Werke des Fleisches, Früchte des Geistes und unser Sozialverhalten

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Halman
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#1 Werke des Fleisches, Früchte des Geistes und unser Sozialverhalten

Beitrag von Halman » Di 21. Jun 2016, 19:58

:wave: liebe Usergemeinde. Diese Idee habe ich schon länger im Sinn und mich heute entschieden, ein biblisches Thema bewusst etwas unbequem (vielleicht sogar provokativ) auf uns persönlich anzuwenden.

Im Galaterbrief stellt Paulus die Früchte des Fleisches und des Geistes gegenüber. Kommen wir zunächst zu den Früchten des Fleisches.
Zitat aus Gal 5:19-21
19 Offenbar aber sind die Werke des Fleisches; es sind: Unzucht, Unreinheit*, Ausschweifung°, 20 Götzendienst, Zauberei^, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Zornausbrüche, Selbstsüchteleien, Zwistigkeiten, Parteiungen², 21 Neidereien, Trinkgelage, Völlereien und dergleichen. Von diesen sage ich euch im Voraus, so wie ich vorher sagte, dass die, die so etwas tun, das Reich Gottes nicht erben werden.
*Gr.: akatharsía („Verdorbenheit“)
°Gr.: asélgẹia („Üppigkeit“, „schamloser Wandel“)
^Gr.: pharmakía (Spiritismus, „Drogengebrauch“)
²Gr.: hairésẹis; lat.: sẹctae („Sekten“)

Zur besseren Übersichtlichkeit werde ich diese 15 Werke des Fleisches in drei Kategorien aufteilen und untereinander aufzählen (auch wenn die Zuordnung in die jeweiligen Kategorien durchaus diskutabel ist, es soll lediglich der Übersichtlichkeit dienen, als Diskussionsansatz):

1. Kategorie: Moral/Sittlichkeit
Unzucht: πορνεία [pornéia] meint geschlechtliche Unzucht/Unmoral (ein Extrembeispiel wäre Sodomie)
Unreinheit: Damit ist „Verdorbenheit“ gemeint, bezieht sich wohl auf Perversität.
Ausschweifung: Darunter verstehe ich schamlose Maßlosigkeit.
Trinkgelage: (selbsterklärend)
Völlereien: maßloses Fressen
Natürlich können wir über diese Kategorie der Werke des Fleisches sprechen, doch hierauf liegt nicht mein Fokus.

2. Kategorie: religiös/geistig
Götzendienst: damit kann auch gemeint sein, den Mammon zum "Gott" zu machen.
Zauberei: Der griechische Begriff pharmakía bezieht sich wörtlich auf Drogen. Drogengebrauch und Okkultismus hingen in der Antike oftmals untrennbar zusammen.
Parteiungen: Damit kritisierte Paulus die Bestrebungen zu Abspaltungen (Sektenbildung) in der Gemeinde.
Natürlich können wir auch über diese Kategorie der Werke des Fleisches sprechen, doch auch hierauf liegt nicht mein Fokus.

3. Kategorie: Sozialverhalten
Feindschaften: (selbsterklärend)
Streit: (selbsterklärend)
Eifersucht: (selbsterklärend)
Zornausbrüche: (selbsterklärend)
Selbstsüchteleien : Luther übersetzte hier mit Zank. Es geht offenbar um egoistische Wortzänkereien, die man unterlassen sollte.
Zwistigkeiten: (selbsterklärend)
Neidereien: (selbsterklärend)
Mein Fokus liegt auf diese sieben Werke des Fleisches. Ich meine, dass sowohl Christen wie auch Nichtchristen schnell der Versuchung erliegen können, diese "Werke" hervorzubringen. Sie erweisen sich freilich gerade im Miteinander, auch hier im Forum, als kontraproduktiv. Was meint ihr dazu?

Nun schauen wir uns die Früchte des Geites an. :engel:
Zitat aus Gal 5:22-23
22 Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue,
23 Sanftmut, Enthaltsamkeit³. Gegen diese ist das Gesetz nicht gerichtet.
³o. Selbstbeherrschung

Auch hier möchte ich die neun Früchte des Geistes auflisten, diesmal in der Reihenfolge:
1. Liebe: Dies ist die wichtigste Frucht des Geistes. Deshalb wird sie wohl auch zuerst genannt.
2. Freude: Bemerkenswert finde ich, das Paulus die Freude an zweiter Stelle nennt. Nun, die wünsche ich uns allen hier. :D
3. Friede: Welche eine schöne Frucht. Lass uns also hier den Frieden sähen.
4. Langmut (Gedult): Diese Eigenschaft fällt mir schwer, da ich recht ungedultig bin. Wobei es hier wohl nicht einfach um Gedult geht, wie man im Duden nachlesen kann.
5. Freundlichkeit: Gerade diese Frucht ist für unser Forum sehr wichtig.
6. Güte: Ich denke, dass es manchen Menschen an dieser Frucht fehlt. Was meint ihr dazu?
7. Treue (Glauben): Damit ist meiner Meinung nach ein Vertrauensglauben gemeint, aber wir können gerne über Treue sprechen.
8. Sanftmut (Milde): Ich wünschte, man würde in unserer Zeit diese Eigenschaft mehr schätzen und fördern.
9. Enthaltsamkeit (Keuschheit, Selbstbeherrschung): Die Selbstbeherrschung kann mir schon sehr schwer fallen. Wie schnell kann die Wut einen übermannen?

Nun bin ich auf Eure Gedanken gespannt.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Pluto
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#2 Re: Werke des Fleisches, Früchte des Geistes und unser Sozialverhalten

Beitrag von Pluto » Mi 22. Jun 2016, 09:45

Wer sagt denn z.B. dass eine Mensch der der Völlerei verfallen ist, oder neidisch auf sein Nachbar ist, nicht auch Liebe und Sanftmut erleben kann, oder treu sein kann?

Mir scheint das Ganze eine ziemlich willkürlich konstruierte Unterteilung zu sein.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Ziska_Deleted

#3 Re: Werke des Fleisches, Früchte des Geistes und unser Sozialverhalten

Beitrag von Ziska_Deleted » Mi 22. Jun 2016, 11:06

Zu Punkt 2 gehört nicht nur Drogen, die Junkies konsumieren, um der Welt zu entfliehen.

Sondern auch das Rauchen im allgemeinen. Wie Zigaretten, Zigarren, usw.

Rauchen wird in manchen Religionen dazu genutzt, um mit den Geistern der totenwelt in Verbindung zu treten.
http://hauszellengemeinde.de/rauchen/

Warum bringen sich Menschen in diese Versklavung des Nikotins?

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Halman
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#4 Re: Werke des Fleisches, Früchte des Geistes und unser Sozialverhalten

Beitrag von Halman » Mi 22. Jun 2016, 14:04

Pluto hat geschrieben:Wer sagt denn z.B. dass eine Mensch der der Völlerei verfallen ist, oder neidisch auf sein Nachbar ist, nicht auch Liebe und Sanftmut erleben kann, oder treu sein kann?

Mir scheint das Ganze eine ziemlich willkürlich konstruierte Unterteilung zu sein.
Wenn man sie so versteht, dass ein Werk des Fleisches bereits alle anderen nach sich zieht oder eine Frucht des Geistes in einem Automatismus alle anderen mit sich bringt, dann mag es so erscheinen. Allerdings habe ich Pauli Auflistungen so nie verstanden.
Mein Diskussionsansatz ist der, dass es durchaus möglich ist, dass ein Mensch in diesen Listen wie in einen "Spiegel" einige Laster, aber auch ein paar positive Früchte erkennt, die er offenbart. Das könnten auch Völlerei, Liebe und Sanftmut sein. In dem Fall wäre es sehr löblich, dass er Liebe und Sanftmut hervorbringt, sollte aber an dem Problem der Völlerei arbeiten.
Natürlich begünstigen gewisse Werke und Früchte einander, andere sind direkt einander entgegengesetz. Wer z.B. seine Selbstbeherrschung verbessert, dem dürfte es leichter fallen, die Völlerei zu unterlassen.

Ich behaupte, dass sich die meisten Menschen (egal ob Christ oder nicht) in beiden Listen zum Teil wiederfinden. Dies ist ja das Unbequeme.


@Ziska
Vielen Dank für deine Erläuterung zu Drogen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Lena
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#5 Re: Werke des Fleisches, Früchte des Geistes und unser Sozialverhalten

Beitrag von Lena » Mi 22. Jun 2016, 16:54

Weise wäre es bestimmt, sich nach den guten Früchten zu sehnen, sie zu suchen und aus ihrem Genuss leben, zur Freude und zum Frieden für die Mitmenschen. Und die andern zu lassen, nicht zu beachten, zu überwinden, so dass immer weniger davon sichtbar sind...Als Heiligung verstehe ich ein solches Leben.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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Magdalena61
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#6 Re: Werke des Fleisches, Früchte des Geistes und unser Sozialverhalten

Beitrag von Magdalena61 » Do 23. Jun 2016, 01:31

Halman hat geschrieben: 3. Kategorie: Sozialverhalten
Feindschaften: (selbsterklärend)
Streit: (selbsterklärend)
Eifersucht: (selbsterklärend)
Zornausbrüche: (selbsterklärend)
Selbstsüchteleien : Luther übersetzte hier mit Zank. Es geht offenbar um egoistische Wortzänkereien, die man unterlassen sollte.
Zwistigkeiten: (selbsterklärend)
Neidereien: (selbsterklärend)
Mein Fokus liegt auf diese sieben Werke des Fleisches. Ich meine, dass sowohl Christen wie auch Nichtchristen schnell der Versuchung erliegen können, diese "Werke" hervorzubringen. Sie erweisen sich freilich gerade im Miteinander, auch hier im Forum, als kontraproduktiv. Was meint ihr dazu?
Du hast natürlich Recht. :)
Und du hast dir viel Mühe gegeben, ein sorgfältig konstruiertes Eingangspost zu schreiben.

Wenn man mit destruktivem Verhalten konfrontiert wird oder es gar bei sich selbst feststellt, kann es sinnvoll sein, Ursachenforschung zu betreiben.
Appelle an die Vernunft: "Benimm dich besser!" nützen meist nichts.

Wenn ich feststelle, dass es einem anderen vielleicht gerade nicht so arg gut geht, kann ich großzügiger sein im Einstecken.

Nur, wenn er übertreibt und für sich selbst Freiheiten und Rechte einfordert, die er anderen nicht zugesteht: Was dann?
LG
God bless you all for what you all have done for me.

JackSparrow
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#7 Re: Werke des Fleisches, Früchte des Geistes und unser Sozialverhalten

Beitrag von JackSparrow » Do 23. Jun 2016, 01:38

Halman hat geschrieben:Feindschaften, Streit, Eifersucht, Zornausbrüche, Selbstsüchteleien, Zwistigkeiten, Parteiungen
Jedes dieser sieben Werke des Fleisches hat sich der HERR bereits selbst zuschulden kommen lassen. Können denn Gottes Charaktereigenschaften Sünde sein?

Ich meine, dass sowohl Christen wie auch Nichtchristen schnell der Versuchung erliegen können, diese "Werke" hervorzubringen. Sie erweisen sich freilich gerade im Miteinander, auch hier im Forum, als kontraproduktiv. Was meint ihr dazu?
Da die Natur nur selten sinnlos Energie verschwendet, könnten die Werke des Fleisches ja eventuell eine biologisch sinnvolle Funktion erfüllen, die allein den Christen bedauerlicherweise bisher verborgen blieb, weil die sich ja eher selten für Biologie interessieren. Oder überhaupt für irgendwas, was auch nur im Entferntesten mit Wissenschaft zu tun haben könnte.

In einer lebensfeindlichen Umgebung, in der sowohl Nahrung als auch Weibchen relativ knapp sind, könnten sich aber gerade solche Werke des Fleisches wie "Eifersucht", "Völlerei" oder "Zwietracht" als äußerst vorteilhaft erweisen und den Unterschied ausmachen zwischen Überleben und Verhungern.

Wie schnell kann die Wut einen übermannen?
Das hängt vom sozialen Status ab. Hierarchisch niedrig platzierte Individuen haben grundsätzlich mehr Stresshormone im Blut (dazu gibts Studien) und neigen somit auch eher zu Wut und Aggression. Logisch - wenn sie überleben wollen, dürfen sie sich das Wenige, was sie haben, keinesfalls wieder wegnehmen lassen. Hierarchisch hochstehende Individuen kennen solche Probleme nicht. Die sind also friedlicher.

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Magdalena61
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#8 Re: Werke des Fleisches, Früchte des Geistes und unser Sozialverhalten

Beitrag von Magdalena61 » Do 23. Jun 2016, 01:45

Ziska hat geschrieben:Zu Punkt 2 gehört nicht nur Drogen, die Junkies konsumieren, um der Welt zu entfliehen.

Sondern auch das Rauchen im allgemeinen. Wie Zigaretten, Zigarren, usw.

Rauchen wird in manchen Religionen dazu genutzt, um mit den Geistern der totenwelt in Verbindung zu treten.
http://hauszellengemeinde.de/rauchen/
Nikotin alleine schafft das nicht, da es keine Bewußstseinstrübung oder -veränderung bewirkt. Ich vermute mal, bei kultischen Handlungen wurde der Tabak mit anderen Substanzen--irgendwelchen Halluzinogenen- vermischt.

In Korinth gab es auf dem Markt nur Fleisch zu kaufen, das vorher den Götzen geweiht worden war. Im Laufe der Produktion wurden die Lebensmittel serienmäßig "kultisch behandelt".
Wir essen trotzdem Fleisch.
Warum bringen sich Menschen in diese Versklavung des Nikotins?
Wenn sie damit anfangen, sehen sie die positive Wirkung und unterschätzen das Suchtpotenzial.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

JackSparrow
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#9 Re: Werke des Fleisches, Früchte des Geistes und unser Sozialverhalten

Beitrag von JackSparrow » Do 23. Jun 2016, 01:59

Magdalena61 hat geschrieben:Nikotin alleine schafft das nicht, da es keine Bewußstseinstrübung oder -veränderung bewirkt.
Schon der Konsum einer einzigen Scheibe Brot bewirkt eine Bewusstseinsveränderung. Man denkt nämlich dann "ich habe gerade eine Scheibe Brot gegessen", was vor der Durchführung des Drogenkonsums ja eindeutig nicht der Fall war.

Außerdem macht Brot süchtig. Wie viele Menschen gibt es auf der Welt, die nur ein einziges Mal Brot probierten und anschließend das Bedürfnis verspürten, zukünftig jeden Tag mindestens eine Scheibe Brot zu verzehren? Mindestens 50 Prozent der Weltbevölkerung dürften von dieser grausamen Brotsucht bereits befallen sein!

Im Laufe der Produktion wurden die Lebensmittel serienmäßig "kultisch behandelt".
Manche Menschen gehen heute sogar so weit, Fleisch rituell auf einem Herd zu erhitzen, um es anschließend im Rahmen einer kultischen Handlung namens "Mittagessen" zu verspeisen.

Wenn sie damit anfangen, sehen sie die positive Wirkung und unterschätzen das Suchtpotenzial.
Irgendeine positive Wirkung muss es dann ja wohl haben. Beweisführung abgeschlossen. Der Konsument muss sich nur noch entscheiden, wie oft er diese positive Wirkung konkret erzeugen möchte.

Pluto
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#10 Re: Werke des Fleisches, Früchte des Geistes und unser Sozialverhalten

Beitrag von Pluto » Do 23. Jun 2016, 09:19

Ziska hat geschrieben:Zu Punkt 2 gehört nicht nur Drogen, die Junkies konsumieren, um der Welt zu entfliehen.

Sondern auch das Rauchen im allgemeinen. Wie Zigaretten, Zigarren, usw.

Rauchen wird in manchen Religionen dazu genutzt, um mit den Geistern der totenwelt in Verbindung zu treten.
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Liebe Ziska,
Trinkst du auch mal ein Gläschen Wein?

Ist Alkohol nicht auch eine Droge?
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