Ruth hat geschrieben: ↑Fr 3. Jun 2022, 11:48
sven23 hat geschrieben: ↑Fr 3. Jun 2022, 09:24
Das sind keine Geschütze,....
Ich meinte "Geschütze", weil du gleich die ganze Bibel als Gegenargument aufwenden musstest,...
Die ganze Bibel? Ich hatte der von dir zitierten Markusstelle die entsprechend Stelle bei Matthäus gegenüber gestellt. Wenn du das für die ganze Bibel hälst, solltest du dir schleunigst eine aktuelle Bibelausgabe besorgen.
Ruth hat geschrieben: ↑Fr 3. Jun 2022, 11:48
Also - ich lebe nicht im Jenseits, sondern hier auf der Erde mit festem Boden unter den Füßen. Nützlich erachte ich Dinge, die mein Leben bereichern, mir gute Impulse geben und eine gewisse Harmonie mit den Menschen und Dingen auf dieser Erde.
Wer wollte da widersprechen?
Ruth hat geschrieben: ↑Fr 3. Jun 2022, 11:48
sven23 hat geschrieben: ↑Fr 3. Jun 2022, 09:24
wenn die Geschichte bei Matthäus stimmen sollte, warum hat dann das ältere Markusevangelium dies nicht erwähnt? Die logische Schlußfolgerung kann nur sein: er konnte davon noch nichts wissen, weil Matthäus dies erst Jahre später erfunden hat. Dieses Muster findet sich immer wieder, wenn man die Evangelien miteinander vergleicht.
Das mag zwar deine einzige Schlussfolgerung sein, ist aber nicht DIE einzige.
Aber die einzig wahrscheinliche und plausible.
Erdbeben und in der Stadt umherlaufende Zombies wären wohl im kollektiven Gedächtnis auch im Jahr 70 n. Chr. noch präsent gewesen. Markus erwähnt aber nichts davon. Warum nicht? Hält er
A: diese Ereignisse für unwichtig? oder
B: weiß er (und die Bevölkerung) nichts davon?
Der gesunde Menschenverstand sagt einem wohl, dass B wahrscheinlicher ist. Der Evangelist Matthäus erfand diese Ereignisse, weil er die Bedeutung von Jesus weiter steigern wollte. Die Vergottung des Wanderpredigers und der eschatologische Zug nahmen langsam Fahrt auf.
Ruth hat geschrieben: ↑Fr 3. Jun 2022, 11:48
Vier verschiedene Autoren erzählen eine Geschichte, wie sie diese selbst gehört/gesehen/wahrgenommen haben.
Niemand erwartet bei so unterschiedlichen Autoren, dass deren Wahrnehmung übereinstimmen muss ... außer scheinbar du.
Niemand erwartet, dass im jeweiligen Abstand von einigen Jahrzenten alle Details der 4 Evangelisten übereinstimmen würden. Es sollte sich aber langsam herumgesprochen haben, dass die Evangelisten keine Begleiter von Jesus waren. Sie haben ihn persönlich nie getroffen, wie übrigens Paulus auch nicht. Alles, was sie schreiben, beruht auf Hörensagen und Legendenbildung, die sicher schon bald nach dem Tod Jesu einsetzte.
Paulus war zeitlich am nächsten dran, interessierte sich aber nicht für den irdischen (historischen) Jesus. (Der Jesus im Fleische geht uns nichts an)
Der Evangelist Matthäus fügt den 661 von Markus noch über 400 hinzu. Die meisten dienen wohl dem Zweck, die Bedeutung von Jesus durch legendenhafte Ausschmückung zu steigern und den Vergottunsprozess voranzutreiben.
Ruth hat geschrieben: ↑Fr 3. Jun 2022, 11:48
sven23 hat geschrieben: ↑Fr 3. Jun 2022, 09:24
Ich finde ganz und gar nicht, dass das völlig egal ist. Warum sollte ein Gott, wenn es ihn denn gäbe, auf Lügen angewiesen sein? Das ist doch intellektuell und philosophisch völlig unbefriedigend.
Gott ist auf nichts und niemand angewiesen.
Woher willst du das wissen. Ist er Autist?
Ruth hat geschrieben: ↑Fr 3. Jun 2022, 11:48
Unbefriedigend kann es nur für diejenigen sein, die aus Glauben Fakten machen wollen.
Eben, deshalb halten ja einige die Behauptung der Kirche, die Bibel sei Gottes inspiriertes und irrtumsfreies Wort, für den eigentlichen Sündenfall. Von da an sah man sich gezwungen, die kirchlichen Dogmen gegen Widerstände zu verteidigen, notfalls mit Gewalt.
Obwohl es von Anfang an berechtigte Zweifel gab:
"Wahrlich, wäre es nicht wegen der Autorität der katholischen Kirche, so würde ich dem Evangelium keinen Glauben schenken!"
Augustinus (354 – 430)
Aber auch das schon etwas ältere Zitat des Theologen Conzelmann hat von seiner Aktualität nichts eingebüßt:
Die Kirche lebt davon, daß die Ergebnisse der wissenschaftlichen Leben-Jesu-Forschung in ihr nicht publik sind.
Ruth hat geschrieben: ↑Fr 3. Jun 2022, 11:48
Für mich ist es völlig befriedigend, wenn ich alles, was ich lese und höre selbst für mich danach prüfe, was ich nach meiner eigenen Erfahrung für hilfreich halte ....
Das ist ja auch in Ordnung. Nur dreht sich die Welt nicht nur um dich. Die Forschung muß per Definition universeller und ergebnisoffen denken, also über den glaubensideologischen Tellerrand hinausschauen. Die zirkelreferente Bestätigung eines Glaubenskonstrukts kann nicht Aufgabe der Forschung sein. Das ist das Feld der Glaubensideologen, und derer gibt es wahrlich genug.
Ruth hat geschrieben: ↑Fr 3. Jun 2022, 11:48
.... und kann/konnte sich und seine Einstellung ändern ... so wie es jeder Mensch kann ... und meiner Meinung nach auch öfter mal tun sollte.
Veränderung sind die besten Zeichen von Lebendigkeit. Da wo das Leben starr und eingemeißelt auf festgeschriebene "Gesetze" ruht, ist das Leben nicht mehr, als ein Fossil aus der (eigenen) Vergangenheit. ***
Genau so ist es. Das ist auch ein starkes Gegenargument gegen die kirchlichen Dogmen, die ja ein ausdrückliches Denkverbot darstellen. Veränderung ist hier ausdrücklich nicht gewünscht. Die Kirche hat sich in ein Korsett gezwängt, aus dem sie sich nicht mehr befreien kann. Nicht mal der Papst kann ein Dogma aufheben.
Man kann das auch aktuell im säkularen Bereich sehen, welch fatalen Auswirkungen es hat, alte Gesetze nicht an moderne Zeiten anzupassen.
So stammen die Waffengesetze in den USA teilweise noch aus dem 18. Jahrhundert, als mit Vorderladern geschossen wurde. Ohne Anpassung der Gesetze gelten diese auch für heutige moderne halbautomatische Schnellfeuergewehre. Und dann wundert man sich, dass es bei Amokläufen so viele Tote gibt.