lovetrail hat geschrieben:5 Denn wenn es auch sogenannte Götter gibt im Himmel oder auf Erden - wie es ja viele Götter und viele Herren gibt -,
6 so ist doch für uns ein Gott, der Vater, von dem alle Dinge sind und wir auf ihn hin, und ein Herr, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn. (1. Kor.8,5-6; Elb.)
Ich habe mir die Freiheit genommen, Dein Bibelzitat mit farblichen Formatierungen zu versehen. Dadurch soll deutlicher Werden, dass Paulus hier zwischen Gott und Jesus unterscheidet. Offenkundig setzt er "Gott" und "Vater" synonym, wenn er bekennt,
"ein Gott, der Vater, von dem alle Dinge sind"" und verbindet dann mit dem Bindewort καί
(kai, welches hier korrekt mit "und" übersetzt wurde) die Feststellung: "
ein Herr, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind"
Wichtig ist, das alle Dinge VON Gott sind und DURCH Jesus. So wie die Worte an Moses am Dornbusch von Gott durch den Engel gesprochen wurden.
Wenn es heißt,
"wir auf ihn hin", so drückt dies meiner Meinung nach aus, dass Jesus der
Mittler (
Hebr 12:24) und der
Weg (
Joh 14:6) ist, der uns zu Gott, dem Vater, hinführt. Daher sagt Paulus:
"wir durch ihn", weil wir durch den Sohn zum Vater gelangen.
lovetrail hat geschrieben:Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird gerettet werden. (Apg.2,21; Elb.)
Petrus zitiert hier Joel 3:5 und spricht zu den "Männer[n] von Judäa" in Jerusalem, vermutlich in seinem galiläischen Dialekt (s.
Grammatik des samaritanischen Aramäisch]Grammatik des samaritanischen Aramäisch). Wenn der jüdische Apostel
Schimón in Jerusalem zu Juden spricht und sich auf den Propheten Joel bezieht, in dem von JWHW die Rede ist, dann werden die sie darunter den Vater-Gott verstanden haben, den sie von Moses
Dtn 32:6 und Jesaja (
Jes 64:7) kannten.
lovetrail hat geschrieben:10 so sei euch allen und dem ganzen Volk Israel kund: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, den ihr gekreuzigt habt, den Gott auferweckt hat aus den Toten - in diesem Namen steht dieser gesund vor euch.
11 Das ist der Stein, der von euch, den Bauleuten, verachtet, der zum Eckstein geworden ist.
12 Und es ist in keinem anderen das Heil; denn auch kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden müssen. (Apg.4,10-12; Elb.)
Petrus kannte Jesu Aussage in
Mk 12:11, welcher sich auf Psalm 118:22-23 bezog. In dem Lied wird in Vers 22 der Eckstein (Jesus) besungen und in Vers 23 JHWH, der oben erwähnte Vater-Gott, zu dem Jesus in der Bergpredigt beten lehrte.
In seinem ersten Brief erklärte Petrus:
Zitat aus
1Pe 2:4-6:
4 Zu ihm kommend als zu einem
lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen,
bei Gott aber auserwählt, kostbar, 5 lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen,
Gott hochwillkommen durch Jesus Christus! 6 Denn es ist in der Schrift enthalten: "Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden."
Es ist also unbedingt erforderlich, an diesen "kostbaren Eckstein" zu glauben, den Gott in Zion gelegt hat.
lovetrail hat geschrieben:damit, wie die Sünde geherrscht hat im Tod, so auch die Gnade herrscht durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn. (Röm.5,21; Elb.)
Ja! Schaue Dir bitte die folgende Verse im Präkontext an:
Rö 5:1
Rö 5:10-11
lovetrail hat geschrieben:9 dass, wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, du gerettet werden wirst.
10 Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, und mit dem Mund wird bekannt zum Heil.
11 Denn die Schrift sagt: "Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden."
12 Denn es ist kein Unterschied zwischen Jude und Grieche, denn er ist Herr über alle, und er ist reich für alle, die ihn anrufen; (Röm.10,9-12; Elb.)
LG
Ja, natürlich! Petrus kannte Jesaja sehr gut und verweist auf
Jes 28:16, indem der Prophet verkündet, dass JHWH in Zion
"einen kostbaren Eckstein" legen wird. Offenkundig will uns Jesaja damit
nicht sagen, dass JHWH selbst dieser
Eckstein wäre.
Noch ein kleiner Nachtrag zu
Kol 1:15-17. Auch hier ist der Präkontext (paulinischer Briefanfang) aufschlussreich:
Zitat aus
Kol 1:1-3:
1 Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und Timotheus, der Bruder, 2 den heiligen und gläubigen³ Brüdern in Christus zu Kolossä: Gnade euch und Friede von
Gott, unserem Vater! 3 Wir danken
Gott, dem Vater unseres
Herrn Jesus Christus, allezeit, wenn wir für euch beten,
³
o. treuen
Paulus dankte Gott, dem Vater des Herrn Jesus Christus. Beim besten Willen vermag ich dem keine Trinität zu entnehmen.
Da ich ja nun die Trinität negiere, mag mancher sich fragen, wie ich denn erklären kann, warum Jesus im NT häufig "Herr" genannt wird. Nun, die Anrede "Herr" wurde nicht nur auf Gott und Jesus angewandt. So nannte auch Sara ihren Mann Abraham
Herr:
Zitat aus
1. Mose 18, 12 (Schlachter 2000):
Darum lachte sie in ihrem Herzen und sprach: Nachdem ich verblüht bin, soll mir noch Wonne zuteil werden! Dazu ist mein
Herr ein alter Mann!
Auch Josua nannte Moses
Herr:
Zitat aus
4. Mose 11, 28 (Schlachter 2000):
Da ergriff Josua, der Sohn Nuns, der Moses Diener war von seiner Jugend an, das Wort und sprach: Mose, mein
Herr, wehre ihnen!
In JohEv wird sogar Philippus als
Herr angeredet:
Zitat aus
Johannes 12, 21 (Schlachter 2000):
Diese gingen zu Philippus, der aus Bethsaida in Galiläa war, baten ihn und sprachen:
Herr, wir möchten gerne Jesus sehen!
Es hängt also vom Kontext ab, in welchem Sinne die Anrede
Herr zu verstehen ist.
In
Bibelwissenschaft wird u.a. hierzu festgestellt:
Zitat aus
3.2. Kyrios „Herr“ im Neuen Testament:
Der alte Hymnus Phil 2,6-11 scheint darauf hinzuweisen: In Phil 2,9 heißt es, dass Gott Jesus „den Namen gegeben hat, der über alle Namen ist“, und in der Klimax des Hymnus, Phil 2,11, lesen wir, dass Jesus Christus „Herr“ ist (hier artikellos als Prädikatsnomen, was nur Nähe zu Gott, aber nicht Identität bedeutet). Auch die aramäische Formel „Maranata“ (1Kor 16,22) aus dem Mund des Paulus, die „unser Herr, komm!“ oder „unser Herr kommt“ bedeutet, ist am ehesten an den auferstandenen Christus gerichtet und keine Übernahme des Gottesnamens. Jesus wird im Neuen Testament nicht mit Gott identifiziert (vgl. Fitzmyer, 817; 1Kor 8,6 und die Anrede „Abba“ „Vater“ aus dem Munde Jesu [Mk 14,36]), sondern als Herr anerkannt, in dem und durch den Gott gewirkt hat. Auch schwingt in der Bezeichnung Jesu als
kyrios mit, dass
dieser der Herr ist und nicht etwa die römischen Kaiser oder Götter, die zeitgleich ebenfalls als
kyrios bezeichnet wurden (vgl. 1Kor 8,6).
Jesus wird im NT also durch die Anrede κÏÏιος (
kyrios „Herr / Gebieter“) nicht mit Gott identifiziert, sonder als der Herr kenntlich gemacht, in dem durch Christus Gott wirkt und Jesus somit über menschliche Herren steht.