waren.
Lukas stellte laut seiner Einleitung eigene Recherchen an und legte sich durch das Wort ωσει (hósei, etwa) nicht genau auf einen Tag fest.

Abschließend stelle ich fest, dass sich alle drei Synoptiker darin einig sind, dass Jesu Versprechen in dieser Begebenheit innertextlich mit der Verkärung Jesu verknüpft ist.
Ich denke, dass dieser Sachverhalt den Theologien auch bekannt ist. Dieser innertextliche Zusammenhang wird wohl nicht geleugnet. Der Neutestamentler Prof. Dr. Klaus Berger drückte sich diesbezüglich so aus, dass gem. der Exegese die Verklärung als fehlplazierter Osterbericht eingestuft wird, also als eine nachträgliche Umdeutung der Synoptiker. Dies ist eine Theorie, welche nicht die innertextliche Aussage infrage stellt, sondern die Historität der geschilderten Begebenheit - eine Theorie, welcher Berger ausdrücklich widerspricht.

Von Sven kam die berechtigte Frage auf, warum Jesus etwas ankündigt, was sich innerhalb einer Woche erfüllt. Leider enthüllen die Evangelien dies nicht, ebensowenig die Petrusbriefe, so dass ich hier eine Antwort schuldig bleiben muss. Doch für mich ist der innertextliche Zusammenhang klar.
Da Jesus und sein VATER auf diese Weise das Versprechen erfüllten, damit einige seiner Jünger noch zu ihren Lebzeiten das Reich Gottes schauen könnten, folgere ich, dass sie es ohne dieses Wunder nicht gesehen hätten, bis sie gestorben wären. Zu ihren Lebzeiten sollte sich also Jesu Parousía nicht erfüllen.

Jesu Verklärung/Umwandlung fand wahrscheinlich im Herbst des Jahres 32* auf dem Berg Hermon statt, kurz vor dem Sukkot (Laubhüttenfest). Kurz zuvor hatte Petrus erkannt, dass Jesus der Christus ist und Jesus hatte erstmals sein Leiden angekündigt. Dem Kontext entnehme ich, dass Jesus mit seinen Jüngern von den Dörfern in den Gegenden von Cäsarea Philippi zum Berg ging, der ihn vermutlich für seine Umwandung ideal erschien, um dort mit drei seiner Jünger zu beten.
Zudem war Jesu Zeitrahmen begrenzt (etwa ein halbes Jahr vor seinem Tod).
(s. Israel-Karte)

*Ich orientiere mich an die lukanische zeitliche Einordung.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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sven23
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#438 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von sven23 » Mo 5. Jan 2015, 12:05

Halman hat geschrieben: Von Sven kam die berechtigte Frage auf, warum Jesus etwas ankündigt, was sich innerhalb einer Woche erfüllt. Leider enthüllen die Evangelien dies nicht, ebensowenig die Petrusbriefe, so dass ich hier eine Antwort schuldig bleiben muss.

Ist mir lieber, als wenn jemand irgendwelche Begründungen an den Haaren herbeizieht. :thumbup:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Andreas
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#439 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Andreas » Mo 5. Jan 2015, 13:30

Jedenfalls ist jetzt klar, dass Jesus das Sehen des Reichs Gottes angekündigt hat und dass es auch nach ein paar Tagen von Petrus, Jakobus und Johannes gesehen worden ist. Das Reich Gottes ist da.

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Halman
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#440 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Halman » Mo 5. Jan 2015, 16:13

Bereits zu Beginn seiner Missionstätigkeit predigte Jesus, indem er sagte:
Zitat aus Mk 1,14-15:
Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe gekommen.
Inwiefern war "das Reich Gottes ist nahe gekommen"? Um diesen Gedanken besser zu verstehen, lass uns bitte anschauen, was Jesus gem. Luk 17,20-21 zu den Pharisäern sagte.
20 Und als er von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte; 21 auch wird man nicht sagen: Siehe hier! Oder: Siehe dort! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter² euch.
Zunächst stellt Jesus klar, dass man das Reich Gottes nicht hier oder dort sehen könnte. Doch darüber hinaus verkündete er ihnen, dass das [König-]Reich mitten unter ihnen war.
Die daraus abgeleitete vertraute Formel regnum Dei intra vos est ("das Reich Gottes ist inwendig in euch") haben wir der lateinischen Vulgáta von Hieronymus zu verdanken. Doch brachte Jesus wirklich zum Ausdruck, dass das Reich Gottes inwendig in den Pharisäern war? Unglaubhaft.
Hier bewahrheitet sich abermals Luthers berühmter Ausspruch:
Zitat von Martin Luther:
„... Die Ebräer trinken aus der Bornquelle; die Griechen aber aus den Wässerlin, die aus der Quelle fließen; die Lateinischen aber aus der Pfützen.“
Das mit [König-)Reich übersetze griechische Wort im Grundtext lautet Βασιλεία (Basiléia) und kann lt. Martin C. R. Krüger auch mit Königswürde übersetzt werden (s. Prüft Alles, Das Gute Haltet Fest! 1 Thes 5,21).

Gemäß der Bibel fuhr Jesus im Jahre 33 in den Himmel und setzte sich zur Rechten seines VATERS als König der Könige und Hohepriester - abwartend, bis alle seine Feinde (darunter der Tod) besiegt werden. Aus theologisher Sicht befinden wir uns in dieser Zeit.
Tatsächlich begann Jesus schon im Jahre 33 n. Chr. als König über seine "Schafe" zu herrschen, denn zu Pfingsten 33 n. Chr. war es für Petrus eine Realität, dass Jesus zur Rechten Gottes erhört wurde und von dort aus den Heiligen Geist seines VATERS auf seine Jünger ausgoss:
Zitat aus Petri Pfingspredigt (Apg 2:33):
33 Nachdem er nun zur Rechten Gottes erhöht worden ist und den verheissenen heiligen Geist vom Vater in Empfang genommen hat, hat er das ausgegossen, was ihr da seht und hört.
Damit waren die etwa 120 Jünger im Obersaal in Jerusalem die Ersten, welche von Jesus mit Heiigen Geist gesalbt wurden und zwar für ein königliches Priestertum; damit waren sie nun Glieder im Israel Gottes und wurden "in das Reich des Sohnes seiner Liebe" versetzt, dessen König Jesus Christus war.
Zitat aus Kol 1.13:
13 er hat uns gerettet aus der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe.

²Βασιλεία (Basiléia, Königreich/Königswürde)
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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