Die Briefe des NT

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Halman
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#1 Die Briefe des NT

Beitrag von Halman » Fr 7. Okt 2016, 13:35

Das christlich-griechischen Schriften des Neuen Testaments umfassen 27 Bücher, davon sind 21 "Briefe", von denen vier an Einzelpersonen gerichtet sind, neben Philemon die drei Pastoralbriefe. Aufgrund ihrer großen Bedeutsamkeit für das Christentum möchte ich diese Briefe hier etwas genauer beleuchten.

Die Korinther- und Thessalonicherbriefe sind an die urchristlichen Gemeinden in Korinth und Thessalonich gerichtet. Ebenso das Lob- und Dankschreiben an die Philippi, in der sich die erste urchristliche Gemeinde in Europa befand und der Römerbrief, in der Paulus um die Einheit der Gemeinde in Rom besorgt war. In ihr befanden sich Judenchristen aus Palästina und der Diaspora, Proselyten sowie Griechen, Römer, Orientale und sogar Angehörige westlicher Fremdvölker.

Einige Briefe waren Rundschreiben. So ist der Galaterbrief an mehrere Gemeinden in Galatien gerichtet, indem die paulinische Rechtfertigungslehre, ähnlich wie im Römerbrief, eine zentrale Rolle einnimmt. Möglicherweise war auch der Epheserbrief ein Rundschreiben, denn die Wendung "die in Ephesus sind" fehlt in einigen alten Handschriften.

Der Hebräerbrief richtet sich vermutlich an einen judenchristlichen Adressatenkreis. Darin werden die beiden Testamente einander gegenübergestellt - eine tiefgehende theologische Betrachtung vom allgemeinen Interesse für Christen.

Die petrinischen - und johanneischen Briefe, sowie die Schreiben von Jakobus und Judas, sind allgemeine sog. "katholische" Briefe, die an alle Urchristen gerichtet waren.


Den persönlichsten Charakter weist der Philemonbrief auf. Dieser Brief war nicht nur an Philemon gerichtet, sondern "an die geliebte Appia, und Archippus, unseren Mitstreiter, und an die Gemeinde in deinem Haus".


Ich denke, es wäre hilfreich, wenn wir in diesem Thread etwas über Hintergründe herausarbeiten. Als Beispiel greife ich den Epheserbrief heraus und zitiere hier aus einer besonders informativen Fussnote der Neuen evangelistischen Übersetzung:
Zitat aus der Fussnote zu Eph 1:1 - NeÜ:
Es kam anders, als Paulus in seinem Brief an Titus vermutete (Titus 3,12). Mitten im Winter segelte das Gefangenenschiff von Melite, dem südlichen Rumpf der westgriechischen Insel Kephallenia, in Richtung Italien ab. Paulus durfte seine Freunde mitnehmen, musste aber einen von ihnen, Trophimus, wegen einer schweren Erkrankung auf der Insel zurücklassen. Er konnte gerade noch eine Nachricht an Timotheus weitergeben, möglichst umgehend zu ihm nach Rom zu kommen. In Rom durfte Paulus dann mit dem Soldaten, der ihn bewachte, in eine eigene Wohnung ziehen und dort die gute Botschaft von Jesus Christus zwei Jahre lang ungehindert lehren. In dieser Zeit, also um das Jahr 60 n.Chr., ist der Epheserbrief wahrscheinlich als erster der "Gefangenenbriefe" entstanden, denn Paulus schrieb ihn allein. Er richtete ihn als Rundbrief an die von Ephesus aus entstandenen Gemeinden in der Provinz Asia. Tychikus (6,21) würde den Brief auf seiner Reise nach Kolossä (Kolosser 4,7-8) überbringen. Im ersten Teil des Briefes (Kapitel 1-3) beschreibt Paulus die Herrlichkeit der Erlösung, die die Christen durch Jesus Christus erhalten haben, und im zweiten Teil (Kapitel 4-6) die Praxis der Erlösung, das Verhalten, das sich für die Christen aus der Erlösung ergibt.
Der blau markierte Teil vermittelt paulinische Theologie, die für Christen vom allgemeinen Interesse ist. Dies ist typisch für die paulinischen Briefe.

Pauli Antwortschreiben an die Urchristen in Kolossä sollte an die Gemeinde in Laodicea weitergeleitet werden. Aus Kol 4:16 geht hervor, dass die Gemeinden in Kolossä und Laodicea die paulinischen Briefe tauschen sollten:
... wenn der Brief bei euch gelesen ist, so sorgt dafür, daß er auch in der Gemeinde der Laodizeer gelesen wird, und daß ihr auch den aus Laodizea lest.
Leider ist der Brief an die Laodicea verloren gegangen.

Damit es nicht ganz so trocken theoretisch bleibt, verlinke ich ein Bild von wichtigen Handschriften zu den biblischen Briefen des Neuen Testaments, damit wir eine optische Vorstellung davon bekommen, wie die Urtexte der Briefe ausgesehen haben dürften.
Bild
Das Bild ist der Bibelausstellung entnommen.

Die Entstehung des Neuen Testaments ist eine spannende Geschichte
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Ska'ara
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#2 Re: Die Briefe des NT

Beitrag von Ska'ara » Fr 7. Okt 2016, 16:23

Halman hat geschrieben: Pauli Antwortschreiben an die Urchristen in Kolossä sollte an die Gemeinde in Laodicea weitergeleitet werden. Aus Kol 4:16 geht hervor, dass die Gemeinden in Kolossä und Laodicea die paulinischen Briefe tauschen sollten:
... wenn der Brief bei euch gelesen ist, so sorgt dafür, daß er auch in der Gemeinde der Laodizeer gelesen wird, und daß ihr auch den aus Laodizea lest.
Leider ist der Brief an die Laodicea verloren gegangen.
Sehr interessant. Aber wenn der Brief, der direkt an die Laodicea ging, verloren ging, fehlt ja ein Teil der Bibel. :?:

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#3 Re: Die Briefe des NT

Beitrag von Rembremerding » Fr 7. Okt 2016, 18:14

Ska'ara hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Leider ist der Brief an die Laodicea verloren gegangen.
Sehr interessant. Aber wenn der Brief, der direkt an die Laodicea ging, verloren ging, fehlt ja ein Teil der Bibel. :?:
Nein, keine bange, der taucht schon noch irgendwann auf, ein Nachforschungsantrag ist bereits gestellt. Da hat halt die Post mal wieder geschlampt. :D
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Halman
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#4 Re: Die Briefe des NT

Beitrag von Halman » Fr 7. Okt 2016, 21:22

Sowas kann schon mal passieren. Wir können ja hier im Forum über die "Postverzögerung" sprechen. :lol:
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Raiauer
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#5 Re: Die Briefe des NT

Beitrag von Raiauer » Mi 12. Okt 2016, 19:31

Hallo....man könnte auch sämtliche Nt-Briefe als Worte Christi verstehen. Er war das haupt der Christenversammlung und kümmerte sich geistig um die Gemeinde. Interessant ist was Paulus im Korintherbrief schreibt. Da sagt er direkt, dass das was er schreibt die Anweisungen des Herrn sind. In der Offenbarung findet man ja auch direkte Anwesiungen von Jesus an sieben Gemeinden.

LG Rainer
Ich bin Zeuge Jehovas

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