Vom ungerechten Haushalter

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closs
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#31 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Mi 1. Mai 2013, 13:29

Ich verstehe folgendes:

* Herr: "Du, Verwalter, hast mein Geld verschwendet".
* Verwalter: "Ich, Verwalter, verschwende jetzt noch mehr".
* Herr: "Du, Verwalter, bist ein toller Hecht - bravo".

Sehr vereinfacht - gebe ich zu - aber wo habe ich etwas Entscheidendes überlesen?

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Andreas
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#32 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Andreas » Mi 1. Mai 2013, 13:33

Was gefällt dir denn an meiner Interpretation weiter oben nicht? Mir zumindest, bleiben da keine Fragen offen. Gott verschenkt (verschleudert) doch sowieso alles. Ich sehe auch kein Veto nach Kor 1,13, wie du immer so schön sagst. ;)

barbara
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#33 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von barbara » Mi 1. Mai 2013, 13:39

closs hat geschrieben: Bei mir steht (16,1), dass der Vorwurf war, der Verwalter "verschleudere sein (des reichen Mannes) Vermögen".

Stimmt.

Was der Verwalter ändert, ist: dass er nachher das Vermögen seines Herrn als Investition einsetzt. Während das Verschleudern ein sinn- und zweckloses Vernichten beinhaltet; Schulden zu erlassen, ist nicht ein sinnloses Verschleudern. Es ist eine Investition in Freundschaft und Hilfe.

Interessant ist noch das Detail, dass der Verwalten nicht allen gleich viel erlässt; demjenigen mit dem Öl erlässt er die Hälfte der Schuld, dem andern mit dem Weizen erlässt er nur ein Fünftel. Vielleicht denkt der Verwalter erstmals darüber nach, was der Haushalt seines Chefs tatsächlich braucht und was ein Zuviel ist, das nach einiger Zeit sowieso verdorben wäre, vo nden Mäusen gefressen worden wäre oder ranzig geworden wäre und an einem andern Ort besser eingesetzt bleibt?

Ich lese es so, dass Jesus sagt: wir können materiellen Reichtum kombiniert mit einer Einstellung der Grosszügigkeit dazu nutzen, und Freunde zu machen und Gutes zu tun. Materieller Reichtum ist nicht ein Ziel für sich, sondern ein Mittel zum Zweck.

Auch Christen schadet ein Minimum an kommerziellem Geist nicht.

grüsse, barbara

closs
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#34 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Mi 1. Mai 2013, 13:40

Andreas hat geschrieben:Was gefällt dir denn an meiner Interpretation weiter oben nicht?
Die gefällt mir sehr gut. - Ich bin nur nicht so weit, sie im Text unterzubringen. - Dann stünde ja der "reiche Mann" als Gleichnis für Gott (?) - Und was wäre das dann für ein Vorwurf der Verschwendung gewesen (vorher), der den Verwalter überhaupt erst handeln lässt. - Der Text ist für mich logisch in sich selber noch nicht schlüssig. - Kann aber noch kommen. :)

Barbara hat geschrieben:Ich lese es so, dass Jesus sagt
ICh schaus mir mal in Ruhe an.

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Andreas
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#35 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Andreas » Mi 1. Mai 2013, 13:48

Dich bringt die andere Übersetzung (Schlachter) auf die falsche Spur. Der Reichtum des Reichen (Gott) ist geistiger Natur, die Lehre. Die Kirchen sind weltlich. Wenns den Kirchen zu sehr um ihren weltlichen Reichtum (Geld) geht, bringen sie Gottes geistiges Vermögen (Liebe), das er uns schenkt, um. Ablasshandel usw.

closs
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#36 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Mi 1. Mai 2013, 15:26

Erster Versuch:
Basis: Reicher Mann = Gott/Verwalter = Mensch
• Laut Gott verschleudert der Verwalter „Mensch“ das Vermögen Gottes (16,1)
• Der Mensch erkennt, dass ihm Gott die Verwaltung entzieht (16,3)
• Darauf kämpft der Mensch NICHT um Gott, sondern will sich anderen Menschen andienen (16,4)
• Aus dieser Motivation heraus erlässt er den Gläubigern Schulden (was er kann, weil er ja noch Verwalter ist) (16,5)
• Gott bekommt das heraus und lobt des Verwalters Unehrlichkeit als klug (16,8) – Spätestens hier wird es eng.
• Gott sagt daraufhin, dass der Dunkel-Mensch besser mit Geld umgehen kann als der Licht-Mensch (16,8). – Das passt wieder zu Gott.
• In der Folge sagt „Ich“ (Jesus), der Mensch solle sich mit Unrecht Freunde machen, weil das Voraussetzung fürs Heil wäre (16,9). – Schwer als Jesus-Spruch vermittelbar.
• Wer nicht mit Unrecht umgehen kann, kann auch nicht mit Recht umgehen. (16,11) – Kann man so stehen lassen. – Welcher Reichtum aber soll im Gleichnis unrecht sein? – Der Reichtum des Herrn? Passt eigentlich nicht. – Und von anderem Reichtum ist nicht die Rede.
• Wer bei fremden Gut versagt, dem wird das eigene Gut versagt (16,12). – Das passt wieder. – Das hieße aber, dass der Herr den Verwalter wegen der Verschenkung dessen Vermögens nicht hätte loben dürfen (vgl. 16,8)
• Man kann nur Gott oder Mammon dienen (16,13). – Passt. – Aber wie passt das zu Vorhergehendem?
Nächster Versuch: Reicher Mann = Pharisäer/Verwalter = Volk. – Aber jetzt erst mal das. – Sind wir uns einig, dass da was faul ist?

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Andreas
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#37 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Andreas » Mi 1. Mai 2013, 15:48

Ja, da ist was faul. Lass mir ein wenig Zeit, dann machs ich Schritt für Schritt anhand des Textes der unrevidierten Lutherbibel.

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Andreas
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#38 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Andreas » Mi 1. Mai 2013, 16:41

1 Er aber sprach zu seinen Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Haushalter; der ward von ihm berüchtigt, als hätte er ihm seine Güter umgebracht.

Ein reicher Mann = Gott
Haushalter = Pharisäer, Kirchenführer (welcher Kirche auch immer)
Seine Güter = hier sind die geistigen, spirituellen Güter gemeint, die Lehre
umgebracht = die Lehre zurückgehalten, verfälschen, umdeuten

2 Und er forderte ihn und sprach zu ihm: Wie höre ich das von dir? Tu Rechnung von deinem Haushalten;
Gott verlangt Rechenschaft von seinem Verwalter, seiner Kirchenführung - über seine weltlichen Güter - auch gegenüber der Gemeinde

denn du kannst hinfort nicht Haushalter sein!
kann man auch so verstehen: falls nicht (oder sonst), kannst du hinfort nicht Haushalter sein.

3 Der Haushalter sprach bei sich selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt das Amt von mir; graben kann ich nicht, so schäme ich mich zu betteln.
4 Ich weiß wohl, was ich tun will, wenn ich nun von dem Amt gesetzt werde, daß sie mich in ihre Häuser nehmen.

Hier wird dem Kirchenführer wieder klar, wie abhängig er von der Gemeinde ist - finanziell aber auch spirituell. Er hat Angst verbannt oder ausgestoßen zu werden.

5 Und er rief zu sich alle Schuldner seines Herrn und sprach zu dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?
6 Er sprach: Hundert Tonnen Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Brief, setze dich und schreib flugs fünfzig.
7 Darnach sprach er zu dem andern: Du aber, wie viel bist du schuldig? Er sprach: Hundert Malter Weizen. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Brief und schreib achtzig.

Er senkt die zu hohe und damit ungerechte Kirchensteuer, die Opfergaben, weniger Pomp

8 Und der HERR lobte den ungerechten Haushalter, daß er klüglich gehandelt hatte; denn die Kinder dieser Welt sind klüger als die Kinder des Lichtes in ihrem Geschlecht.
Die Kinder dieser Welt = Glaubensbrüder der Gemeinde, das Volk
Kinder des Lichtes = das sollten die Kirchenführer ihren Glaubensbrüdern sein. Licht = Jesus
Klüger sind die Kinder der Welt, wenn sie die Ungerechtigkeit der zu hohen Steuern erkennen, wenn sie merken, dass die Kirchenführer Wasser predigen aber Wein trinken. Dann glauben sie auch ihren Lehren nicht.

9 Und ich sage euch auch: Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, auf daß, wenn ihr nun darbet, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.
Investiere die ungerechten Einnahmen, auch wenn du dadurch im Hier und Jetzt darben musst, in die korrekte Weitergabe der Lehre. Dann wirst du - mit deinen Schafen - aufgenommen in die ewigen Hütten - das neue Jerusalem.

10 Wer im geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht.
Wer gerechte Kirchensteuer erhebt, ist auch in der Verbreitung der Lehre treu. Es gibt nur eine Gerechtigkeit im Großen, wie im kleinen.

11 So ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer will euch das Wahrhaftige vertrauen?
12 Und so ihr in dem Fremden nicht treu seid, wer wird euch geben, was euer ist?

Wenn der Kirchenführer seine Schafe betrügt um sich zu bereichern, traut Gott ihm nicht die wahrhaftige Weitergabe der Lehre an. Könnte man auch als Entzug des heiligen Geistes interpretieren.

13 Kein Knecht kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott samt dem Mammon dienen.
Entweder man dient dem Geld (seinem eigenen Status, seiner eigenen Macht) oder man liebt Gott und die Menschen

14 Das alles hörten die Pharisäer auch, und waren geizig, und spotteten sein.
15 Und er sprach zu ihnen: Ihr seid's, die ihr euch selbst rechtfertigt vor den Menschen; aber Gott kennt eure Herzen;denn was hoch ist unter den Menschen, das ist ein Greuel vor Gott.

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#39 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Mi 1. Mai 2013, 17:44

@Andreas
Deine Interpretation finde ich wirklich sehr gut - rein vom Glaubensbild her. - Ich muss aber (jetzt oder später) noch ein paar Sachen durchforschen.

4 Ich weiß wohl, was ich tun will, wenn ich nun von dem Amt gesetzt werde, daß sie mich in ihre Häuser nehmen.
Das klingt wie: "Oje - solange ich als Verwalter das Eisen noch schmieden kann, muss ich meine Schäfchen ins Trockene bringen. - Ich verschaffe den Leuten jetzt noch schnell Vorteile, damit ich bei ihnen unterkomme, wenn mich mein Chef abgesägt hat.

Passt das in Deine Interpretation rein?

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Andreas
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#40 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Andreas » Mi 1. Mai 2013, 17:53

Ja, das passt da auch rein. Ich sehe das aber umfassender. ... mich in ihre Häuser aufnehmen ... und ... in die ewigen Hütten ... deutet für mich in die Richtung "Gemeinde in Gott". Gott als Teil der Gemeinde. Wenn zwei oder drei in meinem Namen ...
Es geht für mich nicht ganz klar hervor, ob Gott ihn tatsächlich von seinem Amt abzieht oder nicht. Aber so wie ich ihn kenne, gibt er dem Verwalter noch eine Chance, weil er ja die Bereitschaft des Verwalters sieht, sich zu ändern.

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