Naqual hat geschrieben:Die Alternative wäre: man braucht immer alle drei, sonst hätte man keinen Gott, bzw. man hätte nur eine Teilgottheit.
Ach so - natürlich wäre Jesus kein Teilgott, sondern "der ganze" Gott wirkt in ihm und durch ihn - sonst macht's keinen Sinn.
Naqual hat geschrieben:Gleichzeitig weiß dann aber der Vater etwas was der Sohn nicht weiß im NT. Das ist dann natürlich etwas was nicht zusammenpasst.
Auch wenn's langweilig wird: Aus meiner Sicht kann man dies nur lösen, wenn man Gott-Wesen (= der EINE, universale, nicht vom Menschen in seinem Wesen seiende Gott) und Gott-Offenbarungen (= Personen/Rollen/weltliche Wahrnehmungs-Größen kategorial unterscheidet. - Dann nämlich ist leicht nachvollziehbar, dass unterschiedliche Personen/Rollen unterschiedliche Funktionen haben.
Naqual hat geschrieben:Führt das nicht zwingend in den "ketzerischen Modalismus"?
Kann sein - dieses Thema habe ich noch nicht ganz verstanden. - Vielleicht sagt Rem dazu nochmal was.
Naqual hat geschrieben:Also das einzige Wesen Vater (im Sein) ist im Dasein als Sohn offenbart, oder eben als dieseitiger Geist.
Nein - das einzige Wesen in Jahwe/Gott wird als "Vater", "Sohn" und "HG" wahrnehmbar gemacht - wobei der Sohn sogar im Irdischen präsent ist/war und der HG im Irdischen wirkt. - Das ändert aber nichts daran, dass Jahwe im Gegensatz zu "Vater" keinen Vorstellungs-Hintern hat und nicht auf einem Vorstellungs-Thron sitzt - also zwei Kategorien von "Jahwe" und "Vater". - Dies wird gerne zusammengeworfen und führt zu Problemen.
Naqual hat geschrieben:Die Funktion des Vaters ist eigentlich überflüssig, solange Sohn oder Geist in der Gegend sind.
Sehe ich nicht so - der "Vater" ist Offenbarungs-Größe/Wahrnehmungs-Chiffre für Jahwe als überzeitliche Größe - das ist Jesus in seiner Inkarnation nicht - und auch der HG nicht, dessen Funktion mit dem Verschwinden des Daseins (der "Weltzeit") erlischt.
Naqual hat geschrieben:das habe ich schon in dem Sinne gemeint, dass das "Abspecken" durch den Eintritt in die dimensionale Welt entsteht.
SChwierig, weil dadurch eine quantiative Konnotation (Abspecken = weniger vom Selben) in Verbindung gebracht wird in einen qualitativen Vorgang (System-Wechsel von Überzeitlichkeit in Zeitlichkeit). - Aber so, wie Du es meinst, magst Du recht haben.
Naqual hat geschrieben:In Bezug auf die Gottesvorstellung dürfte es einen Paradigma-Wechsel von AT zu NT nicht geben.
Bis heute nicht - das ist doch das Problem.
Naqual hat geschrieben:Die Raupe muss verschwinden für den Schmetterling.
Das wäre ein "horizontaler" Paradigmentwechsel (Wandel innerhalb einer Dimension/eines Systems). - Nach meiner Ansicht macht das NT keinen Sinn, wenn es sich nicht um einen "vertikalen" Paradigmenwechsel handelt (Aufhebung des einen (AT-)Systems in ein höheres (NT-) System). - Aber dann wird's wieder dialektisch.
Naqual hat geschrieben:Wobei man das NT auch so lesen kann, dass der jüdische Gott erhalten bleibt (nur eben dann nicht trinitarisch).
Das tut er ohnehin - Jahwe ist auch der Chef im Christentum - als Gott-Wesenheit. - Das Problem des NT ist (aus christlicher Sicht): Die Selbst-Offenbarung Gottes, die dem Menschen eine Brücke nicht nur in den SCheol, sondern zu Jahwe baut (= Jesus), wird von Juden nicht anerkannt.
Naqual hat geschrieben:Umgekehrt, kann man mit dem NT das AT uminterpretieren. Auch das geht (mal von den dann auftauchenden Schwierigkeiten abgesehen). Für meinen Geschmack jedoch ein methodischer Fehler, weil das AT die fortzuführende Grundlage des NT ist und nicht das NT die Grundlage des AT.
Finde ich auch. - Deshalb ärgere ich mich, wenn bspw. Bileam aus Sicht des NT beurteilt wird, statt ihn aus seiner tatsächlichen Rolle aus Sicht des AT zu beurteilen - denn nur mal nebenbei:
Liest man die Bileam-Geschichte, kann man schon erkennen, dass er der erste(?) echte, nicht-jüdische Prophet ist, an dem Jahwe seinen universalen Charakter zeigt. - Interpretiert wird er jedoch nach seiner (Mini-)Rolle danach, als er als Nicht-Mehr-Prophet den Israeliten Schaden zufügt - extrem unbefriedigend. - Da hat irgendein Jünger etwas AT-Mäßiges in den falschen Hals bekommen, und schon kommt so was raus.
Was Du da ansprichst, ist wirklich wichtig: Aus der Tatsache, dass das AT ins NT aufgehoben wird, meint man, man müsse das AT so interpretieren, als sei es zu seiner eigenen Zeit bereits aufgehoben gewesen. - Aus meiner Sicht kompletter Schwachsinn.